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Stellungnahme Naturschutzrat

Stellungnahme des Vorarlberger Naturschutzrates zur Diskussion um die Alternativen “Mobil im Rheintal”

Der Naturschutzrat hat sich bereits während der “S18-Diskussion” ausführlich mit einer Trassenführung, die das Ried quert, auseinander gesetzt und ist nach wie vor der Auffassung, dass jede zusätzliche Trasse, die das Ried quert (ob S18 oder Variante E) mit den Interessen des Naturschutzes nicht vereinbar ist. Diese Haltung leitet sich aus der über-regionalen Bedeutung des Rieds als Lebensraum stark gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, aber auch als landschaftliches Markenzeichen Vorarlbergs ab. Mit der Grünzonenverordnung und der Streuwiesenverordnung hat Vorarlberg eine der bedeutendsten Leistungen im Naturschutz mitteleuropaweit gesetzt.

Wir vom Naturschutzrat sind besorgt, dass die insgesamt sehr positive Naturschutzarbeit der letzten Jahre (an sich vorbildliche Umsetzung des NATURA 2000-Prozesses, Schutz der Bodensee-Endemiten, Schutz der Moore, Wiesenerhaltung und Wiesenmeisterschaft, Einrichtung des Biosphärenparks Großwalsertal, Biotopinventar, Urwald Rohrach etc.) durch die derzeitige Polarisierung massiv leiden wird. Argumente wie “Frösche sind wichtiger als Menschen” übersehen, dass in den letzten Jahrzehnten ein globales Artensterben durch Lebensraumverluste, Verschmutzung von Luft und Boden, Landverbrauch, industrialisierte Landwirtschaft (noch am wenigsten übrigens durch Klimawandel) etc. eingesetzt hat. Ökologen sind sich einig, dass Biodiversitätsverlust Verlust an Umweltleistungen (Selbstreinigung der Gewässer, Bodenbildung, Verbreitung von Samen, Bestäubungsleistung etc.) der Natur bedeutet und letztlich teuer kommt. Schlussendlich waren es diese Aspekte, die die EU zur Einrichtung der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie veranlassten. Tiere und Pflanzen bilden komplexe Lebensgemeinschaften und reagieren als solche. Negative Folgen der Ausrottung einer Art sind teils erst langfristig erkennbar und wirksam.

Der Rat hat sich gemäß Naturschutzgesetz bis dato in der Öffentlichkeit zurück gehalten und hat das Gutachten von DI Suske abgewartet. Das Gutachten ist plausibel, fachlich korrekt und soweit vollständig als es auftraggemäß die europäische Rechtslage beleuchtet. Die in den letzten Jahrzehnten entwickelte Schutzkultur in Vorarlberg erfährt im Gutachten aber keine Würdigung. Der Rat nimmt frustriert zur Kenntnis, dass Jahrzehnte des Riedschutzes nicht zu einer allgemeinen und a priori Respektierung der Riedlandschaft und ihrer großen Bedeutung als Lebensraum global gefährdeter Vogelarten und Lebensgemeinschaften (v.a. Riedwiesen)geführt haben.

Die nächsten Jahre werden den Druck auf die Naturwerte des Landes massiv verstärken. Der Rat weiß, dass Naturschonung und -erhaltung Belastung für Betroffene bedeuten kann. Es ist ihm ein Anliegen, diese so gering wie möglich zu halten. Im Falle einer Variante E ist das Naturopfer aber zu groß bzw. das Risiko eines solchen nicht vertretbar (und wurde dies auch durch das Gutachten bestätigt). Der Rat hat in seiner letzten Besprechung mit der Landesregierung diese Position argumentiert und klar gestellt. Er wird sich in den nächsten Wochen mit den Alternativen beschäftigen und hofft auf Diskussionsbereitschaft aller Lager.

Quelle:
Grabherr
Siegele
Bickel
Hehle

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