AA

Stephanie Berchtold: "Angst ist doch schon allgegenwärtig"

Ein Jahr lang arbeitete Stephanie Berchtold im Südsudan.
Ein Jahr lang arbeitete Stephanie Berchtold im Südsudan. ©Rotkreuz
Stephanie Berchtold aus Feldkirch arbeitet für das Rote Kreuz in Krisenregionen wie Südsudan und Jordanien. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit und warum man sich selbst solchen Risiken aussetzt.

Für ein Jahr war Stephanie Berchtold die stellvertretende Leiterin der gesamten Logistik des Roten Kreuz im Südsudan. Das Rote Kreuz sorgt in solchen Konflikten nicht nur für die Versorgung von Verletzten und Flüchtlinge. Eine der ureigensten Aufgaben ist seit der Gründung die Überwachung von Kampfhandlungen. Das Rote Kreuz kontrolliert, ob es zu Kriegsverbrechen kommt, beispielsweise Angriffe auf Krankenhäuser.

Die größte Herausforderung war neben den Kampfhandlungen die mangelnde Infrastruktur. Strom haben nur jene, die sich Treibstoff für Generatoren leisten können. Und im gesamten Land, sieben mal größer als Österreich, gibt es gerade einmal 200 Kilometer geteerte Straßen.

Ungefährlich ist die Situation auch für Helfer des Roten Kreuz nicht. Der Südsudan ist ein Bürgerkriegsland. Erst vor Kurzem kam es selbst in der Hauptstadt Juba, Berchtolds Arbeitsplatz, zu Kämpfen zwischen den Fraktionen – und auch Helfer sind unter den Opfern.

Auch sonst ist es ein Leben wie in einer anderen Welt. Viele Annehmlichkeiten Europas sind in Krisengebieten naheliegenderweise nicht gegeben. Die örtliche Landwirtschaft und Industrie funktioniert aufgrund der anhaltenden Kämpfen nicht, Hilfsorganisationen und Bevölkerung sind von Importen abhängig. Jeder zweite der 12 Millionen Einwohner ist auf die Hilfe von außen abhängig.

Doch es gibt auch aufbauende Momente. Vor Ort half Berchtold einen Markt für Saatgut aufzubauen, um die Situation der Bauern und die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu verbessern. Neben sprachlichen Herausforderungen bringt dies auch einen tiefen Einblick in den Alltag der Menschen.

Angst ist dennoch dabei ein alltäglicher Begleiter – und auch notwendig. Schließlich ist im Einsatz auch für die Mitarbeiter des Roten Kreuz Vorsicht geboten.

Vor ihrem Einsatz in Südsudan war die 34-Jährige bereits in Jordanien im Einsatz. Dort versorgt das Rote Kreuz syrische Flüchtlinge. Das Auffanglager ist mitten in einer Steinwüste, auch hier mangelt es an Infrastruktur.

Den Weg zum Roten Kreuz fand die Feldkircherin über die ECHO, das Europäische Amt für humanitäre Hilfe der EU. Diese ist für die Finanzierung solcher Hilfseinsätze zuständig. Berchtold kann sich vor allem mit den Grundwerten des Roten Kreuz identifizieren.

Doch auch persönliche Ideale motivieren Berchtold dazu, direkt vor Ort den Menschen zu helfen und zu unterstützen.

Es gibt aber auch Länder, die selbst die erfahrene 34-jährige Feldkircherin meiden würde. So kann sie sich derzeit keinen Einsatz in Afghanistan oder Jemen vorstellen.

Nach dem einjährigen Einsatz im Südsudan hat Berchtold nun bis zum Herbst Urlaub, dann geht es in den kriegszerrüttelten Nahen Osten. Die Heimatverbundenheit zu Altenstadt sei aber immer noch gegeben.

Das gesamte Gespräch mit Stephanie Berchtold

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Stephanie Berchtold: "Angst ist doch schon allgegenwärtig"