AA

Sind ältere Verkehrsteilnehmer eine Gefahr?

Im Alter lassen die Fähigkeiten nach. Oft sieht und hört man nicht mehr so gut. Auch die Reaktion lässt nach. Doch macht einen das automatisch fahruntauglich? TED

Immer wieder kommt es zu Geisterfahrer-Unfällen. Den bislang letzten verursachte im September eine 77-jährige Thüringerin auf der A 14. Am Mittwoch wurde die Frau ausgeforscht. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Geht von älteren Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr eine besondere Gefahr aus?

Nein, sagt Jürgen Wagner vom ÖAMTC. „Denn ältere Autofahrer machen ihre Beeinträchtigungen meist durch ihre Erfahrung wett.“ Das Alter sei nicht der Gradmesser der Fahrtauglichkeit. „Es gibt auch junge Leute, die nicht mehr am Verkehr teilnehmen können – zum Beispiel Drogenkonsumenten oder Alkoholiker.“

Auch Peter Rüscher, der stellvertretende Kommandant der Verkehrsabteilung der Gendarmerie, sieht keine besondere Gefahr von älteren Verkehrsteilnehmern ausgehen. Im Gegenteil: „Viele fahren im Alter vorbildlich.“

Das darf aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es auch unter Senioren schwarze Schafe gibt. Gemeint sind jene, die aufgrund körperlicher und geistiger Beeinträchtigungen eigentlich nicht mehr verkehrstüchtig sind, sich aber trotzdem noch hinters Steuer setzen. Die Zahl der Uneinsichtigen, die eigentlich nicht mehr Autofahren dürften, ist aber laut dem ÖAMTC gering. Wagner: „Der größte Teil der Senioren ist so verantwortungsbewusst, dass sie sagen: „Jetzt fahre ich nicht mehr.“

Wegen der schwarzen Schafe taucht aber immer wieder der Ruf nach Abgabe des Führerscheins ab einem gewissen Alter auf. Die beiden Verkehrsexperten lehnen dies aber ab. Wagner empört: „So ein Gesetz darf nie kommen. Denn das würde die alten Menschen diskriminieren.“ Für ihn ist die Vorstellung unerträglich, dass man den Führerschein abgeben muss, nur weil man alt ist. „Das darf man den alten Leuten nicht antun. Das wäre eine krasse Ungleichbehandlung.“ Auch Rüscher von der Gendarmerie ist dagegen. „Denn wenn jemand 90 und geistig noch völlig klar ist, warum soll der nicht mehr fahren dürfen.“

Wagner vom ÖAMTC hält die derzeitige Gesetzeslage für völlig ausreichend. „Wenn ein älterer Autofahrer im Straßenverkehr auffällig wird und in eine Kontrolle gerät, muss er zum Amtsarzt und sich auf seine Fahrtauglichkeit untersuchen lassen.“ Ein Manko gebe es aber: „Die Gefahr des Erwischtwerden ist sehr gering.“ Deshalb würde er sich wünschen, dass die Gendarmerie mehr Kontrollen durchführt.

Rüscher hingegen könnte sich eine neue gesetzliche Regelung vorstellen. „Eine Maßnahme, die geeignet wäre, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wären periodische Überprüfungen der Verkehrstüchtigkeit ab einem bestimmten Alter.“

Geisterfahrer
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass primär ältere Menschen zu Geisterfahrern werden. Laut den Verkehrsexperten sind es vor allem alkoholisierte Lenker, die Geisterfahrer-Unfälle verursachen. Auch übermüdete, verwirrte und ortsunkundige Autofahrer haben das Potenzial zum Geisterfahrer.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Sind ältere Verkehrsteilnehmer eine Gefahr?