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"Trendumkehr" bei Zentralmatura: Fünf Prozent schafften Mathematik nicht

Bildungsministerin Rauskala sieht nach schlechten Ergebnissen des Vorjahrs "erste Trendumkehr".
Bildungsministerin Rauskala sieht nach schlechten Ergebnissen des Vorjahrs "erste Trendumkehr". ©APA/HARALD SCHNEIDER
Trotz Kompensationsprüfung haben rund fünf Prozent der Schüler die Zentralmatura in Mathematik nicht geschafft. Bildungsminsiterin Rauskala sprach diesbezüglich von einer "Trendumkehr".

Rund fünf Prozent der Schüler an allgemeinbildenden (AHS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) haben die Zentralmatura in Mathematik trotz Kompensationsprüfung nicht geschafft. In Deutsch gab es für rund ein Prozent einen Fünfer, in Englisch zwei (AHS) bzw. drei Prozent (BHS). Das gab Bildungsministerin Iris Rauskala am Dienstag bekannt und sprach von einer "Trendumkehr" in Mathematik.

2019: Mathematik-Aufgaben waren kürzer und einfacher

Im Vorjahr waren in Mathe an den AHS rund 22 Prozent an den schriftlichen Klausuren gescheitert, an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) waren es 19 Prozent. Deshalb hat das Bildungsministerium die Aufgabenstellungen heuer kürzer und einfacher verständlich gemacht, zudem gab es Änderungen im Zeitablauf der Klausur und im Beurteilungsschlüssel.

Rauskala: Zentralmatura sei "Mammutprojekt"

Rauskala bezeichnete die Zentralmatura als "Mammutprojekt", man könne sich nicht erhoffen, dass sich die Ergebnisse von einem Jahr zum anderen sensationell verbesserten. Es sei ein Projekt das "über viele Jahre feinjustiert und verbessert werden muss, aber wir sind recht zuversichtlich, dass eine erste Trendumkehr vor allem im Bereich Mathematik geglückt ist und hoffen, dass sich das in Zukunft fortsetzt", sagte die Bildungsministerin. Auch für den Leiter des Forums Zentralmatura, Kurt Scholz, der nach den schlechten Ergebnissen des Vorjahres Verbesserungsvorschläge erarbeitet hat, hat es sich "ein bisschen zum Positiven verändert".

Bei der Zentralmatura 2019 haben insgesamt rund 45.000 Kandidaten an AHS, BHS und bei der Berufsreifeprüfung teilgenommen. An den AHS hatten in Mathematik 11,2 Prozent der Maturanten ein Nicht Genügend auf die schriftliche Klausur (2018: 22,4 Prozent), nach der mündlichen Kompensationsprüfung waren es 4,8 Prozent (7,1). An den BHS schafften 15,5 Prozent der Maturanten den schriftlichen Teil nicht (2018: 18,9), nach der Kompensationsprüfung hatten noch 5 Prozent ein Nicht Genügend (2018: 5,2).

Zentralmatura 2019: Ergebnisse in Deutsch und Englisch

Bei der schriftlichen Klausur in Deutsch wurden 5,2 Prozent der AHS-Schüler (2018: 5,1) und 5,5 Prozent der BHS-Schüler (2018: 5,7) negativ beurteilt, nach der Kompensationsprüfung hatten noch 1,2 (AHS) bzw. 0,8 (BHS) Prozent ein Nicht Genügend (2018: 0,9 bzw. 0,7). In Englisch schafften 8,4 Prozent der AHS- und 12,1 Prozent der BHS-Maturanten den schriftlichen Teil nicht (2018: 8,0 bzw. 12,3), trotz Kompensationsprüfung waren dann noch 1,8 (AHS) bzw. 3,2 (BHS) Prozent negativ (2018: 2,0 bzw. 3,3).

Deutliche Leistungsunterschiede bei den Geschlechtern

Weiterhin zeigen sich deutliche Leistungsunterschiede der Geschlechter: Mädchen schneiden etwa an der AHS in Deutsch deutlich besser ab als Burschen: Während 51 Prozent der Mädchen ein Sehr Gut oder Gut erreichten, waren es bei den Burschen 41 Prozent. In Mathe bekamen dagegen nur knapp 24 Prozent der Mädchen diese beiden besten Noten, bei den Burschen dagegen knapp 34 Prozent. In Mathe waren an der AHS 5,9 Prozent der Mädchen und 3,2 Prozent der Burschen nach der Kompensationsprüfung negativ. Ähnliche Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Burschen gab es auch an den BHS.

Bundesländervergleich: Oberösterreich an der Spitze

Im Bundesländervergleich behauptet Oberösterreich seine Spitzenstellung: In Mathe haben dort 10,7 Prozent der AHS-Maturanten einen Einser und 7,1 Prozent (3 Prozent nach Kompensationsprüfung) einen Fünfer. Die meisten Fünfer in Mathe an der AHS gab es in Salzburg (7,6 Prozent nach Kompensationsprüfung) und Wien (6,5). Bei den BHS bekam Oberösterreich in Mathe (8,1 Prozent Einser) Konkurrenz von der Steiermark (8,0). Die meisten Nicht Genügend (nach Kompensationsprüfung) in Mathe an den BHS gab es in Wien (6,6 Prozent) und Tirol (6,5).

Unterschiede zwischen Schulformen

Unterschiede bei der Zentralmatura gab es auch zwischen den Schulformen. So fielen die Ergebnisse der Oberstufenrealgymnasien (ORG) schlechter als in der AHS-Langform aus: In Mathematik erreichten in der AHS-Langform 31 Prozent der Schüler ein Sehr Gut oder Gut, 3,8 Prozent sind negativ. Im ORG bekamen dagegen 19,1 Prozent die beiden besten Noten, 7,4 Prozent ein Nicht Genügend.

Kurt Scholz warnte angesichts dieser Ergebnisse aber davor, "mit Begriffen wie gute oder schlechte Schule zu operieren". Speziell die ORG würden sich um Schüler aus bildungsfernen Schichten kümmern und "von weit hinter der üblichen Startlinie abholen und bis zur Matura bringen. Scholz plädierte weiters dafür, "den Weg einer vorsichtigen Differenzierung bei der Zentralmatura weiterzugehen". Er verwies auf die großen Unterschiede im berufsbildenden Schulwesen, wo vielleicht ein Maturant einer höheren Lehranstalt für Sozialberufe weniger Mathematik benötige als jener eine höheren technischen Lehranstalt. Das sollte auch bei der Aufgabenstellung für die Zentralmatura berücksichtigt werden.

Kurt Scholz soll auch bei Initiative des Bildungsministeriums mitarbeiten

Bildungsministerin Iris Rausalka hofft, dass Scholz nach seiner Tätigkeit als Leiter des Forums Zentralmatura auch bei einer vom Bildungsministerium geplanten Initiative zur Förderung der Lesefähigkeiten und -lust mitarbeitet. Der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident will sich das überlegen, denn er sei in dieser Frage "kein Vermittler, sondern Anwalt". Für ihn ist "ein Bildungswesen, das den Bereich der Literatur durch eine Konzentration auf Gebrauchstexte reduziert, für eine Kulturnation schandhaft". Er stehe daher emotional auf Seite jener Schriftsteller, die die Entwicklung des Literaturunterrichts in den vergangenen Jahren kritisch gesehen haben. Es werde vom Bildungsministerium abhängen, "diesen Prozess einer Rekulturalisierung des Literaturunterrichts weiter zu befördern". Das könne man nicht durch einmalige Aktionen erreichen, das sei eine Arbeit von zwei bis drei Jahren.

(APA/Red)

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