Die chronische Leberentzündung durch das HC-Virus (HCV) führt bei ihnen oft sehr schnell zum Auftreten von Leberzirrhose bzw. Leberkarzinomen und stellt eine Haupt-Todesursache für die Patienten dar, warnten am Donnerstag beim Europäischen Leberkongress (EASL) in Paris (bis 17. April). Während die HIV-Infektion zunehmend durch die medikamentöse Behandlung langfristig beherrscht werden kann, wird damit die Therapie einer Hepatitis C für das Überleben der Betroffenen immer wichtiger.
Bei jedem HIV-Positiven, der auch mit Hepatitis C infiziert ist, sollte eine Behandlung überlegt werden. In Spanien und Italien sind 42 bis 69 Prozent ko-infiziert, in Deutschland zum Beispiel 23 Prozent, in Großbritannien 9,2 Prozent. Während es bei ausschließlich mit Hepatitis C Angesteckten im Durchschnitt 22 Jahre bis zur Entwicklung einer Leberzirrhose dauert, liegt diese Zeitspanne bei HIV- und HCV-Infizierten nur bei sieben Jahren, sagte der französische Experte Univ.-Prof. Yves Benhamou.
Das Problem: Wegen der zunehmenden Leberschäden im Verlauf einer chronischen Hepatitis C müssen viele HIV-Positive bzw. Aids-Patienten auch die Behandlung gegen HIV abbrechen. Dadurch schreitet die Immunschwäche voran. Im Endeffekt ist HCV derzeit eine der häufigsten Todesursachen bei Aids-Patienten.
Seit kurzem allerdings gibt es eine weltweit zugelassene anerkannte Therapie für HIV/HCV-Patienten: so genanntes pegyliertes Interferon alpha (einmal wöchentliche Injektion von 180 Mikrogramm) plus täglich 800 bis 1.200 Milligramm des Medikaments Ribavirin. Die Behandlung sollte 48 Wochen lang durchgeführt werden.
Benhamou bei einem vom Schweizer Pharmakonzern Roche organisierten Medienseminar: Damit können wir 29 Prozent der HIV-Patienten selbst mit einer HCV-Infektion mit Erregern vom Genotyp 1, die schwer zu behandeln ist, heilen. Beim Genotyp 2 bzw. 3 beträgt die Heilungsrate 62 Prozent.
Kranke mit chronischer Hepatitis C – 80 Prozent der Fälle gehen in dieses Stadium über – aber ohne gleichzeitige HIV-Erkrankung haben noch bessere Heilungschancen. Weltweit leben 170 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis C. Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung dürften infiziert sein. Dies erfolgt fast ausschließlich über Blut. Spritzentausch unter Drogensüchtigen ist die Ursache für die hohe Verbreitung unter Abhängigen.
Insgesamt haben sich die Behandlungsaussichten in den vergangenen Jahren bei Hepatitis C und B wesentlich verbessert. Den Durchbruch bei HCV brachte das pegylierte Interferon alpha plus Ribavirin. Durch einen speziellen chemischen Trick – das Anhängen von Polyäthylenglykol an das Interferon alpha – wirkt die Substanz länger und gleichmäßiger. Das führt zur langfristigen Unterdrückung der Vermehrung der HC-Viren.
Univ.-Prof. Dr. Alfredo Alberti von der Universitätsklinik in Padua: Bisher behandelte man HCV-Infizierte ohne im Blut erhöhte Werten der Alanin Aminotransferase (ALT, Anm.) oft nicht, weil man glaubte, sie wären trotz der Infektion gesund. Doch 20 bis 40 Prozent dieser Patienten haben durchaus eine fortschreitende Lebererkrankung und sollten therapiert werden. Erhöhte ALT-Werte gelten als wichtiger Labor-Parameter für das Vorliegen eines Leberschadens.
Mittlerweile gibt es international anerkannte Behandlungsrichtlinien für die Hepatitis C. Zunehmend sollten auch Patienten, bei denen es noch keinen Hinweis auf einen Leberschädigung gibt, therapiert werden. Alberti: Bei jungen Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben und mit den leichter behandelbaren Hepatiti C-Genotypen 2 oder 3 angesteckt sind, kann man mit einer 24-wöchigen Behandlung 80 bis 100 Prozent heilen. Das sollte auch getan werden. Normalerweise wird drei Monate lang behandelt, zeigt sich dabei eine Wirkung, wird die Therapie fortgesetzt.
Ältere Patienten mit dem schwer behandelbaren HCV-Genotyp 1 hingegen sollten die Behandlung erhalten, wenn eine Leberbiopsie einen Leberschaden belegt. Nicht notwendig ist eine Therapie bei Personen in der Altersgruppe von 60 und darüber, weil sich die Schäden durch eine Hepatitis C nur langsam entwickeln – ausgenommen bei Betroffenen, die auch eine HIV-Infektion haben.
Doch die Entscheidung für oder gegen eine Therapie bei einer Hepatitis C bleibt diffizil. Immerhin handelt es sich ja um eine sechs Monate bis ein Jahr dauernde Behandlung. Das Interferon alpha hat auch zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Der britische Experte Univ.-Prof. Dr. Graham Foster: Körpergewicht und Alter sind für den Erfolg mit bestimmende Faktoren, die man beeinflussen kann. Wenn jemand mit Hepatitis C in jungen Jahren infiziert wird, kann er 40 Jahre ohne Zirrhose überleben. Im Alter über 50 schreitet die Krankheit schneller vorwärts. Wenn man aber mit der Behandlung zögert, kann das schlecht ein. Mit jeden zehn Jahren, die abgewartet werden, verringern sich die Heilungschancen um acht Prozent. Wenn Sie warten, warten Sie nicht zu lange.
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