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Trauer bei Mitschülern

Traurig weht eine schwarze Fahne vor der Polytechnischen Schule in Wien-Währing, jenem Gebäude, in dem am Donnerstag eine Rauferei unter Jugendlichen ihren tödlichen Ausgang nahm.

Vier gelbe Blumen mit schwarzem Trauerband stecken am Morgen nach der Tat vor dem Haupttor der Schopenhauerstraße 81. Viele Schüler sind noch immer fassungslos; sie haben Zeitungen dabei und lesen gemeinsam, was am Donnerstag geschah.

„Sie müssen erst einmal realisieren, dass ihr Kamerad tot ist. Als sie die Schule gestern verließen, hat der Bub noch gelebt, da war noch alles möglich. Heute gibt es nicht mehr viele Worte“, sagt die Psychologin Dr. Mathilde Zeman, welche die Jugendlichen seit Freitag betreut. Viele der Schüler nehmen das Angebot gerne an, berichtet Zeman. Da tauchen Fragen auf, wie: „Wie lange soll ich trauern?“ oder „Darf ich den Täter besuchen?“ Gemeinsam versuchen sie, Antworten zu finden.

„Meine Schüler brauchen mich jetzt.“

Das Klassenzimmer, das zum Tatort des tödlichen Messerstichs wurde, blieb am Freitag leer. Einige Schüler der betroffenen Klasse waren nicht zum Unterricht erschienen – der Schuldirektor, Otto Schmutz, hatte es ihnen freigestellt. Er selbst zeigte sich Freitag früh nur kurz den vor der Schule wartenden Journalisten. Von dem Vorfall sichtlich mitgenommen meinte er: „Meine Schüler brauchen mich jetzt.“

Viele sind geschockt und traurig: „Immer wenn ich die Augen zu mache, sehe ich den blutüberströmten Burschen vor mir. Ich hatte schreckliche Albträume heute Nacht,“ erzählt die 15-jährige Zeynep, eine Klassenkameradin von Opfer und Täter. „Meine Eltern wollen nicht, dass ich weiter in diese Schule gehe. Sie wollen mich am Montag abmelden, aber ich möchte nicht.“ Auch Bezirksschulinspektor Walter Maitz hält den Schritt, die Kinder von der Schule zu nehmen, nicht für richtig. Es handle sich um eine tadellose Lehranstalt, der man diesen tragischen Einzelfall nicht anlasten kann.

Zwei junge Mädchen können das noch nicht so rational sehen:
Minuten nach Unterrichtsbeginn gehen sie langsam auf die Schule in der Schopenhauerstraße zu. Sie umarmen sich, sie schluchzen und beteuern sich, dieses Gebäude nicht mehr betreten zu wollen. Sie stecken eine rote Rose zu den gelben Blumen und gehen.

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