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Telekom-Skandal in Italien: Scaglia weist Vorwürfe zurück

©EPA
Der Gründer des skandalumwitterten italienischen Telekom-Konzerns Fastweb, Silvio Scaglia, ist am Dienstag in der römischen Strafanstalt Rebibbia vernommen worden.
Fastweb-Gründer Scaglia verhaftet

Scaglia, der 2007 Fastweb an Swisscom verkauft hatte, wies den Vorwurf zurück, in einen spektakulären Finanzskandal um internationale Telekom-Dienstleistungen verwickelt zu sein. “Vor den Ermittlern hat Scaglia seine Unschuld beteuert und erklärt, dass Fastweb in dieser Affäre keine Verantwortung trägt, sondern ein Opfer ist”, sagte Scaglias Rechtsanwältin Piermaria Corso, am Ende der zweistündigen Einvernahme. “Scaglia ist zuversichtlich, dass er seine Unschuld beweisen wird”, sagte die Rechtsanwältin, die den Staatsanwälten einen Antrag auf Enthaftung ihres Mandanten übergeben hat. Scaglia hatte sich am Freitag der Polizei nach einer Reise in den Antillen gestellt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Scaglia, der vor drei Jahren seinen 82-Prozent-Anteil an Fastweb an Swisscom verkauft hatte, gilt als Drahtzieher einer internationalen Organisation von cirka 80 Personen. Die Bande soll laut den Ermittlern zwischen 2003 und 2006 mit internationalen Telekom-Dienstleistungen knapp zwei Milliarden Euro falsch fakturiert und den italienischen Fiskus damit um rund 365 Millionen Euro betrogen haben. Die Ermittlungen betreffen auch die Tochter der Telecom Italia, Telecom Italia Sparkle. Der kleinere Teil des Betrugs entfällt auf Fastweb. Die Justizbehörde hat bei der Swisscom-Tochter Fastweb illegal angesammelte Mehrwertsteuer-Guthaben im Wert von 38 Mio. Euro beschlagnahmt.

“Fastwebs Verhalten war absolut korrekt, ich schließe jegliche Form von Steuerhinterziehung aus. Fastweb beschäftigt Dutzende von Personen, es könnte sein, dass sich jemand nicht korrekt verhalten hat”, wurde Scaglia von seiner Rechtsanwältin zitiert.

Die römischen Staatsanwälte, die die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Geldwäsche führen, fordern, dass die an der Mailänder Börse notierte Fastweb-Gesellschaft und Telecom Italia Sparkle unter Aufsicht eines von der Justiz ernannten Sonderverwalters gestellt werde. Dieser soll laut italienischem Gesetz für die Fortführung der Tätigkeit des Unternehmens sorgen, wenn dessen Chefs in den Sog von Justizermittlungen geraten. Über die Forderung der Staatsanwälte wird ein Gericht im Laufe dieser Woche entscheiden.

Die Aktien von Fastweb, Italiens zweitstärkstem Telekom-Betreiber, haben in Mailand seit dem Auffliegen des Skandals 16 Prozent ihres Wertes verloren. Wegen des Wirbels um die Tochter Telecom Italia Sparkle sind auch die Aktien der Telecom Italia unter Druck geraten.

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