Jährlich sterben seit den 1970ern in Österreich mehr Menschen bei Selbstmorden wie bei Autounfällen. In Vorarlberg sind 13,2 Prozent aller Selbstmörder seit 1988 jünger als 25 Jahren, allein in den letzten fünf Jahren, ohne 2011, haben sich mehr als 23 Kinder und Jugendliche das Leben genommen. Die Zahl dürfte noch höher liegen, 2011 wurde das Alter der Selbstmörder nicht gesondert erhoben.
Telefonseelsorge blickt in die Schweiz
Das Ostschweizer Projekt U25 könnte für Vorarlberg zum Vorbild bei der Suizidbekämpfung werden. Die Internetberatung von Jugendlichen für Jugendliche könnte eine interessante Erweiterung des bestehenden Angebotes sein, sind sich Psychiater und Seelsorger einig. “Man sollte grundsätzlich möglichst viel unternehmen, um die Betroffenen zu erreichen”, ist Sepp Gröfler, Leiter der Telefonseelsorge Vorarlberg, ebenfalls überzeugt.
Neben Online auch am Telefon
Die Telefonseelsorge betreibt mit 142online bereits eine Beratungsplattform im Internet, dieses könnte durch jugendliche Berater erweitert werden. Gröfler könne sich auch vorstellen, Jugendliche am Telefon als Berater für Gleichaltrige einzusetzen. “Eine Beratung per Mail ist nicht die optimalste Lösung, da es eine Zeitversetzung gibt zwischen der Anfrage und der Antwort”, erklärt der Leiter der Telefonseelsorge. Bis die Email des Suizidgefährdeten beantwortet ist, könne sich die Situation für diesen bereits wieder verändert haben. Bei der Telefonberatung könne die Beratung zu dem Zeitpunkt geleistet werden, zu der sie gebraucht wird.
Projekt in Graz gescheitert
Es wäre nicht das erste solche Projekt in Österreich. Bereits 2007 startete die Telefonseelsorge Steiermark mit “mittendrin – gemeinsam bist du nicht allein” einen vergleichbaren Versuch, bei dem Jugendliche jeden Samstag als Telefonberater zur Verfügung standen. Dieser musste jedoch bereits nach einem halben Jahr wieder eingestellt werden. “Wir machten sehr gute Erfahrungen mit dem Projekt”, versichert Gröfler. Zwar seien die Jugendlichen mit Engagement bei der Sache gewesen, jedoch gab es zu wenige Anrufe, um eine Weiterführung zu rechtfertigen. “Man hatte zu wenig Mittel für Werbung, um die Betroffenen von dem Angebot zu informieren”, schätzt Gröfler die Ursache für das Scheitern ein.
Kostenintensive Ausbildung
Mit dem Blick in die Schweiz wurde jedoch nun die Diskussion wiederbelebt. Die Ausbildung von Jugendlichen für die Telefonberatung sei besonders kostenintensiv. “Das Problem ist, dass Jugendliche nur wenige Jahre zur Verfügung stehen, sie gehen dann meist studieren oder arbeiten”, erläutert Gröfler, “die Ausbildung erstreckt sich über ein Jahr, dann sind sie nach zwei oder drei Jahren auch schon wieder weg.” (VOL.AT/(MRA))
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