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Täter-SMS nach Gewalttat: „War lustig, sage niemand, dass ich in Österreich war“

Im Anschluss an die Verhandlung in Bonn sprach W&W mit dem Bruder des Opfers.
Im Anschluss an die Verhandlung in Bonn sprach W&W mit dem Bruder des Opfers. ©W&W
Neue Details im Prozess nach der brutalen Entführung eines 26-jährigen Gaschurners und seiner Freundin im Vorjahr. WANN & WO war am Bonner Landgericht und sprach mit den Beteiligten.
Verhandlungsstart am Landgericht Bonn
Gaschurner gekidnappt und gequält

Wie in der WANN & WO-Mittwochs­ausgabe angekündigt, wurde am Donnerstag der Prozess im Fall in Bonn fortgesetzt. Im Dezember des Vorjahres fuhren die mutmaßlichen Täter, ein 24-jähriger Deutscher gemeinsam mit Komplizen, ins Montafon, um dort dem 26-jährigen Gaschurner und seiner Freundin, der Ex-Partnerin des Angeklagten, aufzulauern und die ehemalige Geliebte zurück zu ihm nach Deutschland zu holen. Was dann folgte, erinnert an einen Film. Die mutmaßlichen Täter warteten im Montafon eine günstige Gelegenheit ab, schnappten sich das Liebespaar und stahlen nebenbei noch einige Wertgegenstände wie eine Uhr und ein wertvolles Schwert aus der Wohnung. Dann fuhr man nach Lorüns, wo die drei mutmaßlichen Täter den Gaschurner brutal zusammenschlugen. Dabei kamen ein Elektroschocker, eine Teleskop-Stahl-Rute, ein Ast, eine Pistole, usw. zum Einsatz, mit dem der 24-Jährige in rasender Wut auf den jungen Mann einschlug. Im Anschluss ließen die mutmaßlichen Täter das Opfer im Wald liegen und machten sich gemeinsam mit dem Mädchen auf den Rückweg nach Deutschland.

Komplize bei einem Motorradclub

Nach den teilweise vollständigen Geständnissen aller drei Beschuldigten am ersten Prozesstag wurden nun neue, schreckliche Details bekannt. Richter Klaus Reinhoff zeigte während der Verhandlung Fotos des Gaschurners aus dem Krankenhaus Bludenz, auf denen die Auswirkungen der brutalen Tat deutlich erkennbar wurden. Neben über den ganzen Körper verteilten schweren Prellungen und Platzwunden waren besonders die blauen Flecken, die deutlich die Umrisse des Teleskop-Schlagstockes zeichnen, auf den Bildern erkennbar. In Bürs tankten die Angeklagten an einer Tankstelle und kauften eine Vignette, was mit Bildern der Überwachungskamera belegt wurde. Norbert Schwendinger vom Landeskriminalamt Bregenz wurde als Zeuge geladen und bestätigte diese Ausführungen des Gerichts, auch die geografischen Gegenbenheiten wurden nochmals erörtert. Außerdem wurde bekannt, dass ein Komplize des mutmaßlichen Täters als Prospect eines der größten Motorrad-Rocker-Clubs im deutschsprachigen Raum tätig war. Bei der Durchsuchung in der Wohnung von ihm fand man seine Kutte und weitere Pistolen.

Handy-Protokolle

Als diverse Handy-Protokolle verlesen wurden, stockte vielen der Atem. So schrieb der Dritte im Bunde seiner Freundin auf dem Rückweg: „War lustig, sage niemand, dass ich in Österreich war“. Wenige Minuten zuvor hatten sie das Opfer in einem Waldstück nahe Lorüns brutal zusammengeschlagen, gefoltert und dann hilflos liegen gelassen. Im Anschluss an den Prozesstag sprach WANN & WO mit Angehörigen. „Als wir von diesen Textnachrichten hörten, lief es uns allen kalt den Rücken runter“, erzählt der Bruder des Opfers. „Wie kann man nur so gestrickt sein, dass es einen offensichtlich völlig kalt lässt, wenn man einen Menschen derart brutal zusammenschlägt und foltert? Und wenige Minuten darauf macht man Scherze oder fühlt sich stark?“, erzählt der sichtlich geschockte Angehörige des 26-Jährigen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt, mit einem Urteil wird für Mittwoch gerechnet. Auf einen vom Anwalt des Haupttäters angebotenen Täter-Opfer-Ausgleich mit Schmerzensgeld in Höhe von 5000 Euro gingen der Gaschurner und seine Anwältin vorerst nicht ein.

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