Wenn am Sonntag, dem 31. Mai, um 19.00 Uhr die diplomatischen Vertretungen in Österreich schließen, wird es kein banges Warten um die ausgezählten Stimmen der “Gurbetciler”, also der “in der Fremde lebenden” Türken, geben. Es ist davon auszugehen, dass Recep Tayyip Erdogan und die islamisch-konservative AKP die Stimmenmehrheit in Österreich erhalten wird.
Fast 32.000 Austrotürken gingen zur Wahl
Wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete, sind in Österreich bis Freitag 31.997 Austrotürken zur Wahl gegangen. Die Auszählung der österreichischen Stimmen erfolgt in der Türkei, das Wahlergebnis wird am 7. Juni gemeinsam mit den landesweiten Hochrechnungen bekannt gegeben.
Die Parlamentswahlen 2015 werden in der Türkei als Schicksalswahlen gehandelt. Wenn die Regierungspartei AKP die nötige Drei-Fünftel-Mehrheit des Parlaments erreicht, ist für Erdogan der Weg für ein Präsidialsystem mittels Referendum geebnet.
Bei Erdogans Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten im August 2014 fiel ein Großteil der in der Alpenrepublik abgegebenen Stimmen an ihn. Nach den Angaben von Mitgliedern des Vereins UETD Austria (Union europäisch-türkischer Demokraten) – sie gelten als der verlängerte Arm der Regierungspartei AKP – waren 107.336 Türken zum Urnengang in Österreich zugelassen.
Nur ein Teil der Wählerschaft lässt sich motivieren
Die Auslandsorganisationen der AKP scheinen trotz massiver Mobilmachung nur einen Teil ihrer Wählerschaft zum Urnengang motiviert zu haben. Laut den Zahlen der AKP Wien, die sie am 26. Mai auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte, sind europaweit insgesamt nur rund 20 Prozent der türkischen Stimmberechtigten dem Wahlaufruf gefolgt.
In Österreich leben nach Daten der Statistik Austria rund 275.000 Menschen mit türkischen Wurzeln. Davon besitzen knapp 115.000 türkische Pässe, etwa 160.000 sind österreichische Staatsbürger. Basierend auf den Angaben der Medienservicestelle für neue Österreicher aus dem Vorjahr waren rund 90.000 Türken über 18 Jahre zur Stimmabgabe berechtigt.
Wahllokale in Wien, Salzburg und Bregenz
Die Wahllokale in den konsularischen Vertretungen in Wien, Salzburg und Bregenz waren in den vergangenen Wochen täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr besetzt, um den im Ausland lebenden türkischen Staatsbürgern die Stimmabgabe zu ermöglichen. Bis zum 7. Juni bleiben die Wahllokale an 33 Grenzübergängen weiter geöffnet.
Erdogan, der im Vorjahr mit umstrittenen Auslandsauftritten um die Stimmen der in Europa lebenden 2,9 Millionen Türken warb, hat das Staatspräsidentenamt mit über 50 Prozent der Wählerstimmen gewonnen. Bei den Auslandstürken hat “der Meister” die Mehrheit der abgegebenen Stimmzettel für sich reklamiert.
Die Wahlbeteiligung der “Gurbetciler” im Jahr 2014 blieb aber enttäuschend gering. Weniger als zehn Prozent haben sich überhaupt für die Wahl registriert. In Österreich haben sich nur rund 6.600 Türken ins Wählerregister eingeschrieben. Die AKP hatte daraufhin die oberste Wahlbehörde YSK (Yüksek Secim Kurulu) beschuldigt, die Stimmabgabe im Ausland unnötig verkompliziert zu haben.
(APA)
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