Anhand der Arbeiten der verschiedensten Epochen will die Residenzgalerie die Entwicklung und Veränderung des Begriffs “Sünde” in der bildenden Kunst und der Gesellschaft aufzeigen.
Im Kern besteht die Sammlung der Salzburger Residenzgalerie aus Werken des Barock, und so nimmt diese Zeit auch einen zentralen Teil der Ausstellung ein. Wohl auch, weil die Darstellung der sinnlichen Fleischlichkeit im Barock aus dem Vollen schöpft und noch nicht so stark wie im 19. Jahrhundert mit der Moral verknüpft wurde. Im Mittelalter dominierten die von der Kirche in Auftrag gegebenen Lasterdarstellungen, die erst im 17. Jahrhundert vor allem in den Niederlanden von eher hemmungslosem Nachzeichnen von Völlerei, Unkeuschheit, Faulheit oder einer der anderen sieben Todsünden abgelöst wurden.
“Im 20. Jahrhundert ändert sich der Sünde-Begriff in der Kunst vollständig”, wie Kurator Thomas Habersatter heute, Donnerstag, bei der Presseführung erläuterte. “Es gibt jede Menge Porno, aber die klassische Auseinandersetzung mit Sünde gibt es nicht mehr. Sogar der Vatikan überlegt ja, die klassischen sieben Todsünden neu zu definieren und etwa die Abtreibung oder die Umweltverschmutzung mit aufzunehmen.”
Ihrer Sinnlichkeit ein wenig beraubt wird die nicht allzu große Ausstellung in Salzburg durch kaum noch als sündhaft wahrgenommene Darstellungen des Musizierens, Kartenspielens, Essens oder Trinkens. Auch Stephan Balkenshols Frauen-Skulptur mit Schlange bringt keine neue Sicht der Dinge, und so stehen Frans Francken und sein “Höllensturz der Verdammten” aus den Jahren um 1605, Alfred Kubins Zeichnungen der sieben Todsünden oder die krasse Darstellung von Homosexualität alter Männer von Gilbert & George exemplarisch für diese Salzburger Sommer-Ausstellung. Ergänzt wird die Schau durch Beiträge von Studierenden des Kollegs für Medientechnik der HTL Salzburg, in denen sich die jungen Künstler im Auftrag der Residenzgalerie mit heutigen Vorstellungen von Sünde vor allem mit fotografischen Mitteln beschäftigt haben.
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