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Stadt will "ihr" Bierlokal erhalten

Bregenz (VN) -  Die letzte Bierpfütze war noch nicht getrocknet auf dem Tresen des Bregenzer Gösserbräu, da nahm das Rätselraten um die Zukunft der bestgelegenen Immobilie beträchtlich Fahrt auf. Die Eigentümer haben es eilig.
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Die Brau Union AG mit Sitz in Linz will die 17.000 m2 umbauten Raums im Herzen von Bregenz verkaufen. „Wir wollen das bis Ende des Jahres abgeschlossen haben“, bestätigt Unternehmenssprecherin Veronika Fiereder. Gibt es Interessenten? „Es laufen Gespräche mit Investoren.“ Werden im Gösser bald wieder Speisen und Getränke serviert? „Es kann auch etwas anderes daraus werden.“ Ein Interessent habe vorgesprochen, der statt Gastronomie Wohn- und Büroflächen plant. Aber entschieden ist noch nichts.

„Liebl hats versprochen“

Bürgermeister Markus Linhart will von einer Alternativnutzung nichts wissen. „Das Haus hat Tradition.“ Er nennt eine Gastwirtschaft an dieser Stelle „unverzichtbar“. Markus Liebl, Generaldirektor der Brau Union, habe ihm zugesichert, dass nichts anderes in Frage komme. Die Stadt wolle auch gerne helfen. „Wir würden den Hof gestalten.“ Stadtvertretungssaal und Gössersaal bräuchten beide einen Fluchtweg. „Wir möchten eine Brücke schlagen und einen gemeinsamen Stiegenabgang als Fluchtweg errichten.“ Die Brücke zwischen Politik und Gösser existiert in den Köpfen schon lange. Hier feierte die ÖVP ihre Wahlsiege. Rauschende Bälle und berauschende Bockbierfeste wechselten einander ab. Aber die ehemalige Biergaststätte hat ihren Preis. Den will die Brau Union AG nicht verraten, aber kolportiert werden 800.000 bis 900.000 Euro. Doch mit der Unterschrift unter den Kaufvertrag fängt die Chose erst an. Fiereder beziffert den Investitionsbedarf mit 1,6 Millionen Euro. Diese Kosten wollte man nicht alleine tragen. Daran sei der Verbleib der Greber Gastronomie als Pächter letztendlich gescheitert.

Die 1,6 Millionen resultieren aus gewerberechtlichen Auflagen. Die Küche müsste aus dem Keller gehoben werden, die Lüftung datiert aus 1953, die letzte technische Investition liegt 27 Jahre zurück. Wer tut sich so was an? Vielleicht die Münchner Augustinerbräu. Geschäftsführender Gesellschafter Jannik Inselkammer war schon einmal da. Noch bevor die Münchner Privatbrauerei 2009 das frisch renovierte Barockjuwel Kornmesser erstanden hat, interessierte sich Inselkammer fürs Gösser. Beim Kornmesser fanden die Münchner in Michael Salzgeber einen tüchtigen Wirt. Jetzt sollen sie dem Vernehmen nach erneut bei ihm angeklopft haben. Aber Salzgeber kann sich eine „Fernwartung“ des Gösser vom Kornmesser aus nicht vorstellen. Immerhin: Wenn Bürgermeister Linhart diesen Samstag auf der Wiesn mit Augustiner-Chef Inselkammer eine Maß stemmen wird, dürfte auch das verwaiste Gösserbräu zur Sprache kommen. Linhart selber wird da seltsam einsilbig: „Da sag ich gar nix.“

Klösterliche Konkurrenz für Gösser

Er hütet sich, weil das Gösser auch den Weltenburgern munden könnte. Die älteste Klosterbrauerei der Welt beliefert seit heuer die Bregenzer Festspiele. Direktor Hermann Goß winkt mit Blickrichtung Gösser vorsichtig ab: „Offiziell ist keiner an uns herangetreten.“ Er kenne das Objekt „nur vom Vorbeifahren“, aber er will sichs gerne anschauen. Weltenburger wird in insgesamt 700 Gaststätten gezapft. Die Benediktinerbrauerei besteht seit 1050 und macht mit 100.000 Hektoliter Gerstensaft jährlich rund 18 Millionen Euro Umsatz. Aber vielleicht bleibt auch alles in Bregenzer Hand. Der Unternehmer Werner Deuring, der sich auch fürs Deuringschlössle interessiert hat, besitzt nahe dem Gösser das Restaurant „Neubeck“. Da würde die Braugaststätte doch gut ins Portfolio passen? Aber Deuring will zum Verkauf des Gösserbräu in keiner Weise zitiert werden.

Zukunft des Restaurants am Gebhartsberg offen

Gebhardsberg. Auf ihrer Website bewirtet die Greber Gastronomie zwar das Gösser noch immer. Im analogen Leben aber steht die Insolvenz mit 119 Gläubigern und Passiva in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Am 6. Oktober ist erste Tagsatzung. Von deren Ausgang wird auch abhängen, ob Greber das Restaurant am Bregenzer Gebhardsberg weiter bewirtet. Das Haus gehört der Stadt. Die hat nach Bekanntwerden der Firmenpleite augenblicklich die Bankgarantie gesichert. „Ein Schaden ist uns bis jetzt nicht entstanden“, versichert Bürgermeister Markus Linhart, der den Gebhardsberg grundsätzlich gerne in Grebers Hand ließe, denn „wir waren immer sehr zufrieden“.

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