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Sudan: Entwaffnung „auf freiwilliger Basis“

Die Regierung in Khartum hat die baldige Entwaffnung der Janjaweed-Miliz in der westsudanesischen Konfliktregion Darfur (Darfour) angekündigt.

Ab kommender Woche sollten die Kämpfer ihre Waffen „auf freiwilliger Basis“ oder bei Durchsuchungen der Polizei abgeben, sagte der Polizeichef im Norden Darfurs, Jamal el Hueris, am Donnerstag dem staatlichen Mediendienst SMC. US-Außenminister Colin Powell betonte dagegen erneut, Sudan müsse die „entscheidenden Schritte“ zur vom UNO-Sicherheitsrat geforderten Beendigung der Gewalt in Darfur noch tun.

Sudans Außenstaatssekretär Tigani Saleh Fadel sagte der Nachrichtenagentur AFP, sein Land werde mit den Vereinten Nationen gemäß der jüngsten Sicherheitsratsresolution zusammenarbeiten. Er treffe sich regelmäßig mit UNO-Vertretern in Khartum, seit dem 30. Juli habe es bereits mehrere Gesprächsrunden gegeben. „Wir wollen, dass (UNO-Generalsektretär Kofi) Annan in seinem nächsten Bericht die erreichten Fortschritte festhält“, sagte Fadel. Annan will dem UN-Sicherheitsrat Anfang September über die aktuelle Lage in Darfur berichten.

Ein nicht namentlich genannter EU-Gesandter im Sudan sagte, die sudanesischen Behörden versuchten in einem „offenen Dialog“ mit der UNO und Hilfsorganisationen, die Krise zu beenden und mögliche Sanktionen zu verhindern. Der UNO-Sicherheitsrat hatte dem Sudan am vorigen Freitag eine Frist von dreißig Tagen gesetzt, um die Milizen zu entwaffnen. China und Pakistan hatten sich der Stimme enthalten, die anderen 13 Ratsmitglieder hatten der Resolution zugestimmt, nachdem die von den USA ursprünglich geforderten konkreten Sanktionen durch nicht spezifizierte „Maßnahmen“ ersetzt worden waren. In den vergangenen Tagen sollen Janjaweed-Milizen 24 weitere Ortschaften nördlich der Provinzhauptstadt Nyala überfallen haben.

US-Außenminister Powell schrieb in einem Beitrag für die „Wall Street Journal“ am Donnerstag, zwar habe der Sudan humanitäre Hilfe zugelassen, mit den Waffenstillstandsbeobachtern der Afrikanischen Union (AU) kooperiert und politischen Gesprächen zugestimmt. „Trotzdem sind noch keine entscheidenden Schritte umgesetzt worden, um die Gewalt zu beenden“, betonte Powell. Der internationale Druck auf den Sudan werde so lange anhalten, bis Khartum mit Nachdruck gegen die arabische Janjaweed-Miliz vorgehe.

Derweil erklärten sich mehrere Länder der Arabischen Liga zur Entsendung von Beobachtern bereit, die die geplante AU-Friedensmission im Sudan unterstützen sollen. Um welche Staaten es sich dabei handle, wollte der Sudan-Beauftragte der Arabischen Liga, Samir Husni, nicht sagen.

Die AU erwägt die Entsendung von rund 2.000 Soldaten nach Darfur. Nach Angaben eines AU-Sprechers vom Mittwoch wollen Nigeria und Ruanda die Truppen stellen, die die etwa 120 zivilen AU-Beobachter des Waffenstillstands schützen und die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatorte sichern sollen. Am Donnerstag erklärte sich zudem Tansania bereit, rund 100 Soldaten zu schicken.

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen befürchtet einen Anstieg der hilfsbedürftigen Menschen in Darfur um 40 Prozent auf etwa zwei Millionen bis Jahresende. Grund dafür seien die Ernteausfälle wegen der Vertreibung der schwarzafrikanischen Bauern, sagte WFP-Mitarbeiterin Bettina Lüscher am Donnerstag im ZDF. Im Juli habe die UNO-Hilfsorganisation 1,2 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln geholfen. „Sie mussten fliehen, ihre Dörfer wurden zerstört, ihre Frauen wurden vergewaltigt,“ berichtete Lüscher.

Die Krise werde sich noch über Monate fortsetzen. Allerdings fehle es an Geld. Es seien allein 195 Millionen Dollar (162 Mio. Euro) nötig, „um diese Menschen am Leben zu halten,“ sagte sie. Von den Regierungen der Welt sei noch nicht einmal die Hälfte des Betrages zur Verfügung gestellt worden.

In Darfur herrscht seit Februar 2003 ein Bürgerkrieg, in dem nach Schätzungen der Vereinten Nationen bisher bis zu 50.000 Menschen ums Leben kamen. Schwarzafrikanische Rebellen kämpfen dort gegen die Janjaweed-Milizen, die von der Regierung in Khartum unterstützt werden.

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