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"Türe zu und Polizei rufen"

©VOL.at/Roland Paulitsch
Bregenz - Rabiate Patienten: Spitäler sind zum Teil über Notfallknöpfe mit der Polizei vernetzt.

Auch das gibt es: Patienten, die sich nicht helfen lassen wollen und stattdessen renitent gegen das Ambulanzpersonal vorgehen. Erst unlängst zettelte ein Betrunkener im Landeskrankenhaus Bregenz eine Randale an, die sogar den Einsatz der Polizei erforderte. Da wirkte nicht einmal mehr der anwesende Wachdienst abschreckend. Im Krankenhaus Dornbirn ist das Personal in solchen Fällen auf sich gestellt. Früher gab es auch dort einen Wachdienst. Heute behilft man sich, indem zwei Pflegepersonen Dienst tun. Dabei sind Patienten, die ausrasten, längst keine Seltenheit mehr, wie OA Dr. René Berger sagt.

Auf die Örtlichkeit geschult

Besonders an den Wochenenden geht es in den Krankenhausambulanzen zum Teil hoch her. Als „Brennpunkte“ werden Feldkirch, Dornbirn und Bregenz genannt. Auch, weil sich an den dortigen Bahnhöfen eine Szene etabliert hat, in der reichlich Alkohol konsumiert wird. „Eine gute Vernetzung mit der Polizei ist deshalb besonders in den Spitälern Bregenz und Feldkirch angebracht“, bestätigt der Geschäftsführer der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), Dr. Gerald Fleisch. Und sie sei auch gegeben, ergänzt er. Alle Ambulanzen sind demnach mit Notfallknöpfen ausgestattet, deren Aktivierung sofort einen Alarm bei der zuständigen Polizeidienststelle auslöst und anzeigt, in welchem Raum des Krankenhauses die Exekutive gebraucht wird. Damit sich die Beamten im Objekt zurechtfinden, werden sie speziell auf die Örtlichkeiten geschult. „Eine weitere Meldung ergeht an eine zentrale Stelle im Spital“, erklärt Johannes Drexel, Pflegedienstleiter im Landeskrankenhaus Bregenz.

Abschreckender Effekt

Als einziges Landeskrankenhaus verfügt Bregenz zudem über einen Wachdienst, der von Freitagabend bis Sonntagmorgen durch das Haus patrouilliert und Präsenz zeigt. Auch wenn das Gesetz die Handlungsbefugnisse der Securitys einschränkt – so ist beispielsweise das gewaltsame Entfernen eines rabiaten Patienten nicht erlaubt – habe ihre Anwesenheit doch einen abschreckenden Effekt, meint Johannes Drexel. Es gebe jedenfalls keine massive Zunahme solcher Zwischenfälle. Auch Mitarbeiter, die in ständigem Kontakt mit Patienten sind, werden regelmäßig geschult. In De­eskalationskursen lernen sie richtiges Verhalten in kritischen Situationen. „Oberstes Gebot ist aber immer der Selbstschutz“, betont Drexel. Das heißt im Ernstfall: „Türe zu und Polizei rufen.“ Sind Pflegepersonen von gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Patienten betroffen, können sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Personal verstärkt

Im Krankenhaus Dornbirn würde man sich ebenfalls einen Wachdienst als Unterstützung wünschen. Oft genug hat Dr. René Berger erlebt, dass die Ambulanzmitarbeiter letztlich schwerer verletzt waren als die rabiaten Patienten. Das könne es wohl nicht sein, ortet er diesbezüglich Handlungsbedarf. Um wenigstens einigermaßen gewappnet zu sein, ist die Ambulanz des Nachts seit längerem mit zwei Pflegepersonen besetzt. Früher war neben einem Arzt häufig nur eine Krankenschwester vor Ort. Weiters achten laut Gerald Fleisch auch die Rettungsorganisationen darauf, dass zu bestimmten Zeiten ausschließlich männliche Mitarbeiter zu Einsätzen fahren.

(VN)

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