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Sonde BepiColombo fing Merkur-Bilder ein: Das machten Wiener Experten

BepiColombo ist vor etwas weniger als drei Jahren aufgebrochen.
BepiColombo ist vor etwas weniger als drei Jahren aufgebrochen. ©pixabay.com (Symbolbild)
Die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombo hat beinahe drei Jahre nach ihrem Start erste Bilder vom Planeten Merkur eingefangen. Sie übermittelte laut der Europäischen Raumfahrtagentur ESA Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen man die nördlich Hemisphäre des Merkur sehen kann.

Mit ihren großen Kratern erinnert die Merkur-Oberfläche an den Mond.

Die Raumsonde flog den Angaben zufolge in einer Höhe von 199 Kilometern am Merkur vorbei. Da BepiColombo auf der Nachtseite des Planeten ankam, seien die Bedingungen aber "nicht ideal" gewesen, um Bilder aus nächster Nähe aufzunehmen, erklärte die ESA. Daher wurde das nächste Bild aus einer Entfernung von etwa tausend Kilometer aufgenommen.

BepiColombo brach 2018 auf

BepiColombo war am 20. Oktober 2018 zu einer siebenjährigen Reise zum kleinsten und am wenigsten erforschten Planeten unseres Sonnensystems gestartet. Die nach dem italienischen Mathematiker und Ingenieur Giuseppe "Bepi" Colombo benannte und von der ESA geleitete Mission zum sonnennächsten Planeten gilt als das bisher komplizierteste Raumfahrtprojekt Europas.

Kompliziert ist die Reise vor allem durch Merkurs Nähe zur Sonne. Angesichts der enormen Schwerkraft der Sonne erfordert es viel Energie, eine Raumsonde so abzubremsen, so dass sie in eine Umlaufbahn um den innersten Planeten des Sonnensystems einschwenken kann.

BepiColombo muss mehrere Vorbeiflüge absolvieren

Im Fall von BepiColombo bedeutet dies: Um die Geschwindigkeit anzupassen, muss die Sonde insgesamt neun Planeten-Vorbeiflüge absolvieren. Sie flog bereits einmal dicht an der Erde und zwei Mal an der Venus vorbei. Nach insgesamt sechs Vorbeiflügen am Merkur soll die Sonde 2025 in eine Umlaufbahn um ihren Zielplaneten einschwenken.

Bisher erreichten nur zwei Missionen der US-Raumfahrtbehörde NASA den Merkur: "Mariner 10" in den 70er-Jahren und die Raumsonde "Messenger", die den Merkur von 2011 bis 2015 umkreiste. Die BepiColombo-Mission soll die Besonderheiten der inneren Struktur des Merkurs und seines Magnetfelds erforschen und unter anderem der Frage nachgehen, ob es in den sonnenabgewandten Kratern Eis gibt.

Anteil aus Österreich mit dabei

Das europäisch-japanische Gemeinschaftsprojekt ist durch einen starken Anteil aus Österreich gekennzeichnet: So ist das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für die Magnetfeldmessgeräte beider Raumsonden zuständig. Beide Magnetometer (MPO-MAG und MMO-MGF) sind durchgehend eingeschaltet. Von MPO-MAG, dessen Sensor am bereits ausgeklappten Boom sitzt, werden mit Hochspannung die Ergebnisse erwartet. "Zum ersten Mal wird eine Raumsonde das Merkur-Magnetfeld der südlichen Hemisphäre in niedriger Höhe messen", wie Wolfgang Baumjohann vom IWF, der die wissenschaftliche Leitung des MMO-MGF innehat, festhielt. Damit stünden die bisher aufgestellten Modelle für das Eigenmagnetfeld des Planeten auf dem Prüfstand. Auch das Ionenspektrometer PICAM wird während des Merkur-Vorbeiflugs eingeschaltet, um erstmals in der extrem dünnen Merkur-Atmosphäre nach verschiedenen Arten von Ionen zu suchen. Die Beteiligung des IWF an BepiColombo wurde von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert.

Schutz durch Wiener Fachleute

Technik aus Wien steuert die Merkursonde: Das Lenksystem stammt vom österreichischen Weltraumunternehmen RUAG Space Austria in der Bundeshauptstadt, wo es auch entwickelt und gebaut wurde, wie das Unternehmen betonte. Zusätzlich lieferte der Weltraumzulieferer auch für die Ausrichtung der Solarpaneele die Motorsteuerung. Weiters schützten die Wiener Experten die Sonde vor den extremen Temperaturen im All: "Merkur ist der sonnennächste Planet, daher muss die Sonde extreme Hitze von über 450 Grad Celsius aushalten", wie Geschäftsführer Andreas Buhl verdeutlichte. Die Hochtemperaturisolation mit Keramikfasern dient gleichzeitig als Schutz gegen Mikrometeoriten.

Laut dem Unternehmen wird jeder europäische Satellit mit Thermoisolation von RUAG Space geschützt. Rund 1.300 Mitarbeitende in sechs Ländern entwickeln und produzieren laut Unternehmensangaben Produkte für Satelliten und Trägerraketen. RUAG Space ist Teil des internationalen Technologieunternehmen RUAG international mit Sitz in der Schweiz.

(APA/Red)

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