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Tödliches Ende einer fatalen Beziehung

Regelmäßige Schläge vom Freund: Wienerin stach mit Küchenmesser zu - 35-jährige wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren verurteilt.

Susanne V. kam aus gutem Hause, ihre Arbeit als Nachrichtenelektronikerin führte sie bis ins Bundeskanzleramt. Doch 2002 lernte sie Stefan K. kennen und ihr Leben machte eine Kehrtwendung. K. schlug die Frau regelmäßig, bedrohte sie und knöpfte ihr Geld für seine Alkohol- und Drogensucht ab. V. nahm die Demütigungen hin. Am 4. März eskalierte die Situation, dieses Mal wehrte sich die 35-Jährige. Sie stach ihrem Lebensgefährten ein 27 Zentimeter langes Messer in die Brust.


Stefan K. erlitt Verletzungen der Lunge und des Herzens, verblutete innerlich. Bevor er starb, wollte der 35-Jährige seine Freundin noch schützen: Er sagte den Rettungsleuten, zwei Unbekannte hätten ihn überfallen und niedergestochen. Die Frau zeigte sich dennoch geständig.


Sie musste sich deshalb am Dienstag wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung vor einem Wiener Schöffensenat (Vorsitz: Friedrich Zeilinger) verantworten. Die 35-Jährige wurde wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren Haft verurteilt. Weder Staatsanwältin Gabriele Mucha noch der Verteidiger gaben eine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.


Der Alltag in der Beziehung mit Stefan K. war von Gewalt, Nötigung und Polizeieinsätze geprägt. „Es war nie ein Tag Ruhe“, schilderte die Frau. Sogar der Vater der Angeklagten wurde von dem mehrfach Vorbestraften schwer verletzt. Als der 73-Jährige einmal seiner Tochter helfen wollte, fügte Stefan K. ihm einen Trümmerbruch des kleinen Fingers zu. „Und was das für einen Pianisten bedeutet, können sie sich vorstellen“, echauffierte sich der Vater vor Gericht. „Er war ein Unmensch.“ Die zahlreichen Wegweisungen durch die Polizei führte lediglich dazu, dass K. später die Türen eintrat oder Fenster einschlug, um wieder in das Haus der Angeklagten zu gelangen.


Auf die Frage des Richters, warum sich V. nicht von ihrem Freund getrennt hat, meinte die 35-Jährige: „Er hätte mich nicht gehen lassen. Ich hab ihn gern gehabt, ich hab geglaubt, er ändert sich.“


Am 4. März eskalierte dann die Situation, als K. mit schlagenden Argumenten Geld für seine Suchtmittel verlangte. Als seine Lebensgefährtin ihren Vater am Handy um Hilfe bat, schlug er ihr das Mobiltelefon aus der Hand und zerstörte es. Danach zertrümmerte er das Mobiliar in der Wohnung. „Ich hab Angst bekommen, als er seine Hand gehoben hat“, so die 35-Jährige. Mit einem Messer, das für das Frühstück immer am Wohnzimmer bereit lag, stach sie K. in die rechte Schulter und traf lebenswichtige Organe. „Es tut mir alles so wahnsinnig leid, er fehlt mir trotzdem“, meinte die Angeklagte unter Tränen.
(Schluss) lor/pwi

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