Während am Sonntag Vormittag ein Sprecher der Terrorgruppe, Qari Mohammad Yusuf, per Satellitentelefon von einem geheimen Ort aus gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zunächst erklärt hatte, der Journalist und sein afghanischer Dolmetscher seien frei, kamen im Lauf des Tages einschränkende Informationen: Tatsächlich dürfte sich Mastrogiacomo zurzeit nicht mehr in der direkten Gewalt der Taliban, sondern in den Händen von afghanischen Clan-Führern befinden, die offenbar als Mittelsleute fungieren sollen.
Die Taliban hatten die Freilassung Mastrogiacomos verkündet, nachdem die Regierung in Kabul angeblich zwei Kämpfer der Fundamentalisten-Organisation freigelassen hatte bzw. versprochen hatte, dies zu tun. Als aber ein dritter inhaftierter Taliban nicht freigelassen wurde, erklärten die Taliban laut der afghanischen Agentur Pajhwok, man behalte sich das Recht vor, den Italiener solange wieder in Gefangenschaft zu nehmen, bis die Forderungen restlos erfüllt seien. Prinzipiell bewerte man den Verlauf der Verhandlungen aber positiv. Mullah Dadullah, der als Militärchef der Taliban in Südafghanistan gilt, habe laut ANSA betont, dass vorerst alle Nachrichten über eine Befreitung der italienischen Geisel haltlos sind, er befindet sich noch in unseren Händen.
Die Bedingungen für die Freilassung seien bisher nicht gänzlich erfüllt worden, bestätigte auch die italienische Hilfsorganisation Emergency, die maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt ist.
Auch im römischen Palazzo Chigi, dem Amtssitz des italienischen Ministerpräsidenten, wollte niemand die Freilassung bestätigen. Wir haben momentan noch keine gesicherten Informationen, zitierte der TV-Sender RAI einen Sprecher des Ministerpräsidenten. Man verfüge über keine Neuigkeiten und arbeite weiter an dem Fall. Auch aus dem Palazzo Farnesina, dem Außenministerium, hieß es, man werde Mastrogiacomo erst dann als frei betrachten, wenn er tatsächlich in sicheren und italienischen Händen sei. Es handle sich um eine heikle Phase und man wolle nicht durch Unvorsichtigkeit die Situation, die zu einer Befreiung des Journalisten führen könnte, gefährden.
Außerdem war vorerst auch nicht bekannt, ob und in welchem Ausmaß die italienische Regierung ein Lösegeld zur angeblichen Befreiung Mastrogiacomos gezahlt haben könnte. Außenminister Massimo DAlema hatte eine solche Möglichkeit schon vor Tagen – zumindest offiziell – ausgeschlossen.
Mastrogiacomo, der in Karachi geboren wurde und seit 1980 für die italienische Zeitung La Repubblica arbeitet, war am 4. oder 5. März in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand gemeinsam mit zwei afghanischen Kollegen entführt worden. Am Mittwoch zeigte das italienische Fernsehen ein Video, in dem der 52-Jährige die italienische Regierung bittet, sich für seine Freilassung einzusetzen. Medienberichten zufolge wurde der Fahrer des Journalisten am Donnerstag oder Freitag getötet. Mastrogiacomo und seinem Dolmetscher dürften aber wohlauf sein.
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