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Überflutungen durch Hurrikan "Dennis"

Die Ortschaft St. Marks südlich der Hauptstadt Tallahassee stand noch Stunden, nachdem das gefährliche Sturmtief ins Landesinnere weitergezogen war, einen Meter unter Wasser.

Von Mississippi bis Florida wurden zunächst keine Todesopfer gemeldet. „Dennis“ hatte in Haiti und Kuba rund 30 Menschen in den Tod gerissen. Die Wirtschaftsagentur Bloomberg zitierte Versicherungsexperten, die den Schaden auf drei bis acht Milliarden Dollar (bis zu 6,72 Mrd. Euro) schätzten.

Das Auge des Sturms traf nach Angaben des Hurrikan-Zentrums in Miami um 20.25 Uhr (MESZ) zwischen Pensacola Beach und Navarro Beach auf Land. In Pensacola rissen die Sturmböen, die mit fast 200 Kilometern über die Küste fegten, Dächer ab. Vor laufenden Kameras krachte ein vier Meter breites schweres Reklameschild von einem hohen Pfosten auf die Straße.

In Crestview wurde das Dach eines Hotels wie der Deckel einer Sardinenbüchse hochgerollt. 100 Menschen, die dort Zuflucht gesucht hatten, wurden in der nahe gelegenen Grundschule in Sicherheit gebracht.

In Panama City war der Strand nicht mehr sichtbar. Die Wellen schwappten über die Uferstraße bis an die Häuser heran. Überall waren auf den Straßen entwurzelte Bäume zu sehen. Ganze Landstriche waren ohne Strom, weil die Leitungen heruntergerissen waren.

St. Marks war besonders stark betroffen. Das Fischerdorf liegt mehrere Kilometer von der Küste entfernt im Landesinneren. Die Wassermassen waren jedoch in den Oliver Creek gedrückt worden und hatten die Hauptstraße innerhalb von Minuten unter Wasser gesetzt. Einwohner standen bis zu den Achseln im Wasser. Rettungskräfte waren mit Booten unterwegs.

Das Fischerdorf liegt mehr als 300 Kilometer östlich des Strandes, wo das Auge des Hurrikans an Land kam. Das entspricht den Vorhersagen der Meteorologen: Die stärksten Winde und größten Sturmfluten passieren am oberen rechten Ende des Wirbelsturms. Hurrikans drehen auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel in anderer Richtung.


Von Mississippi bis Florida bereiteten sich Rettungskräfte auf das Schlimmste vor.

Das schwere Sturmtief kündigte sich im Morgengrauen mit heftigen Niederschlägen und Windböen an. Das Auge des Hurrikans mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 230 Kilometern in der Stunde wurde erst im Laufe des Nachmittags – nach 20.00 Uhr MESZ – an Land erwartet.

„Wir sind so gut vorbereitet wie es irgend geht“, sagte der Bürgermeister von Mobile in Alabama, Michael Dow, im US-Fernsehen. Die kleine Ortschaft lag schon im vergangenen September in der Zerstörungsschneise von Hurrikan „Ivan“. In Notunterkünften starrten die Menschen gebannt auf die Fernsehschirme. In den Computeranimationen lag ihre Ortschaft exakt in der Schneise des Hurrikans. An vielen Häusern sind dort noch heute die Schäden von „Ivan“ zu sehen.

„Dennis“ sah auf den Radarschirmen der Meteorologen mit seinem klar definierten inneren Wirbel noch gefährlicher aus. Beim Bürgermeister wurden Erinnerungen an Hurrikan „Frederick“ wach, der 1978 in der Gegend Chaos anrichtete.

An dem gesamten Küstenstreifen waren mehr als eine Million Menschen aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Der Einsatzleiter der Rettungskräfte in Escambia County (Florida), Matthew Lopez, sagte, die meisten Leute hätten die Ratschläge befolgt. Die Straßen seien wie ausgestorben.

„Die schärfsten Winde und größten Zerstörungen sind immer am rechten oberen Rand des Sturmsystems zu erwarten, also in diesem Fall in Nordflorida“, sagte der Sprecher des Hurrikan-Zentrums in Miami, Frank Lepore. Hurrikans drehen auf Grund der Erdrotation auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel andersherum.

„Fatal ist, dass der Hurrikan die aufgepeitschten Wassermassen hier in eine Bucht drückt, wo es dafür kein Entrinnen gibt.“ Die Sturmflut könne bis zu sechs Metern über normal liegen. Weil die Küstengewässer hier auch äußerst seicht sind – an manchen Stellen kann man hunderte Meter ins Meer hinauswaten – könnte der Küstenstreifen kilometerweit überflutet werden.

„Dennis“ hatte die Inselkette der Keys in Südflorida am Samstag mit heftigen Niederschlägen gestreift. Dort wurden ein paar Bäume entwurzelt, größere Schäden blieben aber aus. So glimpflich kamen Haiti und Kuba nicht davon. Die vorläufige Bilanz dort: mehr als 30 Tote. Im Golf von Mexiko waren mehr als 1.000 Ölarbeiter von Plattformen in Sicherheit gebracht worden. Rund 15 Prozent der dortigen Ölförderung wurde vorsorglich schon Ende vergangener Woche eingestellt. Sorge über die Ölversorgung hatte die Ölpreise bereits in die Höhe getrieben.

Die Hurrikan-Saison hat mit dem gefährlichen „Dennis“ in diesem Jahr ungewöhnlich früh begonnen. Schon das vergangene Jahr war verheerend: „Charley“, „Frances“, „Ivan“ und „Jeanne“ fegten über die Karibik und den Golf von Mexiko, kosteten Dutzende Menschen das Leben und richteten Schäden von gut 20 Milliarden Dollar (derzeit: 16,7 Milliarden Euro) an. In Pensacola zeigten sich die Einwohner stoisch: „Wir kommen zurück!“ stand an Häuserwände gekritzelt, und: „Gott schütze uns“.

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