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Triumphales Wien-Konzert von The Cure

Als knapp nach 21 Uhr der blaue Nebel auf der Bühne des Gasometers den Blick auf Robert Smith freigab, war noch nicht zu erahnen, dass hier eines der triumphalsten Wien-Konzerte seiner Band The Cure stattfinden würde. 

Doch nach drei Stunden Spielzeit und gleich zwei ausgiebigen Zugaben war klar: Die wiedergefundene Freude an der eigenen Vergangenheit machte aus dem Auftritt der Goth-Rock-Gründerväter und einstigen Pop-Ikonen der Achtziger eine beeindruckende musikalische Zeitreise.

Der Mann mit der nörgelnden Stimme, dem bleichen Teint und der hochtoupierten “Wisch-Mop”-Frisur scheint sich seit dem letzten Wien-Konzert vor acht Jahren wieder von seiner Midlife-Crisis erholt zu haben. Der schon länger etwas pummelig gewordene 48-Jährige zeigte bei der Song-Auswahl wieder Freude an der Vergangenheit. Der Entschluss, live auf den Einsatz von Synthesizern zu verzichten, sorgte für einen äußerst rockigen Auftritt der Briten, die diesmal zu viert erschienen waren. War der Auftritt im Jahr 2000 ein fast schon trotziges und langweiliges Festhalten am damals gerade erschienenen und eher durchschnittlich ausgefallenen Album “Bloodflowers” gewesen, bekam man gestern The Cure in allen Variationen geboten.

Dem Publikum, das sich aus allen Altersschichten zusammensetzte, präsentierten die einstigen Vorzeige-Düsterlinge einen Querschnitt durch ihr facettenreiches Schaffen. Eher harmlos begann dieser, denn statt die schwermütigen Monolithen der nihilistischen Frühphase der 1976 gegründeten Band zu bieten, setzte man anfangs erst einmal auf die luftigeren Pop-Songs. Keine schlechte Entscheidung, denn mit einem sehr tanzbar dargebrachten “Fascination Street” brachte man die Massen erst einmal in Schwung. Die erste Hälfte entwickelte sich so zu einem Hit-Feuerwerk, das mit “Love Song”, “Lullaby” oder “In Between Days” den Schwerpunkt auf die kommerziell erfolgreichste Zeit der Band legte, die Mitte der Achtziger ihren Beginn nahm und mit dem Album “Wish” 1992 den Höhepunkt erreichte. Dabei vermisste man auch in der pop-orientierten ersten Hälfte die fehlenden Synthies keineswegs, eine zweite Gitarre sorgte für genügend Ausgleich.

“Shake Dog Shake” machte den Auftakt zur letzten Hälfte des Abends, der mit der ersten Single “Killing An Arab” enden sollte. Ab jetzt sollte die düstere Hoffnungslosigkeit regieren, der lebensverneinende Song “One Hundred Years” war da der erste Schritt in die existenzialistischen Anfangstage der Band, der nach zwei Stunden in die erste Zugabe mündete. Mit vier Songs ihres Meisterwerks der Perspektivenlosigkeit und der inneren Leere, “Seventeen Seconds” aus dem Jahre 1980 brachte man den Saal noch einmal in Rage. Das unvermeidliche “A Forest” wurde zwar nicht vergessen, doch ebenso gab es live selten Gespieltes, wie das unversöhnliche “At Night”.

Nachdem der Jubel nicht enden wollte, ließen sich Smith und seine Mannen dann sogar noch ein drittes Mal auf die Bühne locken, um sich dieses mal dem Debüt-Album “Three Imaginary Boys”(1979) zu widmen. Dessen Mischung aus Punk- und New Wave-Elementen hat auch fast 30 Jahre nach seinem Entstehen nichts von seinem Glanz verloren. So gab es zum Abschluss unter anderem die ersten drei Singles (“Killing an Arab” “Boys Don’t Cry,” und “Jumping Someone Else’s Train”) und den Eindruck, hier eine der stilprägendsten und einflussreichsten britischen Bands gesehen zu haben.

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