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Turnusärzte müssen immer öfter die Lückenbüßer spielen

In den Krankenhäusern mangelt es an allen Ecken und Enden an Personal.
In den Krankenhäusern mangelt es an allen Ecken und Enden an Personal. ©Bilderbox
Feldkirch - Offene Turnusarztstellen in Vorarlberg können kaum besetzt werden. Zusätzliche Nachtdienste belasten die Ärzte.

Die Reihen der Führungskräfte im LKH Feldkirch lichten sich weiter. Nach Gynäkologie-Primar Peter Schwärzler muss das Schwerpunktkrankenhaus mit DDr. Archibald von Strempel (61) bald einen weiteren Abgang verkraften. Der Leiter der Orthopädie geht im Laufe des Sommers in Pension. Doch nicht allein der Verlust von Spitzenmedizinern sorgt bei Patienten für Unsicherheit. Auch der Mangel an Turnusärzten macht sich immer stärker bemerkbar. Von den insgesamt 108 Turnusstellen, die es in den fünf Landeskrankenhäusern gibt, sind sieben derzeit nicht besetzt. Als Folge davon müssen die verfügbaren Turnusärzte immer öfter Lückenbüßer spielen und, mehr oder minder freiwillig, zusätzliche Nachtdienste auf anderen als den ihnen eigentlich zugeteilten Abteilungen übernehmen.

Schließung abgewendet

Auf der Unfallchirurgie des LKH Feldkirch wurde ob der steigenden Belastungen der diensthabenden Mediziner kurzfristig sogar überlegt, das Schockraum-Konzept zu ändern bzw. den Schockraum in solchen Nächten zu schließen. Es blieb letztlich beim Gedanken. Schließlich stelle der Schockraum eine wesentliche Einrichtung dar, so der Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), Dr. Gerald Fleisch. Hier erfolgt die Erstversorgung von schwerst- und lebensbedrohlich verletzten Personen. Fleisch räumt jedoch ein, dass die Turnusärzte „momentan nicht Schlange stehen“ und jene, die da sind, auf anderen Stationen aushelfen müssten. Das sei auch bei der Unfallchirurgie der Fall gewesen. „Uns fehlen zu viele“, bestätigt der KHBG-Direktor. Doch man habe bereits reagiert.

Mehr Sonderurlaubstage

Seit Jänner gibt es mehr Ausbildungsunterstützung, eine Überstundenpauschale und 11 statt 5 Sonderurlaubstage. Außerdem werden die Stellen für Dokumentationsassistenten ausgebaut, um Turnusärzte von administrativen Aufgaben zu entlasten. Das Wichtigste aus Sicht des KHBG-Direktors sind allerdings klare Ausbildungskriterien für angehende Mediziner. „Turnusärzte sollten fix einer Abteilung zugeteilt bleiben“, meint auch Fleisch. Um das bewerkstelligen zu können, braucht es jedoch genügend Personal. Das es vorderhand nicht gibt. Noch bis Anfang letzten Jahres konnten die Spitäler auf Wartelisten zurückgreifen. Diese Zeiten sind nun vorbei.

1,4 Millionen eingespart

Ein weiterer ärztlicher Kritikpunkt sind immer wieder die fehlenden OP-Kapazitäten. Derzeit ist ein fünfter OP-Saal in Bau. Er soll im Herbst fertig sein. Allerdings fehlt noch ausreichend Anästhesie-Personal. Fleisch: „Wir hoffen aber, bis dahin gerüstet zu sein.“ Erfreulicheres gibt es von anderer Front zu vermelden. Zentralküche und Versorgungsspange sind um 1,4 Millionen Euro billiger gekommen. Veranschlagt waren 28 Millionen Euro. „Das eingesparte Geld kann in Personal investiert werden“, hätte der KHBG-Direktor denn auch gleich einen Verwendungsvorschlag.

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