Eine Verankerung der Sprachförderung im Mutter-Kind-Pass, eine Begrenzung des Ausländeranteils in Schulklassen auf 30 Prozent und finanzielle Sanktionen, falls die Eltern den deutschen Spracherwerb nicht ausreichend unterstützen – dies fordert die FPÖ Vorarlberg wenige Wochen vor der Landtagswahlen. So will sie erreichen, dass jedes Kind beim Schuleintritt Deutsch beherrscht – und ortet vor allem bei manchen türkischstämmigen Mitbürgern starken Nachholbedarf und Integrationsunwillen.
Förderung zeige erste Erfolge
Flächendeckende Sprachförderung vor dem Schuleintritt: Diese wurde an den 19 Dornbirner Kindergärten bereits im Herbst 2011 eingeführt und vom Land gefördert. Was mit einer Sprachförderungskoordinatorin begann, besteht derzeit aus einer speziell geschulten Pädagogin pro Kindergartengruppe, die ihre Kolleginnen bei der Förderung unterstützt. Laut Michael Walter, Leiter der Abteilung Familien, Kinder und Schulen der Stadt Dornbirn, zeigen sich bei den halbjährlichen Sprachstandsüberprüfungen erste Erfolge. “Wir haben das Gefühl, dass sich einiges tut. Das passiert aber nicht von heute auf morgen, sondern step by step.”
Wer türkisch kann, kann deutsch lernen
Sprachförderung müsse so früh wie möglich beginnen. Hier komme es den Kindergärten entgegen, dass viele Migrationskindern bereits mit drei Jahren in die Spielgruppen kommen. Dabei gibt es auch unerwartete Erfahrungen. So würden sich in der Türkei geborene Kinder leichter tun als hier geborene Kinder mit türkischem Hintergrund. “Die Muttersprache muss gefestigt sein. Wer Türkisch kann, lernt auch Deutsch leichter”, betont Walter. “Nur wer weiß, wie der Frosch auf Türkisch heißt, kann verstehen, was Frosch auf Deutsch bedeutet.” Dies könne beispielsweise über zweisprachige Bilderbücher geschehen, die man den Kindern mit nach Hause gibt.
Früher Kontakt zu Deutsch wichtig
Sprachförderung sei jedoch auf die Mitarbeit zu Hause angewiesen. Dies verlangt nach viel Elternarbeit, sowohl im Kindergarten wie in der Spielgruppe. Von einem Integrationsunwillen der Eltern will Walter dabei nicht sprechen. Schwarze Schafe gebe es zwar in jeder Bevölkerungsgruppe, die Bereitschaft wäre aber durchaus vorhanden. So hätten die meisten Kinder bei ihrem Eintritt in den Kindergarten bereits Grundkenntnisse der deutschen Sprache. “Eltern, die selber kaum Deutsch können, tun sich bei der Förderung schwer”, beschwichtigt Walter. Dies sei jedoch recht selten, ein Elternteil könne grundsätzlich deutsch. Es sei ebenfalls wichtig, dass die Kinder früh in Kontakt mit Deutsch kommen, beispielsweise im Eltern-Kind-Treff. Die Gemeinschaft mit anderen Kindern erleichtere das Lernen.
Hoher Migrantenanteil als Herausforderung
Der teilweise hohe Migrantenanteil erschwere die Sprachförderung – und stellt die Pädagogen vor Herausforderungen. “Die türkische Gruppe als die größte tut sich schwer”, erklärt Walter. Während es von den meisten Sprachen oft nur ein bis zwei Kinder in den Gruppen gibt, sind meist mehrere türkische Kinder vertreten. Diese können somit untereinander türkisch reden – der Zwang, deutsch zu sprechen, sei damit geringer. Während Buben jedoch beispielsweise zumindest beim gemeinsamen Fußballspielen auch unter anderssprachige Kinder kommen, werden türkischstämmige Mädchen oft stärker behütet – und bleiben daher unter sich. Darunter leiden dann die Deutschkenntnisse.
Auch gebürtige Vorarlberger mit Förderbedarf
Probleme gibt es jedoch nicht nur bei den Kindern aus Einwanderfamilien. “Jedes zehnte Kind mit Förderbedarf ist ohne Migrationshintergrund”, betont Walter. Man könne durchaus von einer Sprachverarmung auch in der heimischen Bevölkerung sprechen. Als Grund dafür vermutet Walter den mangelnden Kontakt zwischen Eltern und Kind. Eine Lösung wäre das klassische Vorlesen von Geschichten vor dem Einschlafen – sowohl für Kinder mit wie auch ohne Migrationshintergrund.
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