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Sophia sieht den Buddha nicht

Egg - Wie Tausende Deutsche wurde eine Wälder Familie durch ein deutsches Reisebüro um Geld und Urlaub gebracht.
Reisebuchung: Tipps der AK (*.pdf)

Sophia und Felix hatten sich auf den Urlaub gefreut. Auf Leshan, wo die weltweit größte Buddha-Statue steht. 70 Meter hoch, aus dem Fels gehauen. Nach China wollte Familie Meusburger fliegen. Dreieinhalb Wochen lang. Doch die Reise endete schon am Flughafen in Frankfurt: Als Dietmar Meusburger am Check-In-Schalter seine Reiseunterlagen und Pässe vorlegte, erntete er nur ratlose Blicke des Fluglinien-Mitarbeiters. „Herr Meusburger, Sie sind nicht auf diesen Flug gebucht“, sagte dieser. „Am Anfang denkt man an ein Missverständnis, das schnell behoben werden kann“, sagt der Familienvater. Leider war dem nicht so: Als er auch nach 20 Anrufen niemanden im deutschen Reisebüro „Ticket Point“, über das er online gebucht hatte, erreichen konnte, baten sie den Schwager, zu Hause im Internet nachzusehen. Doch die Website des Gelsenkirchener Reisebüros war da schon gar nicht mehr vorhanden. Wenige Minuten später fand der Schwager heraus: „Ticket Point“ musste Insolvenz anmelden. Ein Mitarbeiter hatte rund 1,8 Millionen Euro von Firmenkonten abgezweigt und das Reiseunternehmen somit in den Ruin getrieben. Hin-, Rück- und Inlandsflüge für alle vier Familienmitglieder um über 3500 Euro wurden vom Reisebüro bei der Fluglinie gar nicht bezahlt. Eine Abenteuerreise, mit dem Mietauto quer durch China sollte es werden. Am Frankfurter Flughafen mussten sie wieder umkehren.

Ansprechpartner vor Ort

Jetzt sitzt Dietmar Meusburger mit seiner Familie auf der Terrasse seines Hauses in Egg. Statt Pekingente gibts jetzt Leberkässemmel für die Kinder. „Wir haben Mitte April über das Internet gebucht“, erzählt er. „Wir hatten dort auch immer Ansprechpartner und wurden im Vorfeld gut betreut“, meint Ehefrau Beate Brändle-Meusburger. „Jetzt ist die Reise aus, bevor sie angefangen hat“, sagt sie. „Man ist irgendwo zwischen Wut, Enttäuschung und Ohnmacht“, fügt ihr Mann hinzu. Ob die Bregenzerwälder Familie ihr Geld wiedersieht, ist fraglich: „Das ist ein klassischer Betrugsfall, von dem auch in Österreich einige Konsumenten betroffen sind. Einen Anspruch gegenüber der Fluglinie hat man nicht, weil diese ja selbst kein Geld gesehen haben“, meint Reinhold Schranz vom Europä­ischen Verbraucherzentrum in Österreich. Weil es ein deutsches Reisebüro betrifft, ist er für die Beratung zuständig. Er rät zu einer Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Essen. Denn ein Hoffnungsschimmer besteht noch: Der Betrüger, der mittlerweile in U-Haft sitzt, hat die Hälfte des Geldes – insgesamt knapp 800.000 Euro – wieder zurückgegeben. Mittlerweile hat sich die Familie mit Urlaub im Ländle abgefunden. „Natürlich ist es ärgerlich. Aber es gibt Schlimmeres. Es geht uns ja gut“, meint Meusburger. Eines hätten sie aber sicher gelernt: „Man kann nicht vorsichtig genug sein, gerade im Internet.“

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