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Ungleiche Bedingungen für Kinder in der Corona-Krise: Gegensteuern gefordert

Das Lernen mit Kindern und das eigene Home Office müssen vielerorts derzeit unter einen Hut gebracht werden
Das Lernen mit Kindern und das eigene Home Office müssen vielerorts derzeit unter einen Hut gebracht werden ©Pixabay (Sujet)
Die aktuelle Situation wird teils sehr unterschiedlich erlebt: Die Bundesjugendvertretung (BJV) hat am Dienstag davor gewarnt, die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf Kinder außer Acht zu lassen.
Mehr Planbarkeit für Familien gefordert
Wie funktioniert Home Office mit Kindern?

Die Bundesjugendvertretung (BJV) appelliert an die Bundesregierung, die spezifischen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kinder zu berücksichtigen und Familien zu entlasten. Da Schulen und Kindergärten ausfallen, herrschten für Kinder derzeit "ungleiche Bedingungen", so BJV-Vorsitzende Caroline Pavitsits.

Kinder mit viel Unterstützung vs. überforderte Eltern

Während manche Kinder gewonnene Zeit mit ihren Eltern im Garten genießen können und Unterstützung für Home Schooling erhalten, wissen andere Familien nicht, wie sie den Alltag bewältigen sollen. Denn viele Eltern müssten weiter arbeiten und sollten gleichzeitig Unterricht sowie Kinderbetreuung übernehmen.

"Hier muss gegengesteuert werden, vor allem, da diese Situation noch mehrere Wochen oder Monate andauern wird", meinte Pavitsits.

Corona-Krise verstärkt bestehende Probleme

"Wir sehen, dass es in Bereichen, die bereits vor der Corona-Krise politisch zu wenig im Fokus standen, jetzt verstärkt Probleme gibt, sei es bei der Kinderbetreuung, der Digitalisierung der Bildung und dem Zugang zum Internet. Auch die Lage von Flüchtlingen oder von Gewalt betroffenen Kindern spitzt sich enorm zu", ergänzt BJV-Vorsitzender Derai Al Nuaimi.

Entlastung bei Kinderbetreuung und Unterricht

Al Nuaimi betont, wo derzeit dringender Handlungsbedarf für die Regierung besteht: "Familien brauchen Informationen über den Zeithorizont der Sperre von Schulen, Kindergärten und anderen Betreuungseinrichtungen. Außerdem braucht es rasch politische Einigung, wie mit Aufholbedarf und versäumten Lerninhalten umgegangen wird. Es darf nicht sein, dass in diesem Semester benotet wird wie bisher oder dass manchen Kindern Teile der Ferien gestrichen werden!"

Ganz besonders dringend ist eine Lösung im Bereich Kinderbetreuung: "Wir fordern eine verpflichtende Freistellung für Eltern, die Kinderbetreuung leisten müssen. Eltern brauchen rechtliche Sicherheit, sich ausreichend um ihre Kinder kümmern zu können, nachdem das öffentliche und private Netz eingebrochen ist", so Pavitsits.

BJV sieht Kinderrechte momentan gefährdet

"Trotz Gesundheitskrise braucht es gute Betreuung für alle Kinder. Die Einhaltung der Kinderrechte muss auch in dieser Ausnahmesituation gewährleistet werden", so Al Nuaimi und Pavitsits.

Die BJV sieht Kinderrechte derzeit v.a. in folgenden Bereichen gefährdet:

* GESUNDHEIT: Kinder, deren Eltern weiter ihrem Beruf nachgehen müssen, sind derzeit einem deutlich höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
* BILDUNG: Welchen Zugang Kinder zu Bildungsinhalten haben, hängt derzeit stark von den Möglichkeiten der Eltern, der Wohnsituation und der technischen Ausstattung ab
* WOHNEN: Die ungleiche Wohnsituation von Familien wirkt sich jetzt verstärkt auf Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten sowie auf Bildung und Freizeit aus.
* SPIEL UND FREIZEIT: Während manche Kinder im Garten spielen können, müssen sich andere auf beengten Wohnräumen aufhalten und haben keine Möglichkeiten für externe Freizeitgestaltung.
* FÜRSORGE: Wenn Eltern zu Hause arbeiten müssen, ist Betreuung nicht ausreichend möglich. Wenn Eltern auswärts arbeiten müssen, gibt es derzeit oft nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten.
* SOZIALE SICHERHEIT: Familien, die bereits von Armut bedroht und betroffen sind, trifft die Krise nochmal härter, zum Beispiel bei Wohnsituation oder Jobverlust. Übergangsmaßnahmen wie beim Unterhaltsvorschuss müssen langfristig sichergestellt werden.
* SCHUTZ UND SICHERHEIT: Die Problematik von Flüchtlingen spitzt sich aufgrund der gesundheitlichen Lage weiter zu. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen.
* GEWALTFREIES AUFWACHSEN: Durch Druck, Unsicherheit und dem Eingesperrtsein in einem Haushalt wird häusliche Gewalt steigen. Kinder haben es jetzt besonders schwierig, sich jemandem anzuvertrauen. Wichtig ist, Familien zu entlasten und zu gewährleisten, dass es ausreichend Unterstützung und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder gibt.

(apa/red)

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