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Trügerische Ruhe an Preisfront

Bregenz - Auf Preiserhöhungen von "im Schnitt 10 Prozent" müssten sich heuer die Stromkunden gefasst machen, vermeldeten Anfang Monat deutsche Verbraucherverbände. Müssen auch Ländle-Haushalte schon wieder die Geldbörsen zücken, noch ehe sie die letzten Preiserhöhungen verkraftet haben?

Erst letztes Wochenende teilte das deutsche Verbraucherportal Verivox.de mit, dass per 1. März d. J. den Haushalten Gaspreiserhöhungen von durchschnittlich 6,6 Prozent „blühen“.

Dazu Illwerke/VKW-Vorstandsdirektor Dr. Ludwig Summer auf Anfrage: „Im vor uns liegenden Halbjahr ist kein Anlass für Preiserhöhungen in Sicht. Was sich im Herbst oder zum Jahreswechsel hin tut, ist mit Wissensstand heute schwer zu bewerten. Fix ist, dass per 1. Jänner 2009 eine neue Ökostromregelung zum Tragen kommt (Höhe hängt von NR- Beschluss ab, Anm.), fix ist ebenso, dass Strom europaweit knapper wird, da der Strombedarf stetig steigt. Allein in Vorarlberg zuletzt um 40 Gigawattstunden pro Jahr – das entspricht der Jahresverbrauchsmenge von Lech.“ Die von der EU verordneten Energieeffizienzmaßnahmen könnten diese regionale Bedarfszunahme zwar auf ca. 30 gWh drücken, doch naht dann schon 2010 – und ab dann wird das „EU-Klimapaket“ (CO2-Emissionsrechte) den Strompreis erneut um bis zu 15 Prozent hinaufjagen.

Ähnlich wie bei Strom, wo sich der reine Energiepreis per Neujahr um 0,1 Cent verringerte, gab auch der Netztarif bei Erdgas per 1. Februar 2008 um 0,04 Cent / kWh (für Kleinkunden) nach. Das wird mengenanteilig in der Jahresabrechnung berücksichtigt. Und wann müssen Gaskunden – siehe deutsche Vorgabe – mit dem nächsten Preisschub rechnen? Ing. Erwin Kopf, Direktor der Vorarlberger Erdgas Gesellschaft (VEG): „Die fast 7 Prozent Erhöhung in Deutschland treffen uns als VEG bei der Beschaffung voll. Trotzdem werden wir, wie schon im Herbst versprochen, am 1. April bei Kleinkunden nicht an der Preisschraube drehen – im Gegensatz zu den Sonderverträgen größerer Abnehmer, wo die Anhebung per 1. April fix ist.“ Der Markt werde laufend genau beobachtet, im Juni wird sich entscheiden, ob die VEG im Herbst auch bei Kleinkunden korrigieren muss oder nicht.

„Sowohl preisdämpfende als auch preistreibende Faktoren“ für die Heizölpreisentwicklung sah auf unsere Anfrage Egon Reiner von der Wärme Energie Vorarlberg (WEV) in Lustenau. Wichtigste Preistreiber: Die Verstaatlichungs.-Androhungen des venezolanischen Präsidenten Chavez, die Situation in Nigeria, wo europäische Petro-Konzerne viel Geld investiert haben, die Unwägbarkeiten in Nah- und Mittelost. „Preisdämpfende Signale sind für mich in erster Linie die US-Rezession, die die Ölnachfrage sinken lässt, sowie der Rückgang spekulativer ,Preisgestalter’ bei Rohöl, die sich von Warenbörsen ab- und Aktienbörsen wieder zuwenden. 98 Prozent der globalen Rohölmengen werden ja von Leuten gehandelt, die selbst nie ein Barrel Öl brauchen“, verdeutlichte Reiner die bizarren Mechanismen. Sein Ratschlag: Auf jeden Fall noch im ersten Halbjahr Heizöl einlagern, da ab 1. Juli die MÖSt. um 3 Prozent steigt und eine Qualitätsveränderung im Segment (Flugbenzin – Diesel – Heizöl) das Angebot tendenziell verknappen dürfte.

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