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Soziale Ausgrenzung bei psychischer Erkrankung

Die Diagnose „psychisch krank“ ruft bei Betroffenen oft große Angst vor sozialer Abgrenzung hervor.
Die Diagnose „psychisch krank“ ruft bei Betroffenen oft große Angst vor sozialer Abgrenzung hervor. ©iStock
Am 20. Februar ist der „Internationale Tag der sozialen Gerechtigkeit". Christina Fischer, diplomierte Sozialarbeiterin von den sozialpsychiatrischen Diensten der aks gesundheit, begleitet Menschen mit psychiatrischen Diagnosen mit viel Erfahrung in ihrem Krankheits- und Genesungsprozess.

„Psychische Erkrankungen behandelt man heute immer effektiver und wirksamer. Dennoch ist der erkrankte Mensch oft mit erheblichen Vorurteilen des Umfelds konfrontiert”, erklärt Christina Fischer, diplomierte Sozialarbeiterin von den sozialpsychiatrischen Diensten der aks gesundheit. Die Diagnose „psychisch krank” ruft bei Betroffenen oft große Angst vor sozialer Abgrenzung in allen Lebensbereichen hervor. Aus diesem Grund halten viele Erkrankte die Diagnose so lange wie möglich geheim. Die Gesellschaft bestätigt häufig die Bedenken, indem sie ihnen mit großer Unsicherheit und Angst begegnen. Der Erkrankte selbst fürchtet, als verrückt oder sogar gefährlich abgestempelt zu werden. Speziell im psychiatrischen Bereich ist die Grenze zwischen Krankheit und Gesundheit fliesend und nicht immer eindeutig festlegbar. Jeder Mensch ist mit seiner Erkrankung einzigartig und erlebt diese anders.

Gefahr der Stigmatisierung
Obwohl psychische Probleme im Laufe eines Lebens jeden treffen können, kämpfen Betroffene häufig mit Zurückweisung im Freundeskreis, in der Familie, am Arbeitsplatz oder bei der Wohnungssuche. Daraus resultierten in vielen Fällen der Verlust des Lebensstandards, finanzielle Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit bis hin zur sozialen Isolation. Dieser Prozess – in der Fachsprache Stigmatisierung genannt – wiegt oft gleichschwer, wenn nicht sogar schwerer als die Erkrankung selbst. „Die Gefahr der sozialen Ausgrenzung bei psychischen Erkrankungen ist eindeutig höher als bei körperlich erkrankten Menschen”, betont Christina Fischer. Das liege zum einen daran, dass es bei bestimmten Krankheitsbildern – als eine Begleiterscheinung – zu einem Gefühl der Isolation komme. „Außerdem erfahre ich tagtäglich die Ausgrenzung, mit der unsere Klientinnen und Klienten permanent konfrontiert sind”, berichtet die diplomierte Sozialarbeiterin. Eine 2004 veröffentlichte Studie „Mental Health and Social Exclusion” (aus Großbritannien) untermauert diese Erfahrungen mit ähnlichen Ergebnissen. Sie zeigt, dass Erwachsene mit psychischen Störungen:

– nur zu 24 Prozent erwerbstätig sind
– ein doppelt so hohes Risiko haben, ihre Arbeit zu verlieren
– ein dreifach so hohes Risiko haben, erheblich verschuldet zu sein
– ein dreifach erhöhtes Risiko haben, geschieden zu werden
– häufiger Mietrückstände haben und Gefahr laufen, die Wohnung zu verlieren
– 40 Prozent derer, die gemeindepsychiatrische Hilfen in Anspruch nehmen, 
  ausschließlich Kontakt zu anderen Patienten und Betreuern haben
– 80 Prozent sich isoliert fühlen

Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Eine psychische Erkrankung betrifft immer das ganze Umfeld. Angehörige leiden oft genauso schwer unter Vorurteilen und zunehmender Stigmatisierung. Aus diesem Grund ist ein gesellschaftliches Umdenken und bewusstes Auseinandersetzen mit der Erkrankung nötig. In diesem Sinne kommt zum Beispiel Politikern, Lehrern, Arbeitgebern oder Ärzten eine große Vorbildwirkung zu. Ein entscheidender Faktor, um sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken, ist es Räume zu schaffen, in denen der erkrankte Mensch sich wohlfühlt und in seinem gesamten Wesen angenommen wird. „Ziel unserer Arbeit ist es, diesen Platz unseren Klientinnen und Klienten zu geben und sie zu stärken”, erklärt Christina Fischer. Die sozialpsychiatrischen Dienste der aks gesundheit bieten ein individuell auf jede Klientin, jeden Klienten zugeschnittenes Rehabilitations- und Beratungsangebot. In enger Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und Fachärzten, Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten sowie psychiatrischen Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern wird die individuelle Situation betrachtet und ein Reha Plan erstellt. Neben klassischen Beratungsgesprächen und Reha-Veranstaltungen offeriert die aks gesundheit ein umfangreiches Freizeit- und Bewegungsangebot.

Kontakt
aks gesundheit GmbH
Sozialpsychiatrische Dienste
Bahnhofstraße 26 / 3
6850 Dornbirn
T 055 74 / 202 – 0
gesundheit@aks.or.at
www.aks.or.at

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