Im Vorfeld der Gedenkfeier für die in der NS- Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ ermordeten Kinder am morgigen Sonntag sind am Gelände des nunmehrigen Otto Wagner-Spitals am Steinhof in Wien weitere fragwürdige Präparate aufgetaucht.
Das berichtet die „Presse“ in ihrer Samstag-Ausgabe.
Rund 70 Opfer seien bereits eindeutig identifiziert, so der Historiker Herwig Czech dazu am Samstag gegenüber der APA. Die Wiener Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (S) will eine Untersuchung der Überreste veranlassen.
Die 70 Personen seien in der NS-Zeit am Steinhof gestorben, so Czech. Die Todesursache müsse noch zweifelsfrei geklärt werden. Tatsache sei aber, dass in der psychiatrischen Anstalt in den Jahren 1941 bis 1945 rund 3.500 Menschen gestorben seien. Als Todesursachen nennt der Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) systematische Vernachlässigung, Unterernährung, Kälte oder das Einsperren in „Infektionspavillons“, wo man gezielt das Verbreiten von Keimen provoziert habe. Czech: „Das ganze läuft unter dem Nazi-Begriff ’wilde Euthanasie’.“
In der Forschung sei für diese Vorgangsweise die Bezeichnung „dezentrale Anstaltstötung“ üblich, so Czech weiter. Gehandelt habe es sich um die Fortsetzung der Tötung in insgesamt sechs Euthanasieanstalten – eine davon mit Hartheim auf dem Boden des jetzigen Österreich – gehandelt. Das Morden in diesen Anstalten wurde im Sommer 1941 gestoppt. Die Zahl der neu aufgetauchten Präparate gehe „in die tausende“, so Czech weiter.
Im Mittelpunkt des offiziellen Traueraktes am morgigen Sonntag steht die Bestattung der sterblichen Überreste zweier Kinder, die in der Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ ermordet wurden. Die Urnen von 597 weiteren Opfern wurden bereits vergangene Woche beigesetzt. Bundespräsident Thomas Klestil und Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) werden bei den Feierlichkeiten Worte des Gedenkens sprechen.
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