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Skischule beschließt Sanktionen

Jene drei Lecher Skilehrer, die vor einer Woche bei Lawinengefahr der Stufe 4 im freien Gelände ein Schneebrett am Kriegerhorn ausgelöst hatten und dabei selbst verschüttet wurden, haben am Sonntag Abend ihre Strafen ausgefasst.

Die drei Skilehrer – alle zwischen 26 und 29 Jahre alt – bekommen eine letzte Chance. „Eine sinnvolle Strafe in Verbindung mit Therapie“, erklärt der Lecher Skischul-Chef Stefan Schneider.

„Die drei Skilehrer müssen ab sofort jeden Tag im Bereich Mohnenfluh nach dem Dienst in ihrer Freizeit die letzte Kontrollfahrt auf der Piste machen. Jeweils vor Dienstantritt steht in der Früh Lawinensprengen auf dem Programm“, sagt Schneider im „VN“-Exklusivgespräch.

Therapeutischer Effekt

Ein neunköpfiges Gremium aus erfahrenen Lecher Skilehrern fasste den Beschluss – und setzt vor allem auf den therapeutischen Effekt. Als Helfer und Munitionsträger der Lawinensprenger werden die drei leichtsinnigen Skilehrer viel zum Thema Lawinen lernen: Wann wird ein lawinengefährdeter Hang abgesprengt, gesperrt oder freigegeben? „Zu sagen haben sie am Berg natürlich nichts, das machen die Experten. Aber bei 100 km/h Windgeschwindigkeit frühmorgens auf dem Kriegerhorn – das ist kein Vergnügen“, weiß Stefan Schneider. Bis zuletzt war auch eine Kündigung der Skilehrer im Gespräch. „Damit hätten wir den jungen Kollegen aber jede berufliche Zukunft genommen“, sagt der Skischulleiter. Im Wiederholungsfall gebe es aber keine Gnade: „Das ist wie ein Urteil auf Bewährung.“

Die drei Skilehrer haben den Fehler von Anfang an eingestanden und müssen sich zusätzlich Gendarmerieanzeigen wegen Gefährdung der körperlichen und öffentlichen Sicherheit stellen. Auch die Bergekosten – rund 10.000 Euro – treffen die drei jungen Männer voll.

Strafe angenommen

Der aus Tirol stammende Skilehrer Christoph S. (29) wurde bei dem Lawinenabgang schwer verletzt, er liegt immer noch mit einem Oberschenkelhalsbruch im Sanatorium. „Die Verletzung schützt ihn aber nicht vor Strafe. Diese Saison ist für ihn sowieso gelaufen. Der muss das komplette Programm nächstes Jahr nachholen“, verspricht Stefan Schneider. Die Zwillingsbrüder Herbert und Gerhard L. (26) sind mittlerweile wieder im Dienst. Das Strafprogramm beginnt für sie heute. Die betroffenen Skilehrer haben die Strafe angenommen.

KOMMENTAR: Eine Lektion fürs Leben
(GEROLD RIEDMANN)

Das hätte man sich im Skischulbüro auch ganz einfach machen können. Werfen wir sie halt raus, die drei Skilehrer – der Öffentlichkeit vor die Füße. Denn wenn es um den guten Ruf geht, ist der Druck am Arlberg immens. Die Pressemeldung von den drei Skilehren, die bei höchster Lawinengefahr selbst verschüttet wurden, lief international. Sogar aus den USA riefen Journalisten an, um sich zu erkundigen, was man denn nun mit den Nestbeschmutzern im weltberühmten Skiort zu tun gedenke. Doch die Skischule Lech hat sich nicht zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen lassen und mit einer äußerst schlauen Lösung Klasse bewiesen.

Die drei Skilehrer werden am Ende der Saison alles über den Weißen Tod wissen – die Freizeit bis dahin ist mit Kontrollfahrten und Lawinensprengungen im schulterhohen Tiefschnee gestrichen. Skischulleiter Stefan Schneider hat schon zig Lawinen ins Tal donnern sehen. Seit 1983 ist er selbst als Lawinensprenger unterwegs und hat – wie er selbst sagt – dabei mehr gelernt, als bei allen Ausbildungskursen zusammen. Auch die drei Skilehrer haben nun die Chance, ihre Lektion zu lernen – fürs Leben.

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