Immer wieder wird in Österreich das Benotungssystem in Schulen diskutiert. Lange gab es neben den bestehenden Ziffernnoten auch alternative Leistungsbeurteilungen - etwa eine Ampelskala. 2018 folgte die Rückkehr zum Ziffernnotensystem als einzige Beurteilungsform. In wenigen Wochen, wenn das Semesterzeugnis für 2020 vergeben wird, herrscht somit in Österreich wieder Notenzwang. Der gemeinnützige Verein "Gemeinsam Zukunft Lernen" aus Lustenau will das so nicht hinnehmen: "Nein zum Notenzwang - Ja zur Wahlfreiheit der Beurteilungsform" - diesen Titel trägt die Petition der Organisation.
Die Unterschriftensammlung richtet sich direkt an das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, soll aber auch einen Denkanstoß für die Zuständigen im Land liefern. Die Unterschriftenaktion läuft zwar erst seit dem 7. Jänner, zählt jedoch schon jetzt rund 3.000 Unterstützer.
Einschränkung der Freiheiten
Wolfgang Türtscher, Obmann der ÖAAB-Lehrer, sieht die Petition und deren Ziel kritisch. "Das ist eigentlich eine Einschränkung der Freiheiten", erklärt er im VOL.AT-Gespräch. "Der Schüler, die Eltern und die Lehrer haben ein Recht auf eine Note." Eine zusätzliche verbale Benotung mit Ampelsystemen sei allerdings kein Widerspruch. Die Schulnoten gebe es bereits seit Ende des 18 Jahrhunderts. "Die haben sich im Wesentlichen bewährt", so Türtscher. Innerhalb einer Klasse sei es ein guter Gradmesser, insbesondere wenn sich Schüler verbessern. Die Wertschätzung der Schüler für das Notensystem habe zudem in den letzten Jahren zugenommen.
"Sollte so bleiben wie es ist"
"Die Petition ist dann erfolgreich, wenn sie bei einem Volksbegehren 100.000 Stimmen erreicht", meint Türtscher, der selbst Lehrer am BG Bregenz-Blumenstraße ist. "Wir haben im Parlament derzeit eine Zweidrittelmehrheit für die Notengebung. Also ich erachte die Chancen nicht für besonders gut", gibt der Lehrersprecher zu verstehen. Außerdem: "Ich stelle mir das schwierig vor in einer Volksschule mit zwei dritten Klassen: In der A-Klasse mit Note - in der B-Klasse ohne Note", so der ÖAAB-Obmann weiter. "Da halte ich die Verwirrungen, die entstehen, für größer." Eine Systemänderung habe oft mehr Nachteile als Vorteile. "Es sollte im Wesentlichen so bleiben, wie es ist", schließt Türtscher.
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(Red.)
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