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Triumphbild aus Gold und Edelsteinen

Bregenz - Normalerweise kriegt es niemand zu Gesicht. Außer die Zisterziensermönche, die sich in der kleinen Kapelle nahe der Sakristei der Mehrerauer Abteikirche versammeln.

In der klösterlichen Klausur hat sonst niemand Zutritt. Dort steht das Wettinger Prachtkreuz im Licht einer kunstvoll geschaffenen Glasmalerei. Für die „VN“ hat es Abt Kassian Lauterer anlässlich des heutigen Karfreitags in die ab 15 Uhr im Gebet der Todesstunde Christi erinnern.

Aus dem Elsass?

Das fast 60 cm hohe Kreuz hat eine bewegte Vergangenheit. Es wurde um 1260 gefertigt, vermutlich in Straßburg. Im Geburtsjahr des Meisters Eckhart, als Albertus Magnus, Bischof von Regensburg, und Thomas von Aquin bereits deutlich aus seinem Schatten getreten waren.

Das Kreuz ist prachtvoll: Vergoldetes Silber ummantelt einen Nadelholzkern, getrieben, gegossen und ziseliert, über und über mit Steinen, Gemmen und Bergkristall besetzt. Winzige Löwen und Adler und Weinlaub trieb der Goldschmied aus dem Metall. „Ein Zeichen des Triumphes“ ist das Kreuz, sagt Abt Kassi-Doch davon später. 1638 also lag das Kreuz erstmals in Wettinger Händen. Und weil die Tennebacher ihre Schulden nicht zahlen konnten, erhielt Wettingen das Verfügungsrecht schriftlich bestätigt.

Als alle Aargauer Klöster 1841 vom Kanton aufgehoben wurden, kam das Kreuz in staatlichen Besitz. Der Kanton Aargau verkaufte es 1850. Der päpstliche Nuntius in Paris konnte es später vom jüdischen Händler Isaak Strauss für den Vatikan erwerben. Im Museo Cristiano wurde es unter Nr. 1 als besondere Zierde aufgestellt.

Brief nach Rom

Dort sah es auch Kolumban Spahr Anfang der 60 er Jahre. Er erkannte es als Wettinger Besitz und schrieb kurzerhand dem Papst einen Brief mit der Bitte um Rückgabe. Papst Paul VI. ließ das Prachtkreuz zu sich bringen, besah es und ordnete an, es der Abtei Wettingen-Mehrerau zurückzugeben. In der Weihnachtszeit 1964 endete so die Odyssee dieser erlesenen Goldschmiedearbeit in Bregenz.

„Man darf es getrost zu den bedeutendsten Goldschmiedearbeiten aus dem Ende des 13. Jahrhunderts im südwestdeutschen Kulturraum rechnen“, beschließt Kolumban Spahr seine Beschreibung.

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