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Streit im Wiener Rotlichtmilieu

Im Streit im Wiener Rotlichtmilieu ist am Montag im Wiener Landesgericht ein weiteres Kapitel aufgeschlagen worden. Alle bekannten sich nicht schuldig.

Vor Einzelrichter Johannes Jilke musste sich ein unter dem Szenenamen „Rocky“ bekannter 47-jähriger Serbe verantworten, der als rechte Hand des Gürtelbosses Richard S. gilt. Mit ihm saßen der 39-jährige „Repic“ und ein 40-jähriger hünenhafter Wiener namens „Peter“. Angeklagt waren sie wegen gefährlicher Drohung, versuchter Erpressung, Körperverletzung und versuchter Nötigung. Alle drei bekannten sich nicht schuldig.

Einerseits ging es um die wiederholten Auseinandersetzungen zwischen „Rocky“ und seinem Neffen Mario. Dieser wollte offenbar ein Gürtel-Etablissement übernehmen, was seinem Onkel eher missfallen haben dürfte. Am 29. Mai soll es deshalb in und vor einem Rotlicht-Etablissement bei der Westbahn zu einem Streit gekommen sein, in dessen Zuge der Angeklagte seinem Verwandten einen Revolver im Bauchbereich angehalten haben soll. „Rocky“ bestritt das: „Das stimmt nicht!“, sagte er. Er habe zwar einen Streit mit seinem Neffen gehabt, in den sich dann auch Marios Vater, also sein Bruder, eingemischt habe. Der Besitzer des Clubs habe dann aber vermitteln können.

Auch zwei Tage später, bei einer weiteren Auseinandersetzung in dem Lokal, wollte er nicht gegen Mario vorgegangen sein. Anwesend war diesmal auch sein Freund „Peter“, dem in diesem Zusammenhang vorgeworfen wurde, die Drohungen durch einen Baseballschläger unterstützt zu haben. Was dieser entrüstet zurückwies: „I hob’ kan Baseballschläger, i brauch’ a kan.“ Ebenso wollte er auch Mario gedroht haben, er werde dafür sorgen, dass dieser aus den Schuhen fliege.

Über die Schwierigkeiten wusste „Peter“ auch nicht viel: „Ich habe mitgekriegt, dass der Mario irgendein Lokal übernehmen sollte, etwas was er aber sowieso nicht kann. Er will vielleicht, weil er ein kleiner Möchtegern-Strizzi ist.“ Vor „Rocky“ habe Mario keinen Respekt gehabt. „Peter“ gab an, dass er das seinem Freund auch gesagt habe, dieser habe ihm aber gesagt, das sei die Familie.

Es kam noch zu einer dritten Begegnung zwischen „Rocky“ und Mario, und diesmal flogen auch die Fäuste. Laut Anklage verletzte der Onkel den Neffen. Dieser sagte aber, dass der jüngere ihn geschlagen und auch mit Füßen getreten habe. Auch seinen Hund, einen Stafford Terrier, wollte er bei seiner Festnahme nicht auf Polizisten gehetzt haben. Die Beamten erschossen das Tier.

Die Freundin von Mario, die in dem Etablissement an der Westbahn der Prostitution nachgeht, widersprach der Darstellung des Angeklagten in nahezu allen Punkten. Unter anderem gab sie an, gesehen zu haben, wie der Onkel dem Neffen einen Revolver in den Bauch drückte und dabei gesagt haben soll: „Was passiert, wenn ich schieße?“ Die Streitereien zwischen „Rocky“ und Mario seien jeden zweiten Tag passiert. Die anderen Mädchen in dem Club zu fragen, bringe jedoch nichts, die hätten alle Angst. „Warum haben sie keine Angst?“, fragte Jilke. „Ich habe Angst“, erwiderte die Zeugin.

Auch „Repic“ wies die ihm zur Last gelegten Anschuldigungen zurück: Unter anderem soll er einem Bekannten 500 Euro geborgt und 3.000 Euro zurückverlangt haben. Das soll bis zur Forderung von 50 Euro Verzugszinsen pro Tag gegangen sein. „Ich habe P. (das mutmaßliche Opfer, Anm.) nur zweimal in meinem Leben gesehen“, sagte er. Ein Bekannter habe ihn überredet, dem Musiker 1.000 Euro zu borgen. „P. hat geweint, mehrmals auf die Familie und auf die Kinder geschworen, das war Zigeunertheater. Er hat mir versprochen, er gibt mir 1.500 Euro zurück.“

Als er dann ins Gefängnis gekommen sei, habe er erfahren, dass P. ihn angezeigt habe. Vermutlich habe P. auf Anstiftung von Darko, dem Chef aller Musiker in Wien gehandelt. Dieser wiederum soll ein guter Bekannter von einer Rotlichtgröße namens „Harry“ sein. „Harry“ war in den vergangenen Monaten in einigen Medien ausführlich Platz eingeräumt worden, um seine angebliche Fehde mit Richard S. und dessen Anhang auszubreiten. „Repic“ vermutete, dass „Harry“ hinter den Anschuldigungen gegen ihn stecke, weil er in einer Verhandlung seinerzeit gegen diesen aufgetreten sei. „Harry“ und sein Kompagnon „Zoran“ würden mit Gift arbeiten. „Die haben einen Hass auf mich, weil ich bin traditionell. Ich bin kein Giftler“, sagte Repic.

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