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Sri Lanka: Knappes Ergebnis bei Wahl

Rund 13,3 Millionen Wahlberechtigte waren am Donnerstag aufgerufen, einen Nachfolger für die seit elf Jahren amtierende Präsidentin Chandrika Kumaratunga zu bestimmen.

Nach zwei Amtszeiten durfte sie nicht mehr für den Posten kandidieren. Ernsthafte Chancen auf einen Sieg wurden nur dem Oppositionsführer Ranil Wickremesinghe und dem Ministerpräsidenten Mahinda Rajapakse eingeräumt. In den Tamilen-Gebieten kamen bei einer Explosion und mehreren Anschlägen zwei Menschen ums Leben, mindestens 17 weitere wurden verletzt. Erste Ergebnisse sollen gegen 19.00 Uhr MEZ vorliegen.

In den Tamilen-Gebieten im Norden und Osten der Insel blieben die meisten Menschen den Urnen fern. Die Rebellenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte indirekt zum Wahlboykott aufgerufen. In den 64 Wahllokalen in der Grenzregion wurden in den ersten sechs Stunden nach Beginn der Abstimmung nur vier Wähler an den Urnen gezählt, wie ein Wahlhelfer sagte. Im Süden war die Wahlbeteiligung dagegen nach Angaben von Behördenvertretern hoch.

Beobachter gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Wickremesinghe und Rajapakse aus. Die geringe Wahlbeteiligung könnte Rajapakses Chancen erhöhen. „Das Abstimmungsverhalten der Tamilen könnte das Zünglein an der Waage sein“, sagte die Leiterin der Denkfabrik Center for Policy Alternatives, Sunanda Deshapriya. Während Wickremesinghe für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit den Rebellen und für Frieden eintritt und daher bei der Minderheit höher im Kurs stehen dürfte, will Rajapakse den Friedensprozess einer Totalrevision unterziehen. Zudem kündigte er an, die Aufteilung der Tsunami-Hilfen neu aushandeln zu wollen. Seine Regierung hatte eine 100-Meter-Pufferzone zur Küste angeordnet, bis zu deren Grenze keine Häuser wieder aufgebaut werden dürfen. Wickremesinghe will die Verordnung ganz kippen.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP widersprach Rajapakse vehement Darstellungen, er wolle zum bewaffneten Konflikt zurückkehren. „Ich bin bereit, mit ihnen (der LTTE) zu diskutieren“, sagte er bei der Stimmabgabe in Weeraketiya im Süden der Insel. Aus Angst vor einem Attentat wurden Rajapakse und seine Frau von dutzenden Sicherheitsleuten eskortiert.

Im ganzen Land sollten mehr als 64.000 Polizisten, 100.000 Beamte und mehr als 25.000 örtliche und internationale Wahlbeobachter den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl gewährleisten. Dennoch kam es zu Gewalt: Nach Polizeiangaben wurden bei einer Explosion in einem Haus im Distrikt Batticaloa im Nordosten zwei mutmaßliche LTTE-Rebellen getötet. Sieben weitere Menschen wurden demnach verletzt, als der Sprengsatz vorzeitig hochging. Bei zwei Anschlägen auf Wahllokale erlitten zehn weitere Menschen Verletzungen. Im Rest des Landes blieb es jedoch weitgehend ruhig. Bereits am Mittwoch waren bei Attacken in der Ostprovinz sechs Menschen getötet worden, unter ihnen zwei Polizisten. Die Sicherheitsbehörden vermuteten einen Zusammenhang mit der Abstimmung.

Die Rebellen kämpfen seit 1972 für einen unabhängigen Tamilen-Staat. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 60.000 Menschen getötet. Im Februar 2002 wurde unter norwegischer Vermittlung ein Waffenstillstand ausgehandelt. Die Friedensgespräche stecken aber seit zwei Jahren in der Sackgasse und sind seit der Ermordung von Außenminister Lakshman Kadirgamar im August akut gefährdet. Die Tamilen leben im Norden und Nordosten Sri Lankas und stellen insgesamt 13 Prozent der Bevölkerung. 74 Prozent der Einwohner des Inselstaates sind Singhalesen.

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