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SPÖ: Wie hoch sind die Schulden wirklich?

Pamela Rendi-Wagner gab an, die SPÖ mit einem Schuldenberg von 14 Millionen Euro übernommen zu haben.
Pamela Rendi-Wagner gab an, die SPÖ mit einem Schuldenberg von 14 Millionen Euro übernommen zu haben. ©APA (Sujet)
Bei Bekanntgabe der zahlreichen Kündigungen innerhalb der SPÖ gab die Parteichefin Pamela Rendi-Wagner am Dienstag an, die SPÖ mit einem Schuldenberg von 14 Millionen Euro übernommen zu haben. Nun wird jedoch von einem SPÖ-Dokument berichtet, in dem von weniger Schulden die Rede ist.
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Diesem Dokument zufolge hätte die Partei bei der Übernahme Rendi-Wagners einen Schuldenstand von genau 10,578 Millionen Euro gehabt, schreibt der "Standard". "Diese Angaben können wir nicht nachvollziehen", hieß es dazu am Mittwoch aus der SPÖ. Dennoch verwies man darauf, dass in den veröffentlichten 14 Millionen 1,5 Millionen offene Rechnungen enthalten seien - was zumindest einen Teil der Diskrepanz erklärt.

SPÖ: Spekulationen um Schulden bei Übernahme Rendi-Wagners

SPÖ-Bundesparteikassier Christoph Matznetter bestätigte am Mittwoch die tags zuvor gemachten Angaben der SPÖ-Vorsitzenden Rendi-Wagner und des Bundesgeschäftsführers Christian Deutsch. Der Abgeordnete stellte klar, dass die Bank-und sonstigen Verbindlichkeiten der SPÖ-Bundespartei Ende 2018 insgesamt 14 Mio. Euro betragen haben. Davon seien 12,5 Mio. Euro auf Bankverbindlichkeiten und 1,5 Mio. auf sonstige Verbindlichkeiten entfallen, teilte der Kassier per Aussendung mit.

Rendi-Wagners Vorgänger Christian Kern hatte sich am 18. September 2018 von der Parteispitze zurückgezogen. Wenige Tage danach übernahm die ehemalige Gesundheitsministerin seinen Job. Am 30. September 2018 hätten die Schulden der SPÖ 13,1 Mio. Euro betragen, führte Matznetter am Mittwoch weiter aus. Davon entfielen 12,5 Mio. Euro auf Verbindlichkeiten bei Banken, 634.486 Euro auf sonstige Verbindlichkeiten. "Das Delta von 900.000 Euro bis Jahresende ergibt sich dadurch, dass der Schuldenstand im letzten Quartal wegen laufender Kosten grundsätzlich ansteigt", erklärte Matznetter in der Mitteilung. Grund dafür sei, dass eine Hälfte der Parteienförderung im Jänner, die zweite Hälfte im Juli ausbezahlt werde, so der Kassier. Laufende Ausgaben wie etwa Gehälter müssten bis Jahresende weiter bezahlt werden, größere Einnahmen würden nach Juli aber nicht mehr hereinkommen.

Bezüglich der bevorstehenden Kündigungen gibt es bei der SPÖ diese Woche weitere Treffen mit dem Betriebsrat, hieß es am Mittwoch. Die vom Personalabbau bedrohten Mitarbeiter wurden von der Situation informiert. Wer genau gehen muss, ist noch unklar.

Kern will Partei mit 10,87 Mio. Euro Schulden übergeben haben

Im Verwirrspiel um die Frage, mit welchem Schuldenstand Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner die SPÖ Ende 2018 übernommen hat, leistet nun auch ihr Vorgänger Christian Kern einen Beitrag. Es seien 10,87 Millionen Euro gewesen, sagte er am Mittwoch laut der Tageszeitung "Österreich".

"Ich habe die Partei bei meinem Rücktritt nachweislich mit einem Schuldenstand von 10,87 Millionen Euro, und nicht 15 Millionen Euro übergeben. Ich habe den weit höheren Schuldenstand, den ich übernommen hatte, stark reduziert", wurde Kern in einer Vorab-Aussendung zitiert. Allerdings hatte Rendi-Wagner von 14, nicht von 15 Millionen gesprochen. In einem vom "Standard" zitierten Dokument war im Gegensatz dazu von 10,578 Millionen Euro die Rede.

SPÖ: Betriebsrat wendet sich nun an Parteivorstand

Der SPÖ-Betriebsrat wendet sich anlässlich der bevorstehenden Kündigungswelle in der Löwelstraße an den Parteivorstand und hinterfragt, inwieweit dieser in das geplante Sparpaket eingebunden war. Ferner wird in dem der APA vorliegenden Brief die Vorgangsweise der Parteiführung offen kritisiert.

Betriebsratchef Siegfried Sailer macht nach der heutigen Belegschaftssitzung klar, dass sich auch die Belegschaft der prekären finanziellen Situation durchaus bewusst sei. Doch sei man besonders enttäuscht, dass im Laufe des Jahres keinerlei Bemühungen der Parteispitze verzeichnet worden seien, eine Kündigungswelle abzuwenden. Dabei seien ökonomischer Engpass und schlechtes Wahlergebnis bereits im Mai absehbar gewesen: "Nun vor Weihnachten Maßnahmen in diesem Ausmaß zu ergreifen ist bitterlich."

Dazu kommt, dass laut Betriebsrat diesem bisher keine Gelegenheit gegeben wurde, sich über Auswahl und Anzahl der Betroffenen mit der Geschäftsführung auszutauschen. Die mangelhafte Kommunikation widerspreche dem sozialpartnerschaftlichen Gedanken sowie den gesetzlichen Erfordernissen. Damit habe man sich auch in eine soziale Abfederung bisher nicht einbringen können. Es sei nicht einmal bekannt, nach welchen Kriterien die Mitarbeiter, die zur Kündigung vorgesehen sind, ausgesucht worden seien

Kein Gesamtpaket kommuniziert

So sei bisher auch kein Gesamtpaket hinsichtlich der künftigen Aufgaben der Bundesgeschäftsstelle kommuniziert worden. Nicht einmal mit allen Leitenden Sekretären sei das Gespräch gesucht worden.

Kritisch hinterfragt werden einmal mehr die Beraterverträge der Partei. Diese würden weiterlaufen, während langjährige Mitarbeiter und Kollegen in sensiblen sozialen Lagen von Kündigung betroffen seien. Das sorge für Frustration: "Möglicherweise hätten manche Kündigungen durch umsichtige Beraterverträge sogar verhindert werden können."

Konkrete Forderungen an den Vorstand werden nicht geäußert, sehr wohl aber ein Appell "an euer menschliches und politisches Verständnis als Genossinnen und Genossen". Allen voran stehe aber die Frage, inwiefern die Mitglieder des Parteivorstands in diese Vorgangsweise eingebunden gewesen seien. Indirekt drängt man diese nun, zumindest für die Erstellung eines Sozialplans zu sorgen: "Wir jedenfalls sind gesprächsbereit."

(APA/Red.)

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