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"Spürnasen" im Trainingslager

Faschina - Die Hundestaffel der Vorarlberger Bergrettung probte den Ernstfall in Faschina. Bilder 

Es ist eng, kalt und durch die Schneedecke dringt nur ganz wenig Licht. Lawinenhundeführer Werner Kuhn kauert in der Schneehöhle, in seiner Hand hält er mehrere Stückchen Wurst. „Im Grunde ist es eine ganz einfache Geschichte”, sagt der erfahrene Hundeführer, während sich weiße Wölkchen vor seinem Mund bilden. „Findet der Hund das ‚Opfer‘ – in diesem Fall mich -, dann bekommt er eine Belohnung in Form eines Leckerbissens. Dadurch wird er motiviert und belohnt. Ein gut ausgebildeter Lawinenhund bleibt bei seinem Opfer und bellt, bis sein Herrchen, also der Hundeführer, bei ihm ist – auch ohne Belohnung, denn im Ernstfall gibt´s ja auch keine Wurst.” Draußen, über der Schneedecke und rund 30 Meter entfernt, lässt Hundeführer Gerhard Breuss seinen Rüden Rack von der Leine. Der Boarder-Collie nimmt die Witterung auf und buddelt sich wenige Sekunden später durch die Schneedecke. Licht durchflutet das dunkle Schneeloch. Rack bellt und bekommt ein Stückchen Wurst. Übung erfolgreich absolviert.

Dreijährige Ausbildung

Obwohl Rack seine Tests während des einwöchigen Trainings in Faschina alle tadellos gemeistert hat, wird es noch ein Weile dauern, bis der quirlige Vierbeiner ein voll einsatzfähiger Lawinenhund sein wird. Drei Jahre dauert die Ausbildung für Lawinenhunde insgesamt. Auch die Hundeführer – allesamt ausgebildete Bergretter – haben während der Trainingswoche alle Hände voll zu tun. „Neben der Sucharbeit mit dem Hund stehen auch Lawinenkunde, Skitourengänge und eine Hubschrauberübung auf dem Programm”, sagt Hundestaffel-Leiter Hermann Bachmann. Schließlich muss im Ernstfall alles ganz schnell gehen, denn Lawinenopfer sterben meist wenige Minuten nachdem sie überrollt wurden. Binnen einer halben Stunde sinkt die Überlebenschance auf unter 30 Prozent. Bachmann betont: „Trotz aller technischen Geräte sind die Lawinenhunde nach wie vor ein unentbehrliches Suchmittel der organisierten alpinen Rettung.”

24 Hundeteams

Die Hundestaffel der Vorarlberger Bergrettung verfügt über 24 Teams, 20 davon sind voll einsatzfähig. In jeder Talschaft ist ständig ein Gespann in Bereitschaft. Die Einsätze – 17 waren es im vergangenen Jahr – erfordern viel Verständnis vom Arbeitgeber, aber auch viel Freizeit. „Können wir jemanden lebend aus einer Lawine retten, so entschädigt dieser Moment für das langjährige Training”, sagt Hermann Bachmann. Titus, Taco, Nero und wie die vierbeinigen „Spürnasen” der Hundestaffel alle heißen warten schon ungeduldig auf ihr nächstes Suchspiel. Zur Auflockerung steht das Aufspüren von Vermissten auf dem Programm. Vier Bergretter legen sich als so genannte „Figuranten” ins Gelände und warten auf ihre „Rettung”. Die zehn Wochen alte „Quanna”- das Nesthäckchen der Gruppe – scharrt im Schnee und spielt mit seinem Herrchen Christoph Bargehr. Spätestens in drei Jahren wird die Hündin ihre feine Nase bei einem richtigen Einsatz unter Beweis stellen müssen.

 

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