Tel Aviv: Zehntausende gedenken Ermordung Rabins 1995
Eisenkot spielte damit auf die Kritik vieler Israelis an Regierungschef Benjamin Netanyahu an, der eine Verantwortung für Fehler im Zusammenhang mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verneint. Im Zentrum von Tel Aviv hatte ein jüdischer Fanatiker Rabin am 4. November 1995 erschossen, um territoriale Zugeständnisse an die Palästinenser zu verhindern. In Israel werden Gedenkveranstaltungen stets nach dem Datum im hebräischen Kalender abgehalten.
Schüsse auf Rabin trafen auch den Friedensprozess
"Vor 30 Jahren, auf dem schrecklichen Höhepunkt einer hemmungslosen Hetzkampagne, ging Yitzhak Rabin die Treppe herunter, als ein verabscheuungswürdiger Attentäter drei Kugeln abfeuerte, den Premierminister ermordete und den Friedensprozess zerstörte", erklärten die Organisatoren der Gedenkveranstaltung, wie die Zeitung "Times of Israel" schrieb. Oppositionsführer Yair Lapid äußerte sich ähnlich. "Die drei Kugeln, die hier auf dem Platz abgefeuert wurden, sollten nicht nur einen Anführer töten, sondern eine Idee auslöschen", sagte Lapid.
Zwei-Staaten-Lösung inzwischen in großer Ferne
Der 1993 vereinbarte Oslo-Friedensprozess mit den Palästinensern befand sich schon vor dem Attentat in der Krise. Dennoch markierte der Tod Rabins einen entscheidenden Einschnitt, der den Oslo-Friedensprozess politisch schwer beschädigte. Die von Rabin angestrebte Zwei-Staaten-Lösung gilt inzwischen als nur noch schwer realisierbar und wird von Netanyahu abgelehnt.
Dem Mordanschlag war rechtsextreme Hetze vorangegangen. Netanyahu wird immer wieder vorgeworfen, damals zu dem politischen Klima beigetragen zu haben, das die Tat wahrscheinlicher machte. So sprach er einen Monat vor dem Attentat bei einer Demonstration in Jerusalem, bei der Protestierende Plakate hochhielten, auf denen Rabin mit einer Nazi-Uniform dargestellt wurde. "Rabins Ermordung war die direkte Folge von Polarisierung und Aufstachelung", sagte Eisenkot.
Der heutige rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir zeigte kurz vor der Ermordung Rabins in einem TV-Interview ein von der offiziellen Limousine des Regierungschefs abgebrochenes Emblem und drohte: "Wir können Rabin erreichen."
Unter Netanyahu ist Israel immer weiter nach rechts gerückt
Ein Jahr nach dem Tod Rabins wurde Netanyahu dann erstmals Regierungschef. Er hat die Geschicke des Landes seitdem mit nur kurzen Unterbrechungen geleitet. Die israelische Gesellschaft ist währenddessen kontinuierlich nach rechts gerückt. Heute ist die am weitesten rechts stehende Regierung der israelischen Geschichte an der Macht.
(APA/dpa)
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