Skandal in der K2 Todeszone: "Er ist dort elendig verreckt"

Am 27. Juli ereigneten sich auf dem K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, erschütternde Szenen. Laut dem österreichischen Bergsteiger Wilhelm Steindl - zuerst berichtete der "Standard" - machten sich an diesem Tag 200 Bergsteiger auf den Weg zum Gipfel, darunter auch der unerfahrene pakistanische Helfer Mohammed Hassan (Bild unten).
Foto: Das ist der verstorbene Mohammed Hassan
Tragödie auf 8200 Metern
Ein Kameramann, ein Kollege von Steindl, filmte für Servus TV die Besteigung. Als er später im Basiscamp die Aufnahmen sichtete, machte er eine schockierende Entdeckung. Die Bilder zeigten, wie ein Mann den Oberkörper des im Sterben liegenden Hassan massierte, offenbar in einem verzweifelten Versuch, ihn am Leben zu halten. Hassan war zuvor abgestürzt und hing fast eine Stunde kopfüber, mit entblößten Beinen im Seil – in einer Höhe von 8200 Metern.
Menschenverachtende Szenen
Steindl, der an diesem Tag wegen gefährlicher Verhältnisse bereits umgekehrt war, nachdem zwei Lawinen abgegangen waren, prangerte im "Standard" die menschenverachtenden Szenen an. Er sagte: "Über die Erzählung von drei unterschiedlichen Augenzeugen kann ich berichten, dass dieser Mann noch gelebt hat, während etwa 50 Leute an ihm vorbei gestiegen sind." Nach dem Unfall wurde einfach ein neues Seil befestigt, damit die restlichen Bergsteiger weitergehen konnten, während Hassan noch lebte. Es dauerte 45 Minuten, bis er hochgezogen werden konnte.
"Er ist dort elendig verreckt"
Steindl kritisierte scharf, dass es keine organisierte Rettungsaktion gegeben habe, obwohl erfahrene Bergführer und Sherpas vor Ort waren. Er sagte schockiert: "Er ist dort elendig verreckt. Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, ihn runterzubringen."
"Lakpa Sherpa" versucht sich zu rechtfertigen
Der bekannte Sherpa-Guide "Lakpa Sherpa" rechtfertigte sich gegenüber "Explorersweb": "Vor seinem Unfall sagten ihm einige Sherpas mehrmals, er solle zurückgehen, weil seine Kletterausrüstung und Kleidung sehr dürftig waren, aber er hörte nicht zu." Sie vermutete, dass er sich nach seiner Verletzung möglicherweise nicht mehr bewegen konnte und betonte die Schwierigkeit, jemanden von der besagten Stelle am Berg, einem "Flaschenhals", herunterzubringen.
"Dann mussten wir auf dem Rückweg über seine Leiche springen"
Silvia Azdreeva, die an diesem Tag den Berg bestieg, sagte zu "Explorersweb": "Ein Mensch starb vor meinen Augen. Einen Moment lang war er noch am Leben und dann mussten wir auf dem Rückweg über seine Leiche auf der Eiskante springen." Sie rechtfertigte ihr Weitergehen mit den Worten: "Es gibt niemanden, der dich so schnell retten kann, du musst tagelang warten."
"Was da passiert ist, ist eine Schande"
Steindl kritisierte auch die Rekordjäger am Berg, insbesondere die Norwegerin Kristin Harila, die alle 14 Achttausender in 92 Tagen bestieg. Er sagte zum "Standard": "Was da passiert ist, ist eine Schande. Da wird ein lebender Mensch liegengelassen, damit Rekorde erzielt werden können." Harila feierte später ihren Triumph im Basislager, was Steindl abstieß: "Ich bin nicht hingegangen, es hat mich angewidert. Da ist ein Mensch oben gestorben."
Steindl hilft der Witwe
Nach dem Drama suchte Steindl die Witwe von Mohammed Hassan auf. Sie wird von ihrem Arbeitgeber nicht das Gehalt ihres Mannes erhalten, weil er seine Arbeit nicht vollendet habe. Steindl hingegen sagte ihr Unterstützung zu, möchte für die Ausbildung der Waisenkinder aufkommen und hat auch eine Spendenaktion gestartet.
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