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Testamentsaffäre: Erste Stellungnahme vom Hauptbeschuldigten

Dornbirn - Exklusiv: Der Hauptbeschuldigte Jürgen H. meldet sich über seinen Anwalt in den VN erstmals öffentlich zu Wort.

Jürgen H. sitzt bereits mehrere Monate in Untersuchungshaft. Am Abend des 27. Jänners packte er in einem Vernehmungsraum der Polizei Bregenz aus, in der Öffentlichkeit sagten weder er noch sein Anwalt Dr. Klaus Grubhofer etwas zu dem Fall. Jetzt meldet sich der 45-jährige Dornbirner über seinen Verteidiger in den VN zu Wort. Anwalt Grubhofer ließ der Redaktion auf unsere Anfrage folgenden Schriftsatz zukommen, den wir heute unbearbeitet abdrucken. “In den zum Fall Testamentsaffäre veröffentlichten Medienberichten ist immer wieder zu lesen und zu hören, dass der Beschuldigte, Jürgen H., dessen Verteidigung ich übernommen habe, von anderen Beschuldigten als Verleumder bezeichnet wird oder seine Aussagen als Fantasien abgetan werden. Ergänzend zu den Medienberichten darf ich mit ausdrücklicher Genehmigung meines Mandanten Folgendes festhalten: Herr H. hat, nachdem er am 18. 11. 2009 verhaftet worden war und ihm die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zur Kenntnis gebracht worden waren, noch am selben Tage erklärt, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe richtig seien, dass er die Tathandlungen gesetzt habe und bereit sei, alles auf sich zu nehmen. Er sei geradezu erleichtert, dass das ihn seit Jahren physisch und psychisch belastende Tun entdeckt sei und nun endlich aufhöre. Er gab zu Protokoll, dass er bereit sei, ein umfassendes Geständnis abzulegen.Im Zuge der Aufarbeitung der einzelnen Fakten, die bis dato mehr als ein Dutzend Verlassenschaften umfasst hat, hat schließlich der Beschuldigte, Jürgen H., der anfänglich darum bemüht war, die Fälle so darzustellen, als ob er alleine gehandelt hat, nach entsprechenden Vorhalten aus den von der Kriminalabteilung und der Staatsanwaltschaft recherchierten Fakten und objektiven Unterlagen, dargelegt, wie in jedem einzelnen Fall vorgegangen worden war und wer welche Handlungen gesetzt hat. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die aus den Medien herauslesbaren Zweifel, ob die mit der Untersuchung befassten Behörden nicht etwa wegen Befangenheit überfordert seien oder noch schlimmer, an einer lückenlosen Aufklärung vielleicht nicht interessiert sein könnten, völlig unbegründet sind. Die mit diesem Fall befassten Kriminalbeamten und der zuständige Staatsanwalt haben in akribischer Kleinarbeit, die mehrere Monate in Anspruch genommen hat, alles unternommen, um die schwerwiegenden Vorwürfe gegen die einzelnen Personen belegen zu können und dadurch zu verhindern, dass mit zu Unrecht erhobenen Vorwürfen Menschen Unrecht getan wird.

“Lügen helfen nichts”

H. hat die ihm zur Last gelegten Tathandlungen gesetzt und ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er hat alle Fragen, die die erhebenden Beamten an ihn gerichtet haben, seiner Erinnerung nach vollständig, im Bemühen um Richtigkeit beantwortet. H. weiß ganz genau, dass ihm Lügen nichts helfen, ganz im Gegenteil, dass er durch Lügen seine Lage nur noch verschlimmern würde. H. hat auch zu Protokoll gegeben, dass nicht er der Erfinder dieser gesetzwidrigen Praktiken war. Da er jedoch über Jahre mitgewirkt hat und ihm heute bewusst ist, dass er dadurch das Vertrauen, das die Bevölkerung in die Justiz hatte, missbraucht hat, will er durch sein Geständnis zu einer lückenlosen Aufklärung beitragen und so einen Beitrag leisten, dass das Vertrauen in die Justiz wieder hergestellt werden kann.

“Kein Grund zu zweifeln”

Ein weiterer Grund für seine Bereitschaft die Beteiligung von namentlich genannten verdächtigten Personen zu bestätigen, war für H. der, den guten Ruf all jener Gerichtbediensteten wiederherzustellen, die nichts mit dieser Angelegenheit zu tun haben und die völlig schuldlos wegen seiner Malversationen unter Pauschalverdächtigungen zu leiden haben. Es ist ausschließlich Sache der untersuchenden Behörde, die Aussagen des Herrn H. auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Ich als sein Verteidiger sehe aufgrund der Aktenlage keinen Grund, an seinen Angaben zu zweifeln.”

“Ratz würde nicht mit Fälschern um Geld streiten”

Verteidigung. Die VN kon­frontierten Ratz-Anwalt Dr. Bertram Grass gestern mit den Vorwürfen, um der Richterin Raum zur Stellungnahme zu geben. Dies wurde abgelehnt. Nur zum neuen Vorwurf, Ratz habe nach den Verhaftungen Kontakt zu den Fälschern aufgenommen, wollte er sich öffentlich äußern: “Selbst wenn es so wäre: Es spricht doch stark dafür, dass Frau Mag. Ratz niemanden dazu bestimmt hat, ein Testament zu fälschen. Denn sie würde ja nicht mit den Fälschern um Geld streiten”, bleibt Grass bei der Verteidigungslinie.

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