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„Tartuffe“ – die personifizierte, frömmelnde Heuchelei

Tartuffe (Ernst Walser), Orgon (Jürgen Schäfer) und sein Sohn (Raphael Rothmund).
Tartuffe (Ernst Walser), Orgon (Jürgen Schäfer) und sein Sohn (Raphael Rothmund). ©Emir T. Uysal
Molières Meisterkomödie „Tartuffe“ begeisterte mehrmals im Pförtnerhaus.
Bilder: „Tartuffe“ im Pförtnerhaus

FELDKIRCH. (sch) Die renommierte Theaterwerkstatt des immer noch höchst aktiven Regisseurs Fidel Schurig (geb. 1932) begeisterte seit 11. April im Pförtnerhaus mit der Meisterkomödie „Tartuffe“ des französischen Theatergenies Molière. Eine Schar bewährter und beim Publikum beliebter Darsteller bewies mit ihrer packenden Bühnenpräsenz einmal mehr, dass es nicht unbedingt das Prädikat „Profi“ braucht, um künstlerisch beachtliche Theaterabende zu gestalten. Nun, „Tartuffe“ stellt einen widerlich-frömmelnden Heuchler in den Mittelpunkt, dem es durch Verstellung gelingt, eine ganze Familie zu ruinieren, die aber – Komödie! – am Schluss doch noch gerettet wird. Dieser Tartuffe, ein verarmter Adeliger, hat sich in das Haus des leichtgläubigen, gutsituierten französischen Bürgers Orgon eingeschlichen und nützt nun schamlos durch geheuchelte Frömmigkeit dessen Unbedarftheit und Gutmütigkeit bis zum Ruin der Familie aus. Molière geißelt in seinem „Tartuffe“ zweifellos eine verbrecherische Bigotterie ebenso wie aber auch die fehlende Urteilskraft und Leichtgläubigkeit von Menschen, die hier erstmals dem Bürgertum angehören. Themen also, die zweifellos zeitlos sind und den „Tartuffe“ auf Bühnen immer noch omnipräsent machen.

Gutes Ensemble

Fidel Schurig führte als Regisseur und Bühnenbildner mit Komödienschwung durch die Handlung, die der deutsche Bearbeiter und Übersetzer Christoph Prückner modern aufgepeppt hat. Und das sehr gute Ensemble glänzte mit einer Spielfreude sondergleichen.
Ernst Walser als Tartuffe mit wallender Mähne und dem Gestus von erdentrückter Frömmelei – ein sanfter, schmieriger Filou, dem man eigentlich soviel Gemeinheit lang nicht zutraut. Jürgen Schäfer als Orgon – zuerst arrogant und Haustyrann, doch dann der Betrogene, maßlos Enttäuschte; eine beachtliche Charakterstudie. Hedwig Scherrer als seine charmante Frau Elmire brillierte vor allem in Szenen, da sie Tartuffe als Wüstling entlarven kann. Tochter Marianne (Sandra Hoch) und Sohn Damis (Raphael Rothmund) durchschauten den Heuchler, hatten aber lange unter dem verblendeten Vater zu leiden. Silvia Mayer, die Mutter Orgons, trumpfte als kritikloser Fan Tartuffes köstlich auf. Dorine, das Dienstmädchen, wurde durch Angelika Romagna zum quirlig-vifen Hausgeist mit Humor. Oswald Wachter (Valère) und Matthias Mayer (Bote) komplettierten das beeindruckende Ensemble, das begeistert beklatscht wurde.

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