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Überhöhte Honorare kassiert: Werberin vor dem Wiener Landesgericht

Der Prozess wird sich über mehrere Tage hinziehen.
Der Prozess wird sich über mehrere Tage hinziehen. ©APA/Helmut Fohringer (Themenbild)
Die Chefin einer auf Direkt Marketing spezialisierten Firma soll überhöhte Honorare kassiert haben. Der Prozess findet derzeit am Wiener Landesgericht statt.

Wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs ist am Montag die Chefin einer auf Direktmarketing spezialisierten Werbe- und PR-Firma vor dem Wiener Landesgericht gestanden. Die Angeklagte hatte jahrelang als Sub-Unternehmerin für eine andere Agentur die an Spender gerichteten Postwurfsendungen eines karitativen Vereins miterstellt. Dabei soll sie erhöhte Rechnungen gelegt und sich rund 515.000 Euro erschlichen haben.

Die Angeklagte, die seit 35 Jahren in der Werbebranche tätig ist, bestritt die Vorwürfe entschieden. “Ich lebe zu 99 Prozent von Empfehlungen. Ich kann nicht sagen, dass ich je einen unzufriedenen Kunden oder ein Reklamationsschreiben gehabt habe.” Sie arbeite 16 Stunden täglich, bei Bedarf sieben Mal in der Woche, ihr Unternehmen sei in der Branche als “aufrichtig und loyal” bekannt. Daher sei es “ein Riesenschock” gewesen, als sie von den gegen sie gerichteten Ermittlungen erfuhr: “Ich weiß bis dato nicht, was ich falsch gemacht habe.”

Frau verrechnete jahrelang überhöhte Kosten

Von 2006 bis 2013 war die Angeklagte als Sub-Unternehmerin für eine andere Agentur tätig, die für einen bekannten, von Spenden finanzierten karitativen Verein Postwurfsendungen und Spendenaufrufe erstellte. Während der eigentliche Vertragspartner für den kreativen Bereich zuständig war, oblag der Angeklagten die Umsetzung und die Produktion der Drucksorten.

“Sie hat jahrelang unter Ausnutzung des Vertrauensverhältnisses überhöhte Kosten verrechnet”, stellte Staatsanwältin Martina Semper eingangs der Verhandlung fest. “Es hat keine Täuschung gegeben. Sie hat ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllt und abgegolten bekommen”, hielt dem Verteidiger Lukas Kollmann entgegen. Im Direkt Marketing gebe es – anders als in anderen Branchen – keine fixen Tarife für erbrachte Leistungen: “Was vereinbart ist, das gilt.” Die Verhandlung ist auf mehrere Tage anberaumt.

Für karitativen Verein geworben: Werberin kassierte auch für Vorträge

Neben der Produktion von Postwurfsendungen stellte die Werberin dem betroffenen Verein auch Präsentationen zum Fundraising in Rechnung. Unter den Schlagwörtern “In zehn Schritten zu hohen Spenden” oder “Gebrauchsanweisung zur Geldbeschaffung” gab sie ihr Wissen weiter. Skurrilerweise wurde ausgerechnet die Gebrauchsanweisung zur Geldbeschaffung dem Verein zwei Mal in Rechnung gestellt.

Wie der in diesem Fall zum Sachverständigen bestellte Experte für Unternehmensberatung und Kommunikation, Georg Jeitler, bei der Aufarbeitung der sichergestellten Unterlagen entdeckte, hatte der Verein erstmals 2004 für eine Präsentation zu diesem Titel bezahlt. Gestaltet war der Vortrag damals von jener Agentur worden, die später die Angeklagte als Subunternehmerin einsetzte. 2009 bekam die Angeklagte dann für eine Präsentation mit genau demselben Titel Geld.

Damit konfrontiert, versicherte die Angeklagte, es habe sich nicht um denselben Inhalt gehandelt. Sie habe selbstverständlich Adaptierungen und Verbesserungen an der ursprünglichen Arbeit vorgenommen.

(APA/Red)

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