Für viele war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Verkehrstote in der neuen Pfändertunnel-Röhre zu beklagen sein wird. Schließlich ereigneten sich seit der Eröffnung am 25. Juni bereits vier Unfälle mit insgesamt 13 verletzten Personen. Am Montag um 13.20 Uhr musste dann ein Todesopfer beklagt werden. Eine 21-jährige Frau erlag noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen.
Erbarmungsloser Aufprall im Pfänder
Die Hohenweilerin war in Fahrtrichtung Tirol unterwegs, als sie in der Mitte des Tunnels mit ihrem Pkw aus unbekannter Ursache auf die Gegenfahrbahn geriet. Sie kollidierte mit einem entgegenkommenden Lkw. Der Aufprall war laut, hart und erbarmungslos. Die Front des Pkw wurde komplett zusammengedrückt, der Lkw an die Tunnelwand geschoben. Das Auto schleuderte in weiterer Folge zurück auf die eigentliche Fahrspur und kam einige Meter weiter zum Stehen. Nach Angaben der RFL geriet der Wagen anschließend auch noch in Brand. Andere Verkehrsteilnehmer hätten die Flammen jedoch mithilfe eines Feuerlöschers rasch eindämmen können. Die Rettungskräfte konnten die Frau nur noch leblos aus dem Wrack schneiden.
2,4 Unfälle im Juli
Rund 30.000 Fahrzeuge quälen sich täglich durch die Pfändertunnel-Röhre. Da ist es fast schon verständlich, dass Unfälle nicht ausbleiben. Im ersten Halbjahr kam es in der ersten Pfänderdurchfahrt allerdings gerade einmal zu 19 Unfällen. In den drei Wochen der zweiten Röhre waren es schon fünf. Eine beunruhigende Quote. Vor allem wenn man bedenkt, dass seit 2005 durchschnittlich 46 Unfälle pro Jahr registriert und im Juli sogar nur durchschnittlich 2,4 Unfälle protokolliert wurden.
Ursachen für die Unfälle
Nun stellt sich die Frage: Liegt die Unfallhäufung an der zweiten Röhre? „Nein, das hat mit dem Tunnel absolut nichts zu tun“, ist sich Hubert Übelher, Chef der Autobahnpolizei Dornbirn, sicher. Denn er kennt die Gründe für die bisherigen Unfälle. „Das waren unter anderem ein zu geringer Seitenabstand, Sekundenschlaf, ein Achsbruch sowie in einem Fall gesundheitliche Probleme – der Fahrer hatte einfach Tunnelangst“, zählt der Experte menschliche und technische Gründe auf, die überall hätten auftreten können.
Nichtsdestotrotz werden sich Autobahnpolizei und ASFINAG am Donnerstag zu einem Evaluierungsgespräch zusammensetzen und zusätzliche Lösungen diskutieren. „Trotz höchster Sicherheitsvorgaben und
–standards im Pfändertunnel ist die ASFINAG bereit, weitere zusätzliche Verbesserungen in Abstimmung mit den Behörden und Einsatzkräften umzusetzen“, erklärt Pressesprecher Alexander Holzedl.
Nachbesserungen nötig
Dieses Vorgehen begrüßt Jürgen Wagner vom ÖAMTC sehr. Seiner Ansicht nach sind Nachbesserungen notwendig, um die individuellen Fehler der Fahrer ausgleichen zu können. „Es könnten reflektierende Mittellappen angebracht oder Gumminoppen angeklebt werden“, stellt der Verkehrsexperte zwei potenzielle Lösungen in Aussicht. Er könnte sich aber auch ein akustisches Signal vorstellen, dass den Fahrer – sobald er die Mitteltrennung überfährt – aufschreckt oder gar weckt.
Ob dieser Vorschlag tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, soll ebenfalls am Donnerstag diskutiert werden. Ein Anbieter wird den Verantwortlichen diese Technik näher bringen.
„Ich gebe aber zu bedenken, dass solch ein Signal ein Schock bei einem Fahrer auslösen kann. Eigentlich müsste man da Rallye-Fahrer sein, um noch richtig reagieren zu können“, stellt Hubert Übelher klar. Zudem müsse eine Nachbesserung auch zeitlich umsetzbar sein. Denn wenn das „Nadelöhr“ für ein paar Tage geschlossen bleibt, käme die Stadt Bregenz zum Erliegen. Geld sei jedoch kein Problem. „Die ASFINAG hat bisher noch nie am Geld gespart, wenn es darum ging, die Sicherheit zu erhöhen“, so Übelher.
Tunnelangst
Eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit offenbart übrigens die Tunnel-Angst der österreichischen Pkw-Lenker: Jeder vierte fürchtet sich, durch einen Tunnel zu fahren. Am Abend kam es rund um den Pfänder noch zu mehreren Auffahrunfällen.
Jürgen Wagner vom ÖAMTC
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