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Tonnenweise Haschisch verkauft - Prozess

Im Wiener Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess gegen einen 50-jährigen Wiener eröffnet worden, der nicht weniger als 1,1 Tonnen Haschisch in Verkehr gesetzt haben soll.

Der Angeklagte gab sich vorerst schweigsam und wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen. Das will er erst im Rahmen seiner offiziellen Einvernahme Anfang September machen. „Er wird sich heute nicht äußern“, ersuchte sein Verteidiger Karl Bernhauser um Verständnis.


Der wegen Suchtgifthandels bereits neun Mal vorbestrafte Mann war laut Staatsanwältin Petra Staribacher Kopf einer mit einer marokkanischen Tätergruppe kooperierenden Bande, die seit dem Jahr 2000 in großem Stil Europa mit Haschisch aus Marokko versorgt haben dürfte. Hauptumschlagplatz war der in Nordafrika gelegene, zu Spanien gehörige Hafen Ceuta.


Von dort wurden laut Anklage nicht nur Schmuggelfahrten nach Österreich, sondern auch in die Niederlande und bis nach Schweden organisiert, „weil dort die Preise besser sind“, wie die Staatsanwältin erläuterte. Tonnenweise sei das Haschisch auf Lkw verladen und in die Zielländer gebracht worden. Bis zu 860 Euro pro Kilogramm wurde den Abnehmern in Rechnung gestellt.

Schein eines bürgerlichen Lebens


Der 50-jährige Wiener – zuletzt 1995 aus dem Gefängnis entlassen – habe sich „geschickt im Hintergrund gehalten“, sagte die Anklägerin. Er habe die Fäden gezogen und die Geschäfte bestens organisiert, ohne großes Aufsehen zu erregen. Nach außen hin führte der Mann ein bürgerliches Leben: Er ging bis zu seiner Verhaftung im Dezember 2003 einem Beruf nach und verdingte sich als Chauffeur.


Dass er nebenher V-Mann für einen Wiener Kriminalbeamten war, der ihn Monate lang gedeckt und seine Festnahme verhindert hatte, erwähnte die Staatsanwältin nicht. Dabei war der 43-jährige „Kieberer“ erst im vergangenen März wegen Amtsmissbrauchs rechtskräftig zu eineinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden.


68 Seiten umfasst die Anklage gegen den Wiener „Drogen-Baron“. Mit ihm sind vier Männer angeklagt, die ihm hilfreich zur Seite gestanden sind. Darunter ein Marokkaner mit dem Spitznamen „Mokkakopf“, der die Verbindung zu der nordafrikanischen Tätergruppe hergestellt und immer wieder den benötigten Nachschub geliefert haben soll.


Folgt man der Anklage, war der 50-Jährige Wiener in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich: Ehemalige „Geschäftspartner“, für die er sich sogar als Trauzeuge zur Verfügung gestellt hatte, lieferte er später der Polizei ans Messer, indem er ihnen zunächst 30 Kilogramm „schlechtes“ Haschisch verkaufte und sie dann an den Polizisten verriet, für den er V-Mann spielte. Als die beiden im Drogenhandel tätigen Brüder dann im Gefängnis saßen, soll der 50-Jährige bei ihnen noch einbrechen haben lassen, um in den Besitz ihrer wertvollen Perserteppiche zu gelangen.

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