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So gefährlich lebt die LGBTQ-Community in Österreich

Hasskriminalität scheint auch in Österreich ein Thema zu sein.
Hasskriminalität scheint auch in Österreich ein Thema zu sein. ©VOL.AT/Hartinger, APA
Opfer von sexueller Gewalt zeigen die Straftat nur selten bei der Polizei an. Das gilt auch für Opfer von sexuell motivierter Gewalt gegenüber der LGBTQ-Community. Dabei sind gerade sie überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, wie eine Studie der IG Soziologie Forschung und GayCopsAustria zeigt.
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LGBTQ, das umfasst Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und jede weitere sexuelle Orientierung abseits der Heterosexualität. Wer sich dieser Gemeinschaft zugehörig fühlt, lebt auch in Österreich gefährlich. Dies belegen aktuelle Zahlen einer Studie der IG Soziologie Forschung, angesiedelt an der Universität Graz, gemeinsam mit dem Verein GayCopsAustria. Der häufigste Grund: Sogenannte “Hate Crimes” aufgrund der Sexualität. Verglichen mit anderen Studien müsse man die Ergebnisse als “konservatives Minimum” verstehen, da man gezielt nach strafbaren Handlungen und nicht offen rein nach Gewalt im weitesten Sinne gefragt habe.

Zehnmal größere Gefahr, verletzt zu werden

So ist allein das Risiko, von anderen verletzt zu werden, zehnmal höher als für die restliche Bevölkerung. Die Antworten der über 550 Teilnehmer legen nahe, dass mindestens fünf Prozent der LGBTQ in Österreich im Jahr Opfer einer Körperverletzung werden. Alarmierend: Hochgerechnet wären dies an die 17.000 Fällen. Dies entspricht knapp die Hälfte aller jährlich angezeigten Körperverletzungen. Dabei wird der Anteil der LGBTQ-Community an der Gesamtbevölkerung gerade einmal auf 3,5 Prozent geschätzt. Jeder zweite wurde beleidigt, jeder dritte Befragte bedroht. Eine Studie der EU zu dem Thema von 2013 sowie der Stadt Wien kommen zu noch drastischeren Ergebnissen. Dort wurde jedoch sehr offen nach Gewalt und Diskriminierung gefragt, auch abseits des strafbaren Rahmens.

Gefahr geht von Männern aus

Je jünger die Person aus dem LGBTQ-Umfeld in Österreich sei, desto wahrscheinlicher werde sie Opfer eines Hassverbrechens. Die Opfer sind überwiegend Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die in einem städtischen Umfeld leben. Jedoch auch Frauen seien in hohem Ausmaß Opfer von Hasskriminalität. Der Tatort ist meist die offene Straße oder öffentliche Verkehrsmittel; die Tatzeit in den Nachtstunden des Wochenendes. Die Täter sind meist den Opfern fremde junge Männer, oft in Gruppen. Junge Frauen scheinen vor allem dann zu Tätern zu werden, wenn sie in solchen Männergruppen unterwegs sind. Ähnliche Erfahrungen machte auch Luna, nicht nur auf ihrem Nachhauseweg. 

Wenig Vertrauen in Polizeiarbeit

Angezeigt werden wie auch bei sexuellen Übergriffen allgemein die wenigsten Fälle. Vielen falle es schwer mit Fremden über das Erlebte zu sprechen. Auch eine Ursache liege im mangelnden Vertrauen in die Polizei, dass diese das Anliegen ernst nehmen würde. Schuld sei daran jedoch nicht, dass die Betroffenen eine schlechte Meinung von der Polizei hätten, eher im Gegenteil. Man scheine ihr aber nicht zuzutrauen, die eigenen Fälle angemessen zu behandeln. So glauben die meisten, dass man den Fall nicht ernst genug nehmen würde oder die Täter nicht ausforschen werden könne. Auch ist das Ansehen der Polizei gerade bei denen geringer, die erst vor kurzem Opfer einer Straftat wurden.

Hohe psychische Belastung

Ähnliches gilt auch für psychologische Hilfe: Ein Drittel der befragten Opfer einer Körperverletzung zeigten noch ein Jahr nach der Tat Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Ein Fünftel leidet durch Beleidigungen und Ausfälligkeiten, nicht zuletzt über soziale Netzwerke. Dennoch würden nur die wenigsten den Mut aufbringen, professionelle Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen.

Mehr Schulung für Polizei

Eine einfache Lösung, wie man zumindest den Gang zur Polizei für die Opfer von Straftaten erleichtern könne, gäbe es jedoch nicht. Die Befragten würden jedoch eine allgemeine Schulung der Polizeibeamten in Themen Hasskriminalität oder gar separate Ansprechpersonen in den Dienststellen begrüßen. Auch eine externe Beratungsstelle, die bei Anzeigen hilft, trifft auf Zustimmung. Unterm Strich brauche es aber eine breite Maßnahmenpalette, so das Fazit der Studie.

Die Studie in voller Länge

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