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Türtscher sieht Niveau sinken

Bildungsexperte Wolfgang Türtscher sieht Niveau sinken.
Bildungsexperte Wolfgang Türtscher sieht Niveau sinken. ©Harald Pfarrmaier

Bregenz. (hapf) Der im Entwurf für die Deutsch-Zentralmatura vorgesehene Verzicht auf Literaturkenntnisse ist für Bildungsexperte und ÖAAB-Lehrerobmann Wolfgang Türtscher nicht nachvollziehbar. Gesichertes Wissen werde immer mehr durch Kompetenzen ersetzt. Im Unterricht der Oberstufen komme es so zu einer deutlichen Abwertung der Literatur.

Der jüngste Entwurf für die Reifeprüfungsverordnung der Zentralmatura sieht in der schriftlichen Klausur in Deutsch den Verzicht auf Kenntnisse der deutschen Literatur vor. Verlangt würden nur sogenannte Kompetenzen, etwa in der Texterstellung und Textanalyse. „Die Literatur wird damit ihres Eigenwerts beraubt und auf bloßes Beispielmaterial für eben diese Kompetenzen reduziert“, beklagt Türtscher.

Gerade der Literaturunterricht sei es, der jungen Menschen in besonderer Weise Einsichten sowohl über vergangene Epochen als auch über ihre eigene Gegenwart eröffne. Wie kein anderer Gegenstand fördere er Spracherwerb, Reflexionsfähigkeit, Empathie und Kulturverständnis.

Türtscher fordert eine Orientierung am hessischen Landesabitur. Vor fünf Jahren eingeführt, müssen dabei ausgesuchte Werke der deutschen Literatur im Unterricht behandelt werden, die dann auch Gegenstand der Reifeprüfung sind. Das Kultusministerium gibt für jeden Jahrgang eine Liste mit verbindlicher Lektüre vor, die etwa für den laufenden Abiturlehrgang Werke von Büchner, Goethe, Schiller, Fontane, Kafka, Wolf und Brecht umfasst. Manche Werke wechseln von Jahr zu Jahr, andere bilden einen festen Stamm. „Goethes Faust gehört immer dazu,“ erklärt die Frankfurter Bürgermeisterin und Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen).

Für den Vorarlberger Bildungsexperten würde es Sinn machen, auch in Österreich der Literatur den verdienten Stellenwert zu erhalten. Türtscher fordert eine Übernahme des hessischen Landesabiturs: „Die Übernahme der hessischen Bestimmungen wäre leicht möglich. Es müsste dazu lediglich die erste Reifeprüfung um zwei Jahre auf das Jahr 2016 verschoben werden, was auch aus anderen Gründen sehr sinnvoll wäre.“

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