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Tumult nach "Kanli Postal": Kurden distanzieren sich von Gewalt - nicht von PKK

Der Konflikt vor dem Safak-Verein sei nicht im Sinne des Kurdischen Rats gewesen.
Der Konflikt vor dem Safak-Verein sei nicht im Sinne des Kurdischen Rats gewesen. ©VOL.AT/Vlach
Dornbirn - Der Rat der Kurdischen Gesellschaft Vorarlberg sei gegen den Aufmarsch von Kurden vor dem Safak-Vereinslokal gewesen. Mit der Spende werde zwar nicht die PKK unterstützt - distanzieren will man sich von ihr aber auch nicht.
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Vier Tage nach dem Tumult vor dem Safak-Vereinslokal in Dornbirn äußert sich nun auch Organisator der Filmvorführung, der Rat der Kurdischen Gesellschaft, zu den Vorkommnissen. Es habe sich dabei um eine eigenständige Aktion der Beteiligten gehandelt, der Verein habe sich im Vorfeld klar dagegen ausgesprochen. “Die beteiligten Jugendlichen werden sich nun verantworten müssen”, sieht Vereinsobmann Ali* die Verantwortung bei den Beteiligten.

Jugendliche seien nicht auf Gewalt aus gewesen

Die überwiegend jungen Beteiligten hätten vor dem Vereinslokal nur eine – unangemeldete – Demonstration geplant, versichert er Gespräch mit VOL.AT. Vor Ort hätten sie sich durch die anwesenden Vereinsmitglieder provozieren lassen, als diese die Fahrzeuge der Kurden beschädigt hätten. Was daraufhin geschehen ist, wisse man nur aus den Schilderungen der Anwesenden. Jedoch habe auch die Polizei keinerlei Waffen bei den beteiligten Kurden festgestellt, betont der Rat der Kurdischen Gesellschaft.

Stimmung unter jungen Kurden sei aufgeheizt

Als Auslöser macht Ali die aktuelle Bürgerkriegssituation in den kurdisch besiedelten Gebieten der Osttürkei aus. Auch die Safak-Kritik an der Vorführung habe ihren Teil beigetragen sowie Gerüchte, dass sich Vorarlberger Türken bei den Kämpfen gegen die PKK beteiligen. Zwar sei der Kauf der Kinokarten mit einer Spende verbunden gewesen. Diese gehe jedoch an den von den Kämpfen betroffenen Gebiete und nicht an die als Terrororganisation eingestufte PKK. Dies werde man auch durch den Spendenbeleg beweisen.

Kurdischer Rat: PKK die Armee der Kurden

Dennoch, von der PKK an sich will sich der Rat der Kurdischen Gesellschaft nicht distanzieren. Aus ihrer Sicht verteidige diese die bis zu 20 Millionen in der Türkei lebenden Kurden und demokratisch gesinnten Menschen Mesopotamien vor den Angriffen einer faschistisch agierenden Türkei, die Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung der Osttürkei begehe. Sie sind überzeugt, für die türkische Armee zähle jeder Kurde als Terrorist, allein aufgrund seiner Herkunft.

Anerkennung statt eigener Staat

Der PKK gehe es nicht um einen kurdischen Staat, sondern um die Anerkennung des kurdischen Volks, dessen Kultur und Sprache. Dass die PKK weiterhin in Europa als Terrororganisation gilt, liege nur am Druck der Türkei, ist man beim Rat der Kurdischen Gesellschaft überzeugt. Gleichzeitig erklärt die ihr nahestehende syrische PYD die Autonomie der kurdischen Gebiete in Syrien.

Zweifel an Safaks Demokratiebekenntnis

Der Verein Safak teile das extrem nationalistische bis faschistische Gedankengut der Grauen Wölfe, ist man beim Rat der Kurdischen Gesellschaft überzeugt. Das Bekenntnis des Safak zu demokratischen Grundwerten zweifelt Ali daher an. Schließlich würden Demonstrationen der Kurden immer wieder gestört. “Das ist die Demokratie, wie sie sie kennen: Nur sie haben recht, alle anderen nicht.”
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*Aus Angst vor Aktionen nationalistischer Türken will der laut eigener Angabe ethnische Türke anonym bleiben. Wer sich für die Rechte der Kurden einsetze, müsse in Vorarlberg mit Verunglimpfungen und Gewaltandrohungen durch nationalistische Türken rechnen. Das Gespräch fand über einen vom Rat der Kurdischen Gesellschaft gestellten Dolmetscher statt.

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