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©Screenshots: Überwachungsvideo Flughafen Hohenems

Überwachungsvideo: So ging das Einbrecherduo am Flugplatz Hohenems vor

Zwei Vorarlberger versuchten Ende September am Flugplatz Hohenems ein Flugzeug zu kapern. Die Überwachungsvideos helfen nun dabei, den kuriosen Vorfall zu rekonstruieren.
Mit dem Flugzeug in die USA

Ein Flugzeug klauen und damit in die USA fliegen - diesen skurrilen Plan wollen zwei junge Männer in Hohenems umsetzen. Beim Versuch den Plan in die Tat umzusetzen werden sie geschnappt. Was wie die Handlung eines Kriminalfilmes klingt, passierte Ende September 2019 in Vorarlberg. "Am 30. September 2019 zwischen 00.00 und 05.25 fanden in diversen Objekten beim Flugplatz Hohenems Einbrüche statt. Die Polizei konnte die Täter (28 und 15 Jahre alt) stellen und festnehmen", heißt es im zugehörigen Polizeibericht. Bei den Tätern handelte es sich um Christopher B. (28) und Stefan P. (15), Objekt der Begierde war ein Flugzeug des Typs Pilatus PC-12.

Filmreifer Einbruch

30. September 2019, 0.30 Uhr: Auf dem Video der Überwachungskamera sieht man zwei Männer auf einem Quad. Mit dem Fahrzeug legt das Duo in den darauf folgenden viereinhalb Stunden weite Strecken auf dem Flugplatzgelände zurück. Ersten Halt machen sie beim Hangar mit der Drehbühne. "Dort haben sie eine Königsidee", erklärt Fessler. Beim Versuch, das Tor zu öffnen, knacken sie mit einem Schraubenzieher den Steuerungskasten an der Außenwand. Ganz wie im Film schließen sie Drähte kurz - ohne Erfolg: "Das Tor blieb verschlossen. Dafür ging das Steuergerät für die Drehbühne in die Binsen", so der Leiter des Flugplatzes. Ein am Quad befestigtes Stahlseil sprengt schlussendlich das Schloss. Das Objekt der Begierde finden sie im Hangar aber allem Anschein nach nicht, die Tour geht weiter über den Flughafen.

Jürgen Albrecht. ©Philipp Steurer

20.000 Euro Schaden

Jürgen Albrecht, seit 20 Jahren Polizeihubschrauberpilot, begegnete einem der Einbrecher ganz zufällig zwei Tage vor dem Verbrechen. "Das Rolltor stand offen. Ein Mann - wie ein Riese mit rotblonden Haaren - stand plötzlich in der Hubschrauberhalle", erzählt Albrecht auf VOL.AT-Anfrage. "Sandfarbener Militärrucksack, schwarze Nato-Jacke, zerfledderter, verpeilter Gesamteindruck. In gestelztem Dialekt wollte er wissen, wo die Jets nach Italien parken", beschreibt er. "Zwei Wahnsinnige!", meint der Helikopterpilot. Immerhin seien die beiden keine Vandalen gewesen, verdeutlicht Fessler. Zwar hätten sie die Tore und Türen zerstört, die Flugzeuge seien aber verschont geblieben. Der geschätzte Sachschaden liegt bei 20.000 Euro.

Mit Quad vollgas gegen das Tor

4.40 Uhr. Einer der Männer fährt mit dem Quad vollgas gegen das Tor des Hangar 7. Dort steht die Pilatus PC-12, Kennung HA-FOS, Privateigentum eines Liechtensteiner Industriellen, der einzige Flieger am Flughafengelände mit Druckkabine. Das Flugzeug hat laut Hersteller aber - je nach Beladung - nur eine Reichweite von knapp 3.000 Kilometer. Aeorkurier gibt die maximale Reichweite mit rund 4.000 Kilometer (Überführungsflug ohne Beladung) an.

Günstiger Westwind

Man hört das Duo auch reden. "Achtung!", ruft einer der beiden, als er mit dem Quad Anlauf nimmt. Der andere drängt zur Eile: Der "Westwind" stehe günstig zum Abheben. "Pronto!", hört man, als das Tor geknackt ist. Das Filmmaterial zeigt unscharf den älteren der beiden, wie er mit einer Taschenlampe durch den Hangar schleicht. Der Jüngere folgt ihm rasch, im Hintergrund hört man das Geheule der Alarmanlage.

Abflugbereit und frisch geduscht

Die beiden bereiten sich anscheinend auf die Reise vor: Sie plündern die Bar im Hangar 7, nehmen alles von Chips bis hin zu Whiskey und eine Monte Christo in einer Lederhülle mit und stopfen es in eine "Metro"-Plastiktüte. Gegen 5.25 Uhr trifft die Polizei mit Blaulicht am Flugplatzgelände ein. Der ältere der beiden sitzt bereits abflugbereit auf einem der sechs Ledersitze der PC-12, hat die Tasche neben sich. Er wirkt verwirrt, fragt die Beamten, ob sie Piloten seien. Noch im Flugzeug wird er verhaftet. Sein Komplize wollte sich vor dem Trip nach Amerika offenbar noch frisch machen: Die Polizei ertappt ihn geduscht und mit einem Handtuch um die Hüfte. Beide werden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, der 15-Jährige wird in die Justizanstalt eingeliefert.

(Red.)

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