Über 120 Tote nach Gebäude-Einsturz in Bangladesch
In dem Haus befanden sich im Erdgeschoß und in der ersten Etage viele Geschäfte und eine Bankfiliale, im zweiten bis sechsten Stock nähten Textilarbeiter, wie Rettungskräfte berichteten. Die meisten der Toten sind nach offiziellen Angaben Frauen, die in den vier Fabriken arbeiteten. Bilder zeigten, dass das Betongebäude im Gebiet Savar, etwa 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Dhaka, im hinteren Teil fast ganz in sich zusammengefallen war.
Überlebende berichteten, dass das Haus “Rana Plaza” bereits am Dienstag Risse zeigte und sie deswegen nicht mehr darin arbeiten wollten. “Aber die Manager der Fabrik zwangen uns”, sagte eine Textilarbeiterin. Der Direktor der Polizeieinheit für Industrie, Mustafizur Rahman, beschuldigte die Fabrikbesitzer, sie hätten Warnungen der Polizei nicht beachtet. “Sie haben nicht auf uns gehört.” Innenminister Muhiuddin Khan Alamgir sagte Medien, das Gebäude könnte wegen fehlerhafter Bauweise eingestürzt sein.
Baumängel und fehlende Sicherheitsmaßnahmen führen immer wieder zu Unglücken in Bangladesch: Im Jahr 2005 starben 64 Menschen gar nicht weit vom Unfallort, als ihre Textilfabrik in sich zusammenstürzte. Und erst im November waren 112 Arbeiter in einem Fabrikfeuer ums Leben gekommen.
Kleidung ist Bangladeschs Hauptexportgut, 79 Prozent der Ausfuhren sind Textilien, die vor allem nach Europa und in die USA geliefert werden. In dem nun zerstörten Gebäude soll laut dem Textilproduktions- und Exportverband Bangladeschs auch die Firma Ether-Tex nähen lassen haben, die unter anderem für C&A und Kik produzierte. Die beiden Unternehmen erklärten am Mittwoch jeweils, nicht in der Unglücksfabrik produziert zu haben.
Die Regierung erklärte diesen Donnerstag zum offiziellen Trauertag. Auf Regierungsgebäuden und vielen Privathäusern würden schwarze Flaggen gehisst, um der Opfer zu gedenken, sagte ein Sprecher in Dhaka.
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