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Sommer der Rekorde?

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist - will man wissen, wie er wird. Die Experten sind sich nicht ganz einig. Aber eines zeichnet sich ab: Der 2007er wird ein trockener Jahrgang.

So trocken wie noch nie, so warm wie noch nie, so viel Sonne wie noch nie – so wird der April 2007 in die Wettergeschichte eingehen. Wie auch der Winter 2006/2007 davor sich in die Annalen eingeschrieben hat.

Und wie auch der Sommer 2007 es tun wird? Kommt nach 2003 ein neuerlicher Rekordsommer mit vielen Tropentagen und langen Trockenphasen? „Die Wahrscheinlichkeit für einen heißen und trockenen Sommer ist deutlich gestiegen“, betont Mojib Latif. Der Wetterexperte beschäftigt sich am Leibniz-Institut in Kiel unter anderem mit mittelfristigen Wetterprognosen.

Azoren-Hoch wirkt

Die Ursache dafür sind laut Latif „sehr stabile Hochdruckgebiete über den Azoren, die sich immer weiter noch Osten ausdehnen“. Das habe zur Folge, dass Störungsfronten in den Norden Europas abgedrängt werden und über Skandinavien ostwärts ziehen, was in diesen Regionen sogar einen Zuwachs an Niederschlag bedeuten kann.

Und für Mitteleuropa kommt laut dem Experten noch dazu, „dass die Gletscher als Wasserspeicher durch die relativ hohen Wintertemperaturen gelitten haben und als Reservoir zunehmend ausfallen“. Wasserknappheit und Dürre könnten diesen Sommer somit prägen.

Zurückhaltender in seiner Sommerprognose ist der Meteorologe Ernest Rudel von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. Also im Detail: Rudels Modellberechnungen zeigen einen eher kühlen, aber ebenfalls vergleichsweise trockenen Mai; einen „normalen“ Juni mit Durchschnittstemperaturen und -niederschlag und Juli und August aber wieder warm. Seine Zusammenfassung: „Extrem heißt das für den Sommer 2007 nicht.“

Vor allem für die Landwirtschaft seien aber die geringen Niederschlagsmengen ein ernsthaftes Problem – eingeleitet bereits in diesem April und durch den Winter mit vergleichsweise wenig Schnee. „Das war wirklich ein Jahrhundert-April“, bestätigt Rudel. In den Wetteraufzeichnungen der Zentralanstalt findet sich nichts Vergleichbares – so lag die Durchschnittstemperatur bei 13 Grad und drei Grad über dem langjährigen Schnitt.

Und dieser April 2007 war staubtrocken: So fielen in Graz bis zum 22. April 17 Liter Regen pro Quadratmeter – im Vorjahr waren es noch 97. Ähnlich die Situation in Klagenfurt: 13 Liter in diesem Jahr, 2006 waren es noch 99. Und in Eisenstadt hat es in den ersten 22 Tagen überhaupt keinen Niederschlag gegeben. So wurden im nördlichen Burgenland auch Spitzenverbrauchswerte von 50.000 Kubikmetern Wasser in den vergangenen Tagen registriert. Das illustriert: Vor allem der Süden Österreichs ist von Rekordtrockenheit bedroht, auch Slowenien und Kroatien wie weite Teile Osteuropas befürchten eine Dürreperiode.

Immer mehr Sommer

„Das Wetter wird variabler, die Frequenz außergewöhnlicher Wetterphasen höher“, erläutert Ernest Rudel – und das öffentliche Bewusstsein sei einerseits geschärft, andererseits die Erinnerung verblasst. „Wer kann sich denn noch an den Rekordsommer 1992 erinnern“, fragt er.

Dennoch: Sommer, in denen die Rekorde purzeln, könnten immer häufiger werden. Das geht jedenfalls aus einer Studie der österreichischen Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb hervor.

Die Kernthese der Studie, die im Auftrag der Grünen erstellt wurde: Selbst wenn es gelingen würde, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, werde sich die Zahl der sommerlichen Hitzetage mit mehr als 30 Grad bis zum Jahr 2075 mehr als verdoppeln. Durchschnittlich, schreiben die Studienautoren, könnten es 25 statt neun Tropentage, in Extremjahren aber während der drei Sommermonate auch bis zu 68 Tage mit mehr als 30 Grad sein. Die Folgen einer solchen Situation lassen sich am Jahr 2003 erahnen: In diesem Hitzesommer starben europaweit etwa 70.000 Menschen mehr als sonst in einem solchen Zeitraum. Dazu kommen Probleme für die Energie- und Wasserversorgung.

Doch mehr Sonne hat nicht nur negative Folgen für den Menschen: Die Stimmung hellt sich auf, die Gedächtnisleistung steigt und auch die Lust auf Sex. „Bei allen diesen Dingen spielt der Umsatz des Glückshormons Serotonin im Gehirn eine Rolle“, schildert die Psychologin Marlies Pinnow. Der Hormonspiegel ändere sich sehr kurzfristig je nach Anzahl der Sonnenstunden.

Ob sich das im Sommer 2007 beweisen lassen wird – es ist ganz einfach: Wir werden sehen.

LANGSAMER WECHSEL – REGEN MÖGLICH

Heute, Sonntag, streift im Norden eine Front, im Süden bleibt es sonnig und warm mit bis zu 24 Grad. Gegen Abend sind einzelne gewittrige Regenschauer auch im Süden möglich.

Von Montag an ist eine langsame Wetterumstellung zu erwarten. Die Tageshöchstwerte betragen nur noch 20 Grad, bis zu Mittag ist es meist sonnig, am Nachmittag steigt die Wahrscheinlichkeit für Regenschauer.

Ab Mittwoch sickert kühlere Luft ein. Die Chancen auf nennenswerten Niederschlag steigen.

Ab Mittwoch könnte der ersehnte Regen fallen

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