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"'Summ' mir das Lied vom Tod"

Dies ist der schlagende Titel eines neuen Films von NuoViso Filmproduktion, der das Thema Bienensterben aufgreift. Im Interview mit Egon Gmeiner, Präsident des Imkerverbands Vorarlberg, erkundigt sich VOL.at nach der Situation der Bienen in Vorarlberg.
Dr. Egon Gmeiner im Gespräch
Beim Präsidenten des Imkerverbands

Die Wiesen blühen auf den Almen des Bergidylls Vorarlberg, Bienen schwirren umher… So sehen “klassische” Werbekampagnen das Ländle. Die Biene ist ein wichtiger Parameter für eine intakte Umwelt. Manche Wissenschaftler sprechen sogar vom Untergang der Menschheit, wenn die Biene aussterben sollte. Noch ist Zeit – und diese nutzen die Imkerverbände gemeinsam mit Forschern – um das Bienensterben aufzuhalten.

Bienensterben: Verschiedene Ursachen

Ein erster wichtiger Ansatz bezieht sich auf das Nahrungsangebot des Insekts. “Es gibt immer weniger Flächen, die nicht kultiviert oder unberührt sind”, sagt Egon Gmeiner im VOL.at-Interview. Durch die “aufgeräumte” Natur ist das Nahrungsangebot der Bienen eingeschränkter, sie müssen sich zunehmend an die Fütterung durch den Menschen halten. “Es würde schon weiter helfen, wenn man einige Flächen während der Blüte wachsen lassen würde”, meint Gmeiner. Damit wäre auch der Pflanzenvielfalt Sorge getragen, da die Biene maßgebend zur Bestäubung beiträgt.

Einsatz von toxischen Stoffen

Kritisch zu sehen ist der Einsatz von toxischen Stoffen in der Landwirtschaft. In Vorarlberg verwenden ca. 20 Prozent der Bauern gebeizte Maissaat, die für Insekten toxisch ist. “Bienen oder Schmetterlinge sterben sofort an dem Gift”, so der Präsident des Imkerverbands Vorarlberg. Das Gift soll gegen den Schädling Maiswurzelbohrer Abhilfe schaffen, was jedoch durch eine natürliche Fruchtfolge ebenfalls zu erreichen wäre.

“Dieser Bienentod ist sehr schleichend, da es die Bienen nach dem Trinken des ‘Schwitzwassers’ der jungen Pflanze nicht mehr bis in den Stock schaffen”, erklärt der Experte. Darum kann auch schlecht festgestellt werden, wie viele Bienen tatsächlich der Chemikalie zum Opfer fallen. Die Agentur für Ernährung und Lebensmittelsicherheit (AGES) untersucht in einer österreichweiten Studie zwischen 2009 und 2012 den Zusammenhang von Pflanzenschutzmitteln und Bienensterben. Dabei wurden 2010 17 Pflanzenproben aus dem Umfeld von Maisfeldern auf insektizide Saatgutbeizmittel untersucht. 10 Pflanzenproben wurden auf “Sonstige Pflanzenschutzmittel” untersucht, wobei bei fünf Proben bienengefährliche Insektizide nachweisbar waren.

Das Nachbarland Deutschland hat die Problematik aufgenommen und daher ist laut dem Präsidenten des Imkerverbands Vorarlberg gebeizte Maisgutsaat verboten.

Grundsätzlich befindet Gmeiner das Verhalten der Vorarlberger Bauern als kooperativ und immerhin verzichten 80 Prozent auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. “Es profitieren schließlich alle davon, wenn die Biene weiter ihre Dienste tun kann”, resümiert der Experte.

Feuerbrandbekämpfung problematisch

Der eingesetzte Stoff Streptomycin, der zur Feuerbrandbekämpfung beitragen soll, beeinträchtigt das Insekt ebenfalls. “In diesem Jahr wurden im Kanton Thurgau in der Schweiz einige Tonnen Honig aufgrund von Belastung durch Streptomyzin vernichtet”, schildert Gmeiner. Der Grenzwert liege bei 10, jener von Fleisch bei 400.

Wintersterben

Jedoch auch der vergangene Winter setzte den Bienen sehr zu und man sah dieses Jahr in manchen Gebieten keine Bienen mehr, wie Egon Gmeiner berichtet. Gemeinsam mit Landesrat Schwärzler wurde eine Förderungsaktion gestartet, um eine flächendeckende Bestäubung zu gewährleisten. “Noch ist die Bestäubung in Vorarlberg gewährleistet”, räumt Gmeiner ein. Aber erst mit dem Ende der ARGES Studie “Melissa” werden die Zusammenhänge auch mit Chemikalien klarer werden.

Zuwachs Imkern in Vorarlberg

Erfreulich ist, dass in den letzten Jahren die Zahl an Imkern und Bienenzüchtern wieder steigt. “Derzeit gibt es 1150 Bienenzüchter in Vorarlberg und es gibt mehr junge Menschen, die sich der Bienen annehmen wollen”, freut sich Egon Gmeiner.

Stichwort Bienensterben - Dr. Egon Gmeiner im Gespräch:

(VOL.at)

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