Vorarlbergs Landtagsparteien verhandeln derzeit unter dem Vorsitz von Landtagspräsidentin Bernadette Mennel (52) eine Landtags- und Demokratiereform. Der Ausgang ist offen, eines scheint aber bereits gewiss: Für eine Verkleinerung des Landtags findet sich keine Mehrheit. Einzig die Freiheitlichen drängen auf eine personelle Reduktion. Die anderen Parteien sind gegen eine Verkleinerung, unter anderem mit dem Argument, der jetzige Landtag sei in seiner Zusammensetzung repräsentativ für das Land Vorarlberg, jede weitere Verkleinerung gefährde die Ausgewogenheit. Grund genug, den Vorarlberger Landtag einmal näher in Augenschein zu nehmen – und anhand mehrerer Faktoren zu untersuchen, ob das Landesparlament wirklich repräsentativ für das Land ist.
Das Durchschnittsalter
Das Durchschnittsalter der 36 Landtagsabgeordneten liegt bei 50,8 Jahren, das der Vorarlberger laut Statistik dagegen bei vergleichsweise niedrigeren 39,9 Jahren.
Vorarlbergerinnen sind im Schnitt 41,0 Jahre alt, Vorarlberger im Durchschnitt 38,8. Die Politikerinnen im Landesparlament haben ein Durchschnittsalter von 51,4 Jahren, die Politiker von 50,5 Jahren.
ÖVP die älteste Fraktion
Die älteste Landtagsfraktion ist mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren die ÖVP (20 Mandate). Die FPÖ (9 Mandate) kommt auf einen Altersschnitt von 51 Jahren. Die vier Mandatare der Grünen haben einen Altersschnitt von 48,75 Jahren, die drei Politiker der SPÖ von 45 Jahren.
Keiner unter 30 oder über 70
35,7 Prozent der Vorarlberger sind jünger als 30; wiederum 11,4 Prozent sind älter als 70. Beide Altersgruppen sind im Landtag überhaupt nicht vertreten. Elmar Schallert (ÖVP, 68) ist der älteste Landtagsabgeordnete. Der jüngste ist Thomas Winsauer (ÖVP) mit seinen 33 Jahren. Unter 40 sind neben Winsauer im Übrigen nur noch Mirjam Jäger-Fischer (SPÖ, 35) und Christoph Winder (ÖVP, 37). Im Landtag gibt es zwei Pensionisten: Elmar Schallert, er war Archivar, sowie Monika Reis (ÖVP, 61). Im Land Vorarlberg gibt es knapp 77.400 Pensionisten.
Niedriger Frauenanteil
Im Land Vorarlberg gibt es mit 50,8 Prozent knapp mehr Frauen als Männer. Im Landtag ist das Verhältnis ein anderes: 13 Frauen stehen 23 Männern gegenüber, der weibliche Anteil im Landtag beträgt also nur 36 Prozent.
FPÖ hat am wenigsten Frauen
Die höchste Frauenquote hat die SPÖ – zwei ihrer drei Mandate sind von Politikerinnen besetzt. Bei den Grünen ist das Verhältnis mit je zwei Frauen und zwei Männern ausgeglichen. Sieben der 20 Mandate der ÖVP sind von Frauen besetzt. Die FPÖ hat die wenigsten Politikerinnen – den zwei Frauen stehen sieben Männer gegenüber.
Berufsgruppen
Im Landtag sitzen mehrere Lehrer, Juristen, Landwirte und Klein-Unternehmer. Ansonsten ist die Auswahl verschiedener Berufe recht bunt – Polizist, Versicherungskaufmann, Ärztin, Steuerberater. Auffallend ist: Groß-Unternehmen und Industrie haben keinen Vertreter im Landtag. Kein Abgeordneter ist Touristiker – es gibt beispielsweise keine Hoteliers und keine Wirte im Landtag. Und kein einziger Landtagsabgeordneter ist Handwerker.
Vertreter aus der Region
Jeweils vier Abgeordnete wohnen in Bregenz, Dornbirn und Lustenau. Drei Abgeordnete haben ihren Wohnsitz in Feldkirch, jeweils zwei in Hohenems, Götzis, Rankweil, Nenzing und Schwarzach. Jeweils ein Politiker/eine Politikerin kommt aus Hörbranz, Hard, Fußach, Hirschegg, Bezau, Bizau, Klaus, Bludenz, Schlins, Dalaas und Sonntag.Die bekannten Vorarlberger Tourismusorte haben keinen Vertreter im Landtag. Die größte Gemeinde, die keinen Vertreter im Landtag stellt, ist Lauterach (9612 Einwohner). Wolfurt (8173 Einwohner) geht ebenfalls leer aus.
Ausbildung
Elf der 36 Landtagsabgeordneten haben studiert. Die Akademikerquote im Landtag beträgt damit 31 Prozent, die im Land Vorarlberg 8,3 Prozent.
Familienstand und Kinder
Nur zwei der 36 Landtagsabgeordnete haben keine Kinder. 31 sind verheiratet, zwei geschieden. In einem Land, in dem die Scheidungsrate laut Statistik bei 43,32 Prozent wird, ist das ein bemerkenswerter Umstand. Kinderlose Singles gibt es im Landtag übrigens keine.
Einkommen
Die Landtagsabgeordneten verdienen pro Monat rund 4700 Euro brutto, 14 Mal im Jahr. Das ergibt einen Brutto-Jahresverdienst von 65.800 Euro. Das Medianeinkommen der Vorarlberger liegt dagegen bei 24.633 Euro brutto im Jahr. Die Landtagsabgeordneten verdienen kraft ihrer Funktion bereits deutlich mehr als der Durchschnittsvorarlberger – zum Landtagsgehalt beziehen die meisten ja noch das Einkommen aus ihrem Zivilberuf. Allerdings gibt es im Landtag auch 13 Abgeordnete, die hauptberuflich Politiker sind – und ihr Einkommen damit nur aus der Politik beziehen.
Eine absolute Ausnahme
Grünen-Abgeordnete Vahide Aydin (43) ist in der Türkei geboren. Sie ist die einzige Migrantin im Vorarlberger Landtag. In Vorarlberg sind 57.000 Personen Zuwanderer der ersten Generation, also im Ausland geboren.
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