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Trotz Support-Ende: Britisches Ministerium beschafft 30.000 Windows-10-PCs

Microsoft hat den Support für Windows 10 im Oktober 2025 eingestellt.
Microsoft hat den Support für Windows 10 im Oktober 2025 eingestellt. ©APA/AFP
Obwohl Microsoft den Support für Windows 10 eingestellt hat, beschafft das britische Umweltministerium 30.000 neue Geräte mit genau diesem System – aber warum?

Nur wenige Wochen nach dem offiziellen Support-Ende für Windows 10 hat das britische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium (DEFRA) einen Großauftrag über rund 30.000 neue Laptops vergeben – mit vorinstalliertem Windows 10.

Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Erneuerungsprojekts, mit dem ältere Arbeitsplätze in der Behörde modernisiert werden sollen. Die Anschaffungskosten liegen laut Ministeriumsangaben bei 312 Millionen Pfund, das entspricht etwa 355 Millionen Euro.

Ablöse für Windows 7

Die neuen Geräte ersetzen rund 30.000 Computer, die bislang noch mit dem Betriebssystem Windows 7 betrieben wurden. Der Support für Windows 7 lief bereits im Oktober 2024 endgültig aus. DEFRA betont, mit dem Umstieg auf Windows 10 die IT-Sicherheit und Effizienz verbessern zu wollen. In einem Bericht an den britischen Rechnungshof spricht der interimistische Spitzenbeamte David Hill von einem notwendigen Schritt zur Stabilisierung der technischen Infrastruktur.

Kostenpflichtige Sicherheitsupdates notwendig

Allerdings hat auch Windows 10 sein offizielles Support-Ende bereits hinter sich. Seit 14. Oktober 2025 stellt Microsoft keine regulären Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung. Um dennoch weiterhin kritische Updates zu erhalten, muss DEFRA auf das kostenpflichtige Extended-Security-Update-(ESU)-Programm zurückgreifen.

Dieses Programm richtet sich an Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die nicht sofort auf Windows 11 umsteigen können oder wollen. Die jährlichen Kosten dafür steigen schrittweise an. IT-Experten rechnen über einen Zeitraum von drei Jahren mit Zusatzkosten in Millionenhöhe.

Upgrade-Fähigkeit nicht bestätigt

Ob die neu angeschafften Geräte für ein späteres Upgrade auf Windows 11 geeignet sind, wurde nicht mitgeteilt. Auch blieb offen, ob innerhalb der Behörde Anwendungen oder Sicherheitszertifizierungen vorliegen, die aktuell noch nicht mit Windows 11 kompatibel sind. In vergleichbaren Fällen verzögern technische Vorgaben, Softwareabhängigkeiten oder interne Standards den Umstieg auf neue Betriebssystemgenerationen.

Verwaltungen oft mit überholter IT

DEFRA ist kein Einzelfall. Weltweit arbeiten Behörden teils noch mit deutlich älteren Systemen. In deutschen Amtsstuben sind Faxgeräte weiterhin in Verwendung, obwohl ihre Nutzung etwa im Gesundheitswesen seit Juli 2024 stark eingeschränkt ist.

In den USA sind in einzelnen Flughäfen oder militärischen Einrichtungen noch Diskettenlaufwerke oder Windows-95-Systeme im Einsatz. Auch der britische Gesundheitsdienst NHS war 2017 Ziel eines massiven Ransomware-Angriffs, bei dem ungepatchte Windows-XP- und Windows-7-Systeme eine zentrale Schwachstelle darstellten.

Finanzielle Details bleiben offen

Unklar bleibt, wie sich die veranschlagten 312 Millionen Pfund auf die einzelnen Projektbestandteile verteilen. Ob neben der Hardware auch IT-Infrastruktur, Softwarelizenzen oder Dienstleistungen enthalten sind, geht aus den bisher bekannten Informationen nicht hervor.

Die Tatsache, dass in einer groß angelegten Modernisierungsmaßnahme ausgerechnet ein System ohne regulären Support eingesetzt wird, sorgt dennoch für öffentliche Kritik – nicht zuletzt mit Blick auf die langfristige IT-Sicherheit und die zusätzlichen Ausgaben für den verlängerten Update-Zugang.

(VOL.AT)

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