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Stummfilme mit heutigem Outfit

Die Vorarlberger Band „Mose“ schuf die Musik-Untermalung für den Stummfilm „Schlagende Wetter“.
Die Vorarlberger Band „Mose“ schuf die Musik-Untermalung für den Stummfilm „Schlagende Wetter“. ©Mose

Im Theater am Saumarkt gab es am Wochenende ein kleines Stummfilmfestival mit heimischer Live-Musik.

Feldkirch. (sch) Seit dem reichen Oscar-Segen für einen Stummfilm ist dieses fast vergessene Kino-Genre in der Kulturwelt wieder topaktuell geworden. Schon Monate davor haben die TaS-Veranstalter ein kleines Stummfilm-Festival mit Live-Musik geplant, das am vergangenen Wochenende nun erfolgreich „über die Bühne“ am Saumarkt ging und unerwartet einen aktuellen Bezug erhielt. Vier Stummfilme mit Live-Musik heimischer Künstler wurden gezeigt. Diese Besprechung bezieht sich auf den Stummfilm „Schlagende Wetter“ aus dem Jahr 1923 (Regie: Karl Grune; Hauptdarsteller Liane Haid, Eugen Klöpfer, Herman Vallentin). Die Stummfilme des frühen Kinos vor etwa 1930 waren eigentlich nie „stumm“ – Kinoorgel, Klavierspieler, Geräuschemacher etc. waren von Anfang bei den Aufführungen dabei; keine glich deshalb einer anderen aufs Haar. Nun, im TaS saß die Vorarlberger Band „Mose“ (Thomas Kuschny, Gitarre; Karl Müllner, Bass, Akkordeon; Markus Marte, Schlagzeug; Thomas Keckeis, Gitarre) hinter der Leinwand und schuf für die packend-dramatische Liebesgeschichte im Kumpel-Milieu ein trefflich passendes Klang-bzw. Geräuschkostüm. Die Filmgruppe des Gymnasiums Schillerstraße produzierte das filmische Intro, das auf die einzelnen Filmkunstwerke einstimmte (ein eindrucksvoller Ausschnitt aus dem Film „Hirntsunami“ war zu sehen).

Packende Darstellung

Regisseur Karl Grune (1890-1962) verstand es schon 1923 mit den filmischen und expressionistischen Ausdrucksmitteln seiner Zeit, in den „Schlagenden Wettern“ eine unheilvolle – allerdings mit Happyend – Dreiecksbeziehung (die vom Vater wegen ihres unehelichen Kindes verstoßene Marie zwischen Kindesvater und Ehemann) spannend und realistisch aufzubereiten. Das Flammeninferno in den Bergwerksschächten während der schlagenden Wetter war feuerrot handkoloriert. Der Kampf von Marie und den beiden Männern im Berg wirkte atmosphärisch sehr dicht. Und es gab Sequenzen, die „Mose“ lautmalerisch besonders packend gelangen, z. B. die schräge Hochzeitsmusik samt stampfenden Tänzen oder der flammende Schrecken und die flüchtenden Menschen. Zwei Künstler, die vor allem später in der Tonfilmzeit große Stars wurden, die Wienerin Liane Haid (1895-2000) und der Deutsche Eugen Klöpfer (1886-1950), beeindruckten durch ihr Spiel als Marie und ihr Mann Thomas und ließen manche allzu theatralische Stummfilm-Übertreibung der Gesten übersehen.

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